Technik

Zweifelhafter Schutz kostspieliger PayPal bis zu 40 Prozent teurer

"Ebay neu erleben" ist seit September 2007 das große Motto des führenden Online-Marktplatzes in Deutschland. "Dazu müssen wir uns auf neue Marktherausforderungen und verändere Ansprüche unserer Käufer und Verkäufer einstellen – und vor allem die Käuferzufriedenheit auf Ebay weiter verbessern", so Stefan Groß-Selbeck, Vorsitzender der Geschäftsführung.

Mit der Kundenzufriedenheit ist das so eine Sache. Wie zufrieden man mit den Ebay-Leistungen ist, entscheide jeder für sich selbst. Fakt ist, dass Ebay im Februar für private Auktionen zwar die Angebotsgebühr für Artikel, die mit einem Startpreis von einem Euro eingestellt wurden, abgeschafft hat (zuvor betrug diese 0,25 Cent). Im gleichen Schritt erhöhten sich die Verkaufsprovisionen allerdings drastisch. Der Aufschlag gegenüber dem alten Preismodell für Artikel, die zwischen einem und 50 Euro den Besitzer wechseln, beträgt 60 Prozent. Da dieser Sockelbetrag auch bei hochpreisigen Auktionen anfällt, dürfte Ebay mit dem neuen Preismodell unterm Strich eher mehr Gebühren einnehmen.

Bei der Ebay-Tochter PayPal soll den Kunden ab dem 25. September tiefer in die Tasche gegriffen werden. Für Zahlungen, die innerhalb Deutschlands in Euro abgewickelt werden, beträgt die Einstiegsprovision zwar immer noch 1,9 Prozent zuzüglich 0,35 Euro pro empfangener Zahlung. Doch die Rabatt-Staffel, die gerade für die umworbenen gewerblichen Verkäufer interessant ist, hat sich deutlich zu Gunsten von PayPal verändert.

Veränderte Rabattstaffel

Ein Rabatt wird künftig erst ab einem monatlichen Mindestumsatz von 5001 Euro gewährt, zurzeit sind es noch 1000,01 Euro. Nach der alten Rabattstaffel betrug die Gebühr ab 5001 Euro Mindestumsatz pro Monat 1,2 Prozent plus 0,35 Euro pro Zahlungseingang, demnächst werden es 1,7 Prozent bis 25.000 Euro Monatsumsatz und 1,5 Prozent plus 0,35 Euro pro Zahlungseingang bis 50.000 Euro sein. Über 50.000 Euro Monatsumsatz klettert die Gebühr von 0,9 Prozent auf 1,2 Prozent plus 0,35 Euro pro Zahlungseingang. In der Spitze erhöht PayPal damit die Preise um über 40 Prozent. Während Zahlungseingänge innerhalb der EU in Euro günstiger geworden sind, ist bei Gebühren für Zahlungen aus Nicht-EU-Ländernd ebenfalls an der Preisschraube gedreht worden.

Betragsgrenzen fallen weg

Im Gegenzug weitet PayPal den Schutz für betrogene Käufer und Verkäufer aus. Ab dem 1. September ist es möglich, den vollständigen Kaufbetrag erstattet zu bekommen. Eine Obergrenze gibt es nicht mehr. Sie lag bisher bei 1000 Euro für Käufer und 4000 Euro pro Jahr bei Verkäufern. Doch Experten raten, sich auch in Zukunft nicht vorbehaltlos auf PayPal zu verlassen, da man letztendlich keinen Anspruch auf eine Zahlung hat. Eine Erstattung ist für PayPal eine Kulanzleistung.

"PayPal ist ein beliebter Angriffspunkt für Phishing", sagte Jo Bager von der Zeitschrift "c't". Das liege an der großen Nutzerzahl. Es liegt laut Konstantin Wehrhahn von der Verbraucher-Organisation "Falle Internet" aber auch am System: PayPal arbeite umfangreich mit E-Mails, in denen Links anzuklicken sind. Das könne dazu führen, dass die Nutzer nicht misstrauisch werden, wenn sie eine gutgemachte Phishing-Mail im Postfach haben und ebenfalls einen Link anklicken sollen.

Nur Passwort muss geknackt werden

Darüber hinaus gebe es anderswo übliche Sicherheitslösungen wie TAN- oder eTAN-Listen nicht. "Alles, was ich brauche, um einen PayPal-Account zu knacken, ist das Passwort", sagt Wehrhahn - und sich das zu beschaffen, ist für Kriminelle alles andere als unmöglich.

Zumindest im Zweifel doch einen anderen Bezahlweg oder auch einen "echten Treuhandservice" zu nutzen, empfiehlt sich laut Wehrhahn auch deshalb, weil der Käufer- und auch der Verkäuferschutz nicht uneingeschränkt gelten. Ersterer bestehe den aktuellen Allgemeinen Geschäftsbedingungen zufolge etwa dann nicht, wenn der Käufer einen Artikel bezahlt hat, den der Verkäufer erst nach einer gewissen Frist liefern kann. "Aber das ist oft gängige Praxis, zum Beispiel beim Möbelkauf."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen