Technik

Netzpolitik nicht vor 2013 Blick in die "Blogosphäre"

Blogger aus ganz Deutschland diskutieren auf der dreitägigen Konferenz re:publica (2. bis 4. April) in Berlin über die neuesten Trends im Internet. Das Forum ist steht unter dem Motto "Die kritische Masse".

Die wichtigsten deutschen Blogs - wie etwa BILDblog, Basic Thinking oder Spreeblick - gibt es inzwischen schon seit ein paar Jahren. Neue Blogs scheinen sich nicht durchsetzen zu können. Woran liegt das? Markus Beckedahl vom Mitveranstalter newthinking communications, prominenter Blogger bei netzpolitik.org, erläutert die Besonderheiten der deutschen "Blogosphäre": "Diejenigen Blogs, die sich schon eine Reputation aufgebaut und quasi eigene Marken gebildet haben, verfügen über eine treue Anhängerschaft, die wiederum dafür sorgt, dass sie noch mehr Links von anderen Blogs bekommen. Und wenn sie mit der Zeit qualitativ besser werden, zieht das auch mehr Leser an, als wenn man am Anfang unbedarft herumexperimentiert." Die schon bekannten Blogs profitieren könnten somit dank Netzwerkeffekten überdurchschnittlich zulegen, so Beckedahl. "Es gibt aber trotzdem eine ungeheure Vielfalt. Neue Blogs orientieren sich erst mal an den bekannten, bevor sie ihre eigenen Nischen finden."

Vielfalt im Netz statt auf Papier

In den USA haben sich einige Blogs zu umfassenden Medienangeboten im Netz entwickelt. "Internet-Zeitungen" wie The Huffington Post konkurrieren direkt mit etablierten Medien. "Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 haben amerikanische Medien im Grunde nur eine Meinung verkündet und die Kriege in Afghanistan und im Irak unterstützt. Viele Bürger fühlten sich in diesem Mediensystem nicht mehr vertreten.

Daraus haben sich über das Internet Gegenöffentlichkeiten entwickelt", erläutert Beckedahl den großen Einfluss der US-Internet-Medien im Unterschied zu Deutschland, wo die mediale Vielfalt noch größer sei: "Man kann sich eigentlich von linksradikal bis rechtsradikal eine Tageszeitung für das eigene Weltbild kaufen." Auch die Sprache spiele für die Popularität US-amerikanischer Blogs eine wichtige Rolle: "Wenn man auf Englisch bloggt, tut man das theoretisch für 1,5 oder zwei Milliarden Menschen. Hinzu kommt, dass in den USA Risikokapital für solche neuen Medienangebote vorhanden ist."

Im Hinblick auf den Einfluss von Blogs und anderen Internet-Medien auf die deutsche Politik rechnet Beckedahl nicht vor 2013 mit einem Wandel: "Meine Einschätzung ist, dass wir auch bei der nächsten Bundestagswahl keinen wirklichen Internet-Wahlkampf bekommen". Noch werde in den Parteien stark auf Plakatierung gesetzt - eine eigene Website revolutioniert noch keinen Wahlkampf. "Politiker müssten das Internet als sozialen Raum erkennen", so Beckedahl. "Junge Menschen halten sich in Netzwerken oder in Blogs auf - das sind die Möglichkeiten, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Ich würde mir wünschen, dass sich Parteien und andere Organisationen mehr öffnen und die Neuen Medien zum Dialog mit den Bürgern über Themen nutzen."

Quelle: ntv.de

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