Panorama

Unfall in Chemieanlage Marl Arbeiter stirbt bei Explosion

Feuerwehrleute im Chemiepark Marl an der Unfallstelle, an der ein Kessel explodiert ist.

Feuerwehrleute im Chemiepark Marl an der Unfallstelle, an der ein Kessel explodiert ist.

(Foto: dpa)

Eine gewaltige Explosion in einer Chemieanlage im nördlichen Ruhrgebiet kostet einen Arbeiter das Leben. Mehrere seiner Kollegen werden verletzt. Der Brand kann inzwischen gelöscht werden. Für die Menschen rund um Marl besteht nach Angaben der Betreiber keine Gefahr. Über Marl hatte zeitweise eine 100 Meter hohe Rauchwolke gestanden.

Ein Schwerverletzter wird ins Krankenhaus geflogen.

Ein Schwerverletzter wird ins Krankenhaus geflogen.

(Foto: dapd)

Bei der Explosion einer Kesselanlage in einem Chemiepark im nordrhein-westfälischen Marl ist ein Arbeiter ums Leben gekommen. Das teilte der Betreiber des Chemieparks, Infracor, mit. Ein Notarzt habe den Mann kurz in Augenschein nehmen können. Der Mann konnte wegen der hohen Temperaturen am Unglücksort aber noch nicht geborgen werden. Zuvor war die Rede von einem "bewegungslos in der Anlage" liegenden Opfer gewesen.

Nach dem Unglück waren zunächst drei Menschen vermisst worden. Zwei von ihnen konnten jedoch nach Angaben eines Polizeisprechers im Laufe des Tages zu Hause telefonisch kontaktiert werden.

Bisherige Unfälle im Chemiepark Marl
  • Am 30. Januar 1995reißt ein Verbindungskrümmer in einem Reaktor der Ethanolamin-Fabrik. Etwa 2 TonnenAmmoniak sowie 400 kg Ethanolamin treten aus.
  • Am 19. Juli 1998wird durch einen Bedienfehler in der Vinylchloridanlage eine bis dahin nicht erwarteteexotherme Reaktion ausgelöst. Rohre bersten, Chlorwasserstoff tritt aus, ein offenerBrand entsteht.
  • Am 28. Mai 1999 reißtein Rohrbogen einer Vinylchloridanlage und ein Gemisch aus 1,2-Dichlorethan, Vinylchloridund Chlorwasserstoff tritt aus. Mehrere Arbeiter und Einsatzkräfte werden verletzt.
  • Am 10. Oktober 2006kommt es in einem Produktionsgebäude der Zwischenproduktefabrik zu einer Verpuffung.Das Wärmeträgeröl Marlotherm entzündet sich, eine riesige schwarze Rauchsäule steigtin den Himmel.

Nach Polizeiangaben gab es zudem zwei Verletzte, von denen einer am Abend nach wie vor im Krankenhaus behandelt wurde. Der andere Verletzte sei bereits wieder aus der Klinik entlassen worden.

Der Brand in der Anlage sei "unter Kontrolle", eine Gefährdung bestehe nicht, erklärte Infracor weiter. Nach Angaben des Chemieparks ereignete sich die Explosion um 13.40 Uhr in einer Anlage der Firma Evonik Degussa. Über Marl stand nach der Explosion eine zeitweise 100 Meter hohe Rauchwolke. In dem Chemiepark sind mehrere Chemieunternehmen angesiedelt.

Offenbar keine Gefahr für die Bevölkerung

"Es hat zu keiner Zeit Gefahr für die Bevölkerung bestanden", teilte das Unternehmen mit. Messungen innerhalb und außerhalb des Parks hätten keine nachweisbaren Mengen gesundheitsschädlicher Stoffe ergeben, sagte ein Infracor-Sprecher. Dennoch riet er den Anwohnern, zunächst Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Dem Infracor-Sprecher zufolge ereignete sich die Explosion in einer Anlage des Spezialchemiekonzerns Evonik. Es handele sich um eine Anlage zur Verarbeitung von CDT – einem Rohstoff, der zur Herstellung diverser Kunststoffe benötigt wird. Nach ersten Angaben waren fünf Löschzüge mit 100 Feuerwehrleuten im Einsatz.

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft äußerte zum Abschluss eines SPD-Sonderparteitags in Düsseldorf ihr Mitgefühl für betroffene Angehörige: "Wir sind von hier aus in Gedanken bei den Familien, die da jetzt bangen."

Am Standort Marl sind laut Infracor 10.000 Mitarbeiter beschäftigt. Das Gelände erstreckt sich über eine Fläche von 6,5 Quadratkilometern. "Die rund 100 Produktionsanlagen der hier ansässigen 30 Unternehmen stehen in einem engen stofflichen und energetischen Verbund und werden zum größten Teil rund um die Uhr betrieben", heißt es bei Infracor.

Quelle: ntv.de, dpa

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