Panorama

Zugausfälle, streikende Klimaanlagen Bahn hat Sommer nicht im Griff

Sommer und Sonne - eine Witterung, auf die die Bahn offenbar noch immer nicht so richtig eingestellt ist.

Sommer und Sonne - eine Witterung, auf die die Bahn offenbar noch immer nicht so richtig eingestellt ist.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es sind Meldungen, die die Bahn Sommer für Sommer produziert: Steigen die Temperaturen, dann sinkt der Komfort. Als am Wochenende Hoch Achim und Tief Xenia wüstenartiges Wetter nach Deutschland bringen, kapitulieren erneut die Klimaanlage in Dutzenden Waggons. Einige Verbindungen müssen sogar komplett ausfallen.

Die Bahn bekommt ihre Probleme mit extremen Temperaturen nicht in den Griff. Wegen der Rekordtemperaturen am Wochenende sind erneut Züge und Klimaanlagen ausgefallen. Alleine am Sonntag seien auf rund 800 Fernverkehrsfahrten gut zwei Dutzend Züge gestrichen oder auf Teilstrecken aus dem Verkehr genommen worden, teilte die Deutsche Bahn mit. Das entspreche einer Ausfallquote von fast vier Prozent.

In anderen Fällen mussten Passagiere innerhalb eines Zuges auf andere Wagen ausweichen, wenn die Klimaanlage in Teilen des Zuges streikte. Laut Bahn gab es aber nicht nur wegen steigender Temperaturen Probleme. Es waren auch so viele Menschen unterwegs, dass einige Züge teilweise überbesetzt waren - und die Klimaanlagen an ihre Grenzen kamen. Schwerpunkt sei Nordrhein-Westfalen mit dem Ende der Schulferien gewesen, sagte ein Bahn-Sprecher.

Besonders strapaziert wurden am Sonntag zum Beispiel die Nerven von Fahrgästen auf dem Weg von Bremen nach Berlin. Ab Hannover hatten drei Anschlusszüge Richtung Hauptstadt Verspätung - teils deutlich mehr als eine Stunde. Die Bahnen waren zum Teil überfüllt, Menschen saßen auf den Gängen. Um überhaupt in die richtigen Züge im Bahnhof Hannover zu kommen, hatten Fahrgäste zuvor wiederholt Bahnsteige und Züge wechseln müssen. Schwitzende Passagiere - einige mit Kindern - sprachen von Chaos und beklagten fehlende Informationen der Bahn.

Keine gesundheitlichen Folgen

In Dortmund holte die Bundespolizei Fahrgäste aus einem völlig überfüllten Zug in Richtung Berlin, damit dieser sich überhaupt in Bewegung setzen konnte. Das sei nicht ungewöhnlich - denn aus Sicherheitsgründen dürfe nur eine bestimmte Anzahl an Passagieren transportiert werden, erklärte ein Bahn-Sprecher. Ohnehin befördere die Bahn freitags und sonntags die meisten Fahrgäste, die Steigerung liege an diesen Tagen bei bis zu 30 Prozent.

Fälle, in denen Fahrgäste ernste gesundheitliche Probleme gehabt hätten, seien vom Wochenende nicht bekannt. Das Unternehmen bedauerte die Einschränkungen und stellte Entschädigungen und Kulanzleistungen für betroffene Fahrgäste in Aussicht. Trotz anhaltender Hitze seien bis zum Mittag keine Ausfälle gemeldet worden, sagte der Sprecher. Die Quote bei Zugausfällen pro Jahr liege bei unter einem Prozent.

Erinnerungen an 2010 werden wach

Besonders große Probleme mit den Klimaanlagen hatte die Bahn aber im Sommer 2010, als sich tumultartige Szenen in einem überhitzten ICE zwischen Hannover und Bielefeld abspielten und auch in zahlreichen anderen ICE Klimaanlagen ausfielen. Zwischen Hannover und Bielefeld waren im Juli 2010 Fahrgäste in dem ICE kollabiert. Vom Hauptbahnhof Bielefeld aus waren damals neun Jugendliche ins Krankenhaus gebracht worden, einige hatten Infusionen erhalten. Insgesamt waren 27 Schüler medizinisch versorgt worden.

Der Vorfall hatte keine strafrechtlichen Konsequenzen. Bundesweit liefen wegen der Hitzepannen der Bahn acht Ermittlungsverfahren bei der Bundespolizei. Die 27.000 betroffenen Passagiere bekamen von der Bahn Entschädigungen im Wert von knapp vier Millionen Euro. Im Frühsommer 2011 hatte es erneut rund 20 Mal Probleme mit der Klimaanlage bei ICE-Zügen gegeben.

Quelle: ntv.de, Leticia Witte, dpa

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