Panorama

Historischer Abschied in Rom Papst Franziskus' Rede hat kaum direkten Bezug zu Benedikt XVI.

Papst Franziskus spricht in seiner Rede viel über die Hingabe für Gott und Vertrauen auf den Herrn.

Papst Franziskus spricht in seiner Rede viel über die Hingabe für Gott und Vertrauen auf den Herrn.

(Foto: picture alliance/dpa)

Tausende Menschen nehmen in Rom Abschied von dem verstorbenen Ex-Papst Benedikt XVI. Eine Besonderheit stellt die Rede von Papst Franziskus dar: Es ist das erste Mal, dass ein amtierender Papst der Trauerfeier für seinen Vorgänger vorsteht. Doch seine Worte sind eher allgemein gehalten.

Papst Franziskus hat in seiner Predigt während der Totenmesse für Benedikt XVI. nur wenig direkten Bezug auf seinen Vorgänger genommen. Der Pontifex sprach vor allem über Hingabe für Gott und Vertrauen auf den Herrn. Erst ganz am Schluss sagte der Argentinier vor dem Holzsarg des emeritierten Papstes: "Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!" Jesus wird in der katholischen Kirche oft als Bräutigam bezeichnet.

Zuvor hatte Franziskus vor vielen Gästen und Zigtausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom gesagt: "Auch wir, die wir fest mit den letzten Worten des Herrn und dem Zeugnis, das sein Leben geprägt hat, verbunden sind, möchten als kirchliche Gemeinschaft in seine Fußstapfen treten und unseren Bruder den Händen des Vaters anvertrauen: Mögen diese Hände der Barmherzigkeit seine mit dem Öl des Evangeliums brennende Lampe vorfinden, das er während seines Lebens verbreitet und bezeugt hat."

Der Papst hatte schon in den vergangenen Tagen die Hingabe Benedikts für den Glauben gelobt. Dass ein Papst dem Requiem seines Vorgängers vorsteht, ist historisch.

Gänswein küsst zum Abschied Sarg von Benedikt

Zur Trauerfeier haben sich zahlreiche Menschen auf dem Petersplatz versammelt. Vor dem Requiem für den gestorbenen emeritierten Papst hat dessen langjähriger Vertrauter und Privatsekretär Georg Gänswein mit einer besonderen Geste Abschied genommen. Der Erzbischof beugte sich über den Sarg auf dem Petersplatz und küsste ihn.

Niemand stand Benedikt in den vergangenen Jahren näher als Gänswein. Er war 2012 von seinem Mentor zum Kurienerzbischof - also einem Bischof mit einer Funktion im Vatikan, aber ohne Diözese - ernannt worden, nachdem er bereits knapp zehn Jahre Assistent und Sekretär von Benedikt war. Die beiden arbeiteten schon zusammen, als Benedikt noch unter seinem Geburtsnamen Joseph Ratzinger Präfekt der Glaubenskongregation war.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz nehmen neben zahlreichen anderen deutschen Politikern an der Trauerfeier für den ersten deutschen Papst seit 500 Jahren teil. Anschließend soll Benedikt in der ursprünglichen Grabstätte von Papst Johannes Paul II. in der Krypta unter dem Petersdom beigesetzt werden.

Kardinal Walter Kasper: Benedikt XVI. "kein Ewiggestriger"

Auch rund 130 Kardinäle haben an der Totenmesse teilgenommen. Darunter waren auch die deutschen Kardinäle Reinhard Marx, Rainer Maria Woelki und Gerhard Ludwig Müller. Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa waren auch 300 Bischöfe unter den Gästen.

Papst Benedikt XVI. war aus Sicht von Kardinal Walter Kasper kein verbohrter Dogmatiker. "In der persönlichen Begegnung hat man gesehen: Er ist kein Ewiggestriger oder so", sagt der emeritierte Kurienkardinal vor dem Requiem für den gestorbenen Ex-Papst, das Kasper mitfeiern sollte. Joseph Ratzinger sei ein "freundlicher, hoffnungsvoller Mensch" gewesen.

Nur wenige Wochen vor seinem Tod habe Kasper noch einen Brief von ihm bekommen, unterzeichnet am 10. Dezember. "Er war letztlich sehr im Frieden mit sich und mit der Kirche, mit Gott." 60 Jahre habe Kasper Ratzinger gekannt, "zwei Drittel meiner Lebenszeit", sagte der 89-Jährige. "Es waren sehr gute Gespräche und Begegnungen und ich muss sagen, ich vermisse sie jetzt, diese Gespräche. Vielleicht können wir sie im Himmel weiterführen."

Der Sarg mit dem Leichnam von Benedikt XVI. wurde von 12 Trägern auf den Petersplatz gebracht. Der emeritierte Pontifex wurde für die spätere Beisetzung in einen Holzsarg gebettet. Beim Eintreffen des Sargs applaudierte die Menge. Benedikt, mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, war am vergangenen Samstag im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben. Er war 2013 vom Amt des Papstes zurückgetreten.

(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 05. Januar 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, vmi/dpa/AFP

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