Panorama

Falscher Bischof im Vatikan Basilius irritiert die Kardinäle

Noch sind nicht alle Kardinäle im Vatikan eingetroffen.

Noch sind nicht alle Kardinäle im Vatikan eingetroffen.

(Foto: AP/dpa)

115 Kardinäle sollen den neuen Papst wählen, weitere reisen zu den Vorbereitungen des Konklaves nach Rom. Da fällt ein weiterer kirchlicher Würdenträger kaum auf, auch wenn es ein falscher Bischof ist. Die richtigen Kirchenmänner treffen sich derweil, um die Wahl einzuleiten. Und sie wollen Benedikt XVI. einen Brief schreiben.

Als Bischof verkleidet hat ein Italiener versucht, sich in ein Vatikantreffen zu schleichen. Der Mann, der sich Basilius nannte, trug einen kurzen Talar und einen lilafarbenen Schal statt einer Schärpe um die Hüfte. Er schüttelte Priestern und Kardinälen die Hand, die zu dem Treffen hinter verschlossenen Türen eintrafen. Journalisten sagte der falsche Bischof, er sei Mitglied der Italienischen Orthodoxen Kirche, die nicht existiert.

Bevor er aufflog, sagte der vermeintliche Würdenträger noch, die katholischen  Bischöfe hätten einen Fehler begangen, als sie des Kindesmissbrauchs beschuldigte Priester aus ihren Gemeinden abgezogen hätten. Die Schweizer Garde eskortierte den Mann schließlich wieder hinaus.

Im Vatikan haben derweil die Vorbereitungen für das Konklave begonnen. 142 Kardinäle aus aller Welt versammelten sich, um sich hinter verschlossenen Türen auszutauschen und über den Beginn der Papst-Wahl zu beraten. Eine Entscheidung wird in den kommenden Tagen erwartet, wenn alle 115 Wahlberechtigten in Rom eingetroffen sind. Zwölf Kardinäle mit Stimmrecht fehlten noch, darunter auch die Deutschen Joachim Meisner, Karl Lehmann und Rainer Maria Woelki, wie Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte.

Kardinäle wollen Benedikt XVI. schreiben

Am ersten Tag der Generalkongregation habe eine sehr sachliche und konstruktive Atmosphäre geherrscht, sagte Lombardi weiter. Die Kardinäle wollten aktiv an dieser wichtigen Zeit und der Wahl des neuen Papstes mitwirken. Die Kardinäle hätten gemeinsam einen Eid geleistet, der ihnen Stillschweigen über die Inhalte ihrer Gespräche gebiete. Zudem habe jeder der anwesenden Kardinäle einzeln auf das Evangelium geschworen, dass kein Wort zur "Wahl und allem, was damit zusammenhängt" nach draußen dringe. Am Morgen hatte das Kardinalskollegium zudem einstimmig entschieden, dem zurückgetretenen Papst Benedikt XVI. eine Botschaft der "Zuneigung und Dankbarkeit" zu schreiben. Was darin stehen sollte, wurde zunächst nicht bekannt.

Die kirchlichen Würdenträger finden natürlich auch das Interesse der Medien, hier der nigerianische Kardinal Francis Arinze.

Die kirchlichen Würdenträger finden natürlich auch das Interesse der Medien, hier der nigerianische Kardinal Francis Arinze.

(Foto: REUTERS)

Die 207 Kardinäle der katholischen Kirche waren nach Benedikts  Rücktritt  aufgefordert worden, sich im Vatikan zu versammeln. Neben den Vorbereitungen auf das Konklave wollen sie auch über die Probleme der Kirche diskutieren und sich besser kennenlernen, um dann über den neuen Pontifex abstimmen zu können. Wann das Konklave beginnt, soll im Laufe der Woche entschieden werden. Die Wahl muss spätestens zwischen dem 15. und 20. März starten. Sie kann aber vorgezogen werden, wenn die Kardinäle dies mehrheitlich wollen und alle Wahlberechtigten in Rom sind.

Der deutsche Kardinal Walter Kasper sprach sich dagegen aus, das Konklave vorzuziehen. "Sich kennenlernen braucht Zeit, die Papstwahl sollte man nicht übers Knie brechen", sagte Kasper der "Stuttgarter Zeitung". Das Konklave bestehe nicht aus Hinterzimmergesprächen, wie es oft dargestellt werde. "Da finden auch keine Absprachen statt, die sind sowieso verboten, aber man kommt untereinander ins Gespräch, man lernt sich gegenseitig - auch nonverbal - kennen und einschätzen."

Auch die Gewänder des neuen Papstes sind bereits fertig: in drei Größen.

Auch die Gewänder des neuen Papstes sind bereits fertig: in drei Größen.

(Foto: AP/dpa)

An der Wahl werden nach letztem Stand 115 Kardinäle teilnehmen, die jünger als 80 Jahre sind. Einige sagten alters- oder krankheitshalber ab. Der Vatikan hofft, noch vor Ostern ein neues Oberhaupt präsentieren zu können. Nach Benedikts Rücktritt läuft seit Donnerstagabend die Zeit der Sedisvakanz. "Cum clave" heißt auf Lateinisch mit dem Schlüssel (abgeschlossen), und in der Sixtinischen Kapelle werden die Purpurträger während des Konklaves tatsächlich vollkommen abgeschottet von der Außenwelt tagen. Das ist bei dem jetzigen Vorenklave der "papabili" noch nicht der Fall.

Stimmen für außereuropäischen Papst

Einen Favoriten für die Nachfolge auf dem Stuhl Petri gibt es nicht. Unter den italienischen Kandidaten wird immer wieder der Mailänder Erzbischof Angelo Scola genannt. Es mehren sich jedoch die Stimmen auch aus dem Kreis der Kardinäle, die sich für einen neuen Papst aus Asien, Afrika oder Lateinamerika aussprechen. Immer wieder genannt werden der Erzbischof von São Paulo, Pedro Odilo Scherer, der deutsche Vorfahren hat, Peter Turkson aus Ghana oder Wilfrid Napier aus Südafrika und der Erzbischof von Manila, Luis Antonio Tagle.

Zudem gibt es Stimmen, die einen relativ jungen Papst bevorzugen. Auch der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn und der Ungar Peter Erdö gelten als aussichtsreich. Mit Spannung wird erwartet, ob sich bei der Papstwahl ein konservativer oder reformorientierter Kirchenvertreter durchsetzen wird.

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, plädierte für einen Papst, der nicht aus Europa kommt. "Ich kann mir sehr gut einen Papst aus einem anderen Kontinent vorstellen. Die Zeit dafür wäre reif", sagte der Freiburger Erzbischof. "Wenn nicht jetzt, dann mit Sicherheit bei der darauffolgenden Wahl. Es wird im Laufe der Jahre definitiv einen außereuropäischen Papst geben." Der Kirche würde dies gut tun, betonte Zollitsch.

Nicht am Konklave teilnehmen wird der wegen "unangemessenen" Verhaltens zurückgetretene Erzbischof von Edinburgh, Kardinal Keith O'Brien. Drei Priester hatten ihm vorgeworfen, ihnen in den 1980er Jahren "unangemessen" nahegekommen zu sein. O'Brien räumte am Sonntag Fehler im Umgang mit Priestern ein und bat um Vergebung.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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