Probleme mit Thomasstahl Warum Strommasten brechen
03.12.2005, 09:35 UhrGroßflächige Stromausfälle wie im Münsterland können sich in Deutschland nach Presseinformationen bei extremen Witterungslagen mit starken Sturm- und Eisbelastungen wiederholen. Wie die "Berliner Zeitung" berichtet, besteht für einen Teil der Strommasten des Hoch- und Höchstspannungsnetzes auf Grund von Materialschwächen ein erhöhtes Bruchrisiko. Dabei geht es um mehrere zehntausend Strommasten, die bis zum Ende der 60er Jahre errichtet wurden und bei denen so genannter Thomasstahl verwendet wurde.
Bei diesem in einem Blasverfahren erzeugten Werkstoff, dem Luft beigemengt wurde, könne es zu so genannten Versprödungen kommen. Die Belastungsfähigkeit der daraus erzeugten Produkte sei dann nicht mehr zu hundert Prozent gewährleistet.
Werner Roos vom Netz-Vorstand der RWE-Tochter Energy bestätigte der Zeitung, auch ein Teil der im Münsterland umgestürzten Masten stamme aus den 50er- und 60er Jahren. Für den Zusammenbruch der Stromversorgung dort sei dies jedoch nicht ausschlaggebend gewesen: Den extrem hohen Eis- und Sturmbelastungen hätten auch erneuerte Strommasten aus den 90er Jahren nicht standgehalten.
Spätestens seit dem Sturmtief "Lothar" vom Herbst 1999, das eine ganze Reihe von Strommasten ins Kippen brachte, weiß die Strombranche der Zeitung zufolge grundsätzlich von der erhöhten Bruchgefahr. Roos sagte der Zeitung, Überprüfungen hätten seinerzeit ergeben, dass bei 28.000 der insgesamt 44.000 Strommasten des RWE-Hoch- und Höchstspannungsnetzes Thomasstahl zum Einsatz gekommen sei. Der Konzern habe daraufhin ein mit 550 Millionen Euro dotiertes Sanierungsprogramm aufgelegt, um diese Masten komplett auszutauschen. In diesem Jahr gebe man dafür 40 Millionen Euro aus. Bislang seien knapp 7.000 Masten ausgetauscht worden. Mit einem Abschluss der Sanierungsarbeiten werde im Jahr 2015 gerechnet.
Der Stromkonzern E.ON habe auf Anfrage nicht sagen können, wie viele seiner 52.000 Strommasten dem erhöhten Bruchrisiko unterliegen, schreibt die Zeitung. Anders als bei RWE sei dort aber kein spezielles Sanierungsprogramm aufgelegt worden. Wie bei EnBW würden Masten im Rahmen der ohnehin stets laufenden Kontrollen auf eventuelle Mängel untersucht und bei Bedarf durch neue ersetzt. Nicht betroffen ist nach eigenen Angaben Vattenfall Europe: Im gesamten Stromnetz des Konzerns, das in den neuen Bundesländern nach der Vereinigung erneuert wurde, sei kein Thomasstahl eingesetzt worden.
Quelle: ntv.de