Sturmböen am Wochenende erwartet "Andrea" lässt das Wasser steigen
06.01.2012, 07:36 Uhr
Hochwasser in Lübeck.
(Foto: dapd)
Nach stürmischen Tagen mit "Ulli" und "Andrea" droht an verschiedenen deutschen Flüssen Hochwasser. Köln trifft erste Schutzmaßnahmen. Eine befürchtete Sturmflut an der Küste bleibt indessen aus. Auch in den nächsten Tagen weht ein starker Wind.
Orkan "Andrea" hat die Wasserflut auf Rhein und Mosel stark anschwellen lassen. Zwar ging dem Sturm in der Nacht die Puste aus und in Deutschland kehrte nach peitschendem Regen und Schnee wieder etwas Ruhe ein. Mosel und Saar wurden aber wegen des Hochwassers für die Schifffahrt gesperrt. Köln traf erste Schutzmaßnahmen gegen das Rheinhochwasser. Die angekündigte Sturmflut an Nord- und Ostseeküste verlief in der Nacht indes glimpflich.
In der Nacht zum Freitag stieg das Wasser der Mosel in Trier bis auf 8,05 Meter, wie das Hochwassermeldezentrum mitteilte. "Andrea" hatte Rheinland-Pfalz reichlich Regen gebracht. Zwischen der luxemburgischen Grenze und Trier durften die Schiffe auf der Mosel schon seit Donnerstag nicht mehr fahren. Seit der Nacht ist auch der Abschnitt bis Koblenz gesperrt, wie das Wasser- und Schifffahrtsamt Trier mitteilte. Die Sperrung dauere voraussichtlich zwei Tage.
Auch das Rheinland wappnete sich gegen steigende Fluten. Im Kölner Ortsteil Rodenkirchen wurde der Aufbau von Hochwasser-Schutzwänden vorbereitet. Im Laufe des Tages sollte der Pegel des Rheins dort die Marke von sieben Metern überschreiten. Nach Einschätzung der Hochwasserschutzzentrale wird die Hochwasserstufe II (ab Pegelstand 8,30 Meter) in den nächsten Tagen nicht erreicht.
Deiche werden verstärkt
Im schleswig-holsteinischen Kellinghusen verschärfte sich die Hochwasserlage. Nach Polizeiangaben stieg der Pegelstand der Stör stark an. Zahlreiche Straßen und einige Gebäude standen unter Wasser. Buslinien stellten ihren Betrieb ein. 16 Freiwillige Feuerwehren waren mit der Verstärkung von Deichen, Auslieferung von Sandsäcken und Pumparbeiten beschäftigt, teilte die Polizei Itzehoe mit. Auch in Wilster, Gelting und Lübeck drohen Überschwemmungen.
Eine Sturmbö schleuderte im Münsterland auf der Autobahn 31 einen Lastwagen von der Fahrbahn. Die Strecke bei Heek blieb in nördlicher Richtung stundenlang voll gesperrt, wie die Polizei mitteilte. Der Sattelzug mit Getränken war am frühen Morgen von der Fahrbahn abgekommen und auf die Seite gekippt. Der Fahrer kam mit dem Schrecken davon.
In Sachsen-Anhalt tobte sich "Andrea" auch noch in der Nacht kräftig aus. Wie ein Polizeisprecher sagte, musste die Bundesstraße 91 zwischen Schkopau und Merseburg gesperrt werden, weil Dachziegel von einem Haus auf vorbeifahrende Autos fielen. In Halle riss der Sturm Teile einer Fassade herunter und beschädigte so ein Auto. Im Südharz waren insgesamt rund 1000 Menschen für etwa zwei Stunden ohne Strom, weil ein umstürzender Baum eine Oberleitung gekappt hatte.
Verkehrschaos in der Slowakei
Sturm und Schnee richteten in der Nacht auch schwere Sachschäden, Stromausfälle und ein Verkehrschaos in der Slowakei an. Drei Männer starben bei einem Frontalzusammenstoß auf vereister Fahrbahn im ostslowakischen Moldova nad Bodvou. Rund 35.000 Haushalte in der Nord- und Mittelslowakei waren nach örtlichen Medienberichten ohne Strom, weil Trafostationen außer Betrieb gesetzt wurden.
Lawinengefahr und Orkanböen

Schnee gibt es in der Schweiz genug.
(Foto: dpa)
In der Schweiz und Österreich warnten die Behörden nach heftigen Schneefällen vor erhöhter Lawinengefahr. Viele Bahnstrecken waren gesperrt, berichtete die Schweizer Presseagentur sda. Stürme behinderten den Flugverkehr in Zürich, wo rund 50 Flüge annulliert wurden. In den Berner Alpen wurden Orkanböen mit Geschwindigkeiten bis zu 270 Kilometern pro Stunde gemessen. In Österreich waren in Tirol rund 10.000 Haushalte kurzfristig ohne Strom, nachdem Bäume auf Leitungen gestürzt waren. Skiorte wie Lech und Zürs in Vorarlberg waren wegen des Schneefalls von der Außenwelt abgeschnitten, berichtete die Presseagentur APA.
Stürme auch in Griechenland
Orkanartige Stürme unterbrachen in Griechenland fast alle Fährverbindungen. Zudem driftete ein kleiner Tanker nach einem Maschinenschaden auf die der Hauptstadt Athen vorgelagerte Insel Kythnos zu. Die Besatzung sendete ein Notsignal. Der Tanker sei nicht beladen, berichtete das griechische Fernsehen. Die Küstenwache schickte einen Schlepper zu Hilfe.
Am Donnerstag hatte Sturmtief "Andrea" in Deutschland mächtig Wirbel gemacht. In Bayern starb eine Autofahrerin, weil eine Sturmböe einen anderen Wagen auf die Gegenfahrbahn drückte. Im Emsland fegte eine Windbö ein Auto gegen einen Baum - die 23 Jahre alte Fahrerin wurde sehr schwer verletzt. Im Münsterland entgleiste ein Regionalzug beim Zusammenstoß mit einem umgestürzten Baum.
In den kommenden Tagen bleibt es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach sehr windig, teils mit schweren Sturmböen. In höheren Lagen sind starke Schneefälle möglich.
Quelle: ntv.de, dpa