Technik

Vom Computer beherrscht Spielsüchtig im Netz

Glücksspiele im Internet sind rund um die Uhr verfügbar. Meist bemerke nicht mal die Familie, wenn ein Spieler dem verfalle, so warnt die Psychologin Chantal Mörsen von der Universität Mainz in Stuttgart vor den Gefahren des Online-Glücksspiels. Aktuellen Studien zufolge gebe es in Deutschland 250.000 Spielsüchtige; das entspreche etwa der Zahl von Drogen- oder Alkoholabhängigen.

Mörsen ist Expertin beim "Symposium Glücksspiel 2008", der Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Stuttgart-Hohenheim. Experten diskutieren dort am 14. und 15. Februar über die Umsetzung des Glücksspiel-Staatsvertrags und die neuesten Erkenntnisse der Glücksspielforschung.

Zerstörerische Gefahr

Krankhafte Spielsucht zeichnet sich laut Mörsen vor allem dadurch aus, dass die Spieler ihr ganzes Leben dem Spiel unterordnen. "Die finanziellen Lasten nehmen zu, soziale Beziehungen werden getrennt - und es wird immer weiter gespielt." Nicht selten münde das Ganze in Hoffnungslosigkeit und Resignation. "In solchen Situationen steigt auch die Suizid-Gefahr."

"Noch gibt es beim Online-Glücksspiel in Deutschland keinen Boom", berichtete Mörsen. Dennoch sei die Gefahr groß. "Vor allem, da sich eine Spielsucht im Internet sehr sprunghaft entwickeln kann." Während sich eine Sucht an den Automaten im Casino auch wegen der sozialen Kontrolle langsam entwickle, gehe es im Internet meist sehr schnell. "Auch weil die Spieler 24 Stunden dranbleiben und Gewinne direkt wieder einsetzen können." Bei Sportveranstaltungen sofort auf den nächsten Torschützen, den Schnellsten der nächsten Runde oder Ähnliches tippen zu können, mache einen besonderen Reiz aus.

Direkte Gewinne verführen

Online-Glücksspiel sei auch deshalb so gefährlich, sagte Mörsen, weil es auf die gesellschaftliche Gruppe ziele, die am ehesten der Spielsucht verfielen: junge Erwachsene. "Die probieren alles aus. Außerdem fehlt es ihnen an Erfahrung, wie sie ihren Stress, ihre Probleme am besten verarbeiten können", sagte Mörsen. Jüngere Menschen gingen bereitwilliger auf Angebote ein, von denen sie meinen, dass sie ihnen kurzfristig helfen könnten.

Am gefährlichsten seien immer die Glücksspiel-Angebote, die direkten Gewinn bescherten, wie etwa Automaten im Casino. Beim Lotto sei die Suchtgefahr relativ gering, weil die Spieler recht lange auf ihre Gewinne warten müssten. Lotto und andere Lotterien könnten aber gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Einstieg in die Spielsucht darstellen.

Quelle: ntv.de

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