Umgestürzte Bäume und viele Unfälle "Andrea" wirbelt übers Land
05.01.2012, 16:30 Uhr
Heftiger Wind, peitschender Regen und vielerorts auch Schnee: Orkan "Andrea" rast über das Land und richtet erste Schäden an. In Bayern stirbt eine Frau bei einem Autounfall, in vielen anderen Regionen fallen die Sturmschäden geringer aus als befürchtet. An der Küste herrscht Sturmflutgefahr.
Orkantief "Andrea" ist mit Sturm und teils heftigen Niederschlägen über weite Teile Deutschlands hinweggefegt und hat für zahlreiche Unfälle und Sachschäden gesorgt. In Bayern starb nach Polizeiangaben eine Frau bei einem witterungsbedingten Verkehrsunfall. In Nordrhein-Westfalen fuhr ein Regionalzug gegen einen umgestürzten Baum und entgleiste, wobei aber niemand verletzt wurde.
Der Wind erreichte auf den Berggipfeln der Alpen und der Mittelgebirge laut Deutschem Wetterdienst (DWD) Spitzengeschwindigkeiten von 120 bis annähernd 180 Stundenkilometern, an der Nordseeküste rund 110 bis 130 Stundenkilometer.
Frontalzusammenstoß in Bayern
Bei dem schweren Unfall in Bayern geriet ein Autofahrer nach Polizeiangaben mit seinem Wagen im Landkreis Wunsiedel während eines Unwetters mit Windböen und Regen auf die Gegenfahrbahn und stieß mit einem anderen Auto zusammen. Dessen 43-jährige Fahrerin starb, der Verursacher wurde verletzt.
Auch andernorts sorgte "Andrea" für Verkehrsunfälle, bei denen es allerdings meist bei Blechschäden blieb. In Bremen fiel ein durch den Sturm beschädigter Baum auf ein fahrendes Großraumtaxi. Der Fahrer sprang laut Polizei schnell auf den Beifahrersitz und wurde deshalb nur leicht verletzt. Auf der Autobahn 3 bei Helmstadt in Bayern ließ der Wind dem Anhänger eines Lkw umkippen, auf der A 45 bei Gießen in Hessen riss er die metallene Ladungsabdeckung eines Lkw ab und schleuderte sie in eine Schilderbrücke, wo sie hängenblieb. Ein nachfolgender Lkw konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und kollidierte mit dem Hindernis.
Zu dem Unfall mit dem Regionalzug kam es auf einer eingleisigen Nebenstrecke im nordrhein-westfälischen Münsterland. Der mit vier Fahrgästen und einem Lokführer besetzte Zug sei bei Reken gegen einen gefallenen Baum gefahren, wodurch eines seiner Drehgestelle entgleist sei, erklärte die Bundespolizei.
Umgestürzte Bäume und beschädigte Dächer

In Papenburg wird das Metalldach dieses Bürogebäudes durch "Ulli" heruntergerissen.
(Foto: dpa)
In mehreren deutschen Bundesländern, vor allem aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, meldeten Polizei und Feuerwehr außerdem Einsätze wegen beschädigter Dächer sowie umgestürzter Bäume und auf Straßen gefallener Äste. Größere Schäden blieben allerdings aus. Auf dem Rhein bei Gernsheim in Hessen wehte der Orkan mehrere Container auf einem Schubverband um und ließ einen ins Wasser stürzen. Die Besatzung konnte ihn sichern, bevor er abtrieb. Dabei kam ihr Fahrzeug aber vom Kurs ab und beschädigte am Ufer einige Bäume.
Sturmflutwarnung und Hochwasser
Für Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern wurden starke Schneeverwehungen angekündigt. Für die deutsche Nordseeküste, Emden, Bremen und Hamburg hat das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg eine Sturmflutwarnung ausgegeben.
Köln bereitet sich ebenfalls auf das erste Hochwasser des Jahres vor. Wegen des erwarteten kräftigen Regens werde der Pegelstand des Rheins weiter steigen, sagte der Leiter der Hochwasserschutzzentrale, Reinhard Vogt. Von heute an werde es deshalb wohl erste Einschränkungen für die Schifffahrt geben.
Auch am Wochenende soll es bei dem stürmischen und regnerischen Wetter bleiben. In der kommenden Woche steht das nächste Sturmtief in den Startlöchern. Am Dienstag und Mittwoch hatte bereits Sturmtief "Ulli" für zahlreiche Einsätze von Polizei und Feuerwehren gesorgt.
Unwetter auch in Nachbarländern

Die Wellen der Nordsee prallen an den Anleger im nordfriesischen Dagebüll.
(Foto: dpa)
Starker Wind und Regenfälle störten auch den Zugverkehr in Belgien. Unwetter behinderten vor allem die Thalys-Hochgeschwindigkeitszüge auf dem Weg von den Niederlanden nach Brüssel, wie Thalys auf seiner Internetseite berichtete. Der Thalys, der Amsterdam und Brüssel mit Paris verbindet, war mindestens 40 Minuten verspätet. Nach Angaben der belgischen Bahngesellschaft fuhren teilweise Ersatzzüge.
Reisende nach Deutschland kamen wegen eines Unfalls auf der Strecke Paris-Brüssel-Köln mit mehr als einer Stunde Verspätung ans Ziel. Der Unfall in Nordfrankreich mit einem nicht genauer detaillierten Personenschaden sei allerdings nicht von dem Sturm verursacht worden, wie Thalys mitteilte.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP