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Konklave nicht übers Knie brechen Kasper hat keine Eile

Kasper ist der älteste wahlberechtigte Kardinal.

Kasper ist der älteste wahlberechtigte Kardinal.

(Foto: dpa)

Im Lauf des Tages treffen zahlreiche Kardinäle in Rom ein. Ihnen steht die Aufgabe bevor, einen Papst zu wählen. Während es aus dem Vatikan heißt, es solle schon vor Ostern einen neuen Pontifex geben, mahnt der deutsche Kardinal Kasper zu Gelassenheit. Man müsse einander im Kardinalskollegium kennenlernen, das brauche Zeit.

Der deutsche Kardinal Walter Kasper hat sich dagegen ausgesprochen, das anstehende Konklave zur Wahl des neuen Papstes vorzuziehen. "Sich kennenlernen braucht Zeit, die Papstwahl sollte man nicht übers Knie brechen", sagte Kasper der "Stuttgarter Zeitung".

Das Konklave bestehe nicht aus Hinterzimmergesprächen, wie es oft dargestellt werde. "Da finden auch keine Absprachen statt, die sind sowieso verboten, aber man kommt untereinander ins Gespräch, man lernt sich gegenseitig - auch nonverbal - kennen und einschätzen."

Nach Meinung Kaspers sollte der neue Papst nicht nur ein Manager sein. "Er muss ein geistlicher Mensch sein, ein Hirte." Er müsse die Kurie leiten und die universale Kirche. "Und er muss sich den Reformen stellen, die in beiden Bereichen nötig sind." Offene Baustellen seien unter anderem der Umgang mit der Piusbruderschaft, die Zusammenlegung von Pfarreien und die Ökumene. Im Vordergrund stehe aber die Frage: "Wie kann ich das Zentrum des christlichen Glaubens so bezeugen, dass es die Menschen im Herzen anrührt?" All diese Herausforderungen böten aber auch Chancen: "Richtig betrachtet, kann das auch zu einem Wachstumsschub führen", so der deutsche Kardinal.

Kardinäle treffen ein

Mit dem ersten Zusammentreffen der Kardinäle beginnt heute die heiße Phase der Vorbereitung auf die Wahl eines neuen Papstes. Das Kollegium kommt am Morgen im Vatikan zusammen, um die Details des Konklaves zu besprechen und über den Beginn der Wahl des Nachfolgers für den zurückgetretenen Benedikt XVI. zu beraten. Ein Termin für den Beginn der Wahlversammlung soll festgelegt werden, wenn die 115 erwarteten wahlberechtigten Kardinäle in dem Kirchenstaat eingetroffen sind. Von deutscher Seite sind sechs Kardinäle wahlberechtigt.

Wie viele Kardinäle an der ersten Generalkongregation in der Synoden-Aula des Vatikans teilnehmen, war noch unklar. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte, etliche Kardinäle kämen erst zum Wochenanfang in Rom an, einige könnten auch gar nicht kommen. Die über 200 Kardinäle wurden am Freitag in einem Brief offiziell dazu aufgefordert, sich für die Vorbereitungen auf das Konklave im Vatikan zu versammeln.

Im Fokus der Kardinäle dürfte auch ein geheimer Bericht über den sogenannten Vatileaks-Skandal stehen. Zwar hatte Benedikt entschieden, dass nur sein Nachfolger Einblick in die Untersuchungen über die Weitergabe von Dokumenten aus dem Vatikan an Journalisten erhalten soll. Die Verfasser des geheimen Dokuments, drei ältere Kardinäle, würden aber "ihre Einsicht nutzen, um die notwendige Orientierung zu geben", hieß es in Vatikan-Kreisen.

Neuer Papst vor Ostern?

Wann es einen Nachfolger geben wird, ist ebenso offen wie die Frage, wann das  Konklave beginnt. Eine Entscheidung wird im Laufe der Woche erwartet. Italienische Medien spekulierten, das Konklave werde am 11. März beginnen. An der Wahl werden nach derzeitigem Stand 115 Kardinäle teilnehmen. Abstimmen dürfen alle Mitglieder des Kardinalskollegiums, die jünger als 80 Jahre sind. Im Konklave wird der deutsche Kardinal Walter Kasper der älteste Purpurträger sein - er war vor Beginn der Sedisvakanz ("leerer Stuhl Petri") 79 Jahre alt und darf deshalb gemäß den Bestimmungen mitwählen. Kasper wird an diesem Dienstag 80 Jahre alt.

Benedikt XVI. hatte am 28. Februar seinen Rücktritt vollzogen. Kurz zuvor erließ er ein Dekret, das ein Vorziehen des Konklaves erlaubt. Nach den zuvor geltenden Regeln hätte es zwischen dem 15. und 20. März beginnen müssen. Nach dem Willen des Vatikans soll es bis Ostern einen neuen Papst geben.

Papst Benedikt hatte seinen Schritt nur drei Wochen zuvor angekündigt. Der 85-Jährige hält sich bis April in der Sommerresidenz Castel Gandolfo auf und wird dann seinen Ruhesitz in einem Kloster des Vatikans nehmen. Benedikt ist in der Kirchengeschichte erst der zweite Papst, der zu Lebzeiten aus dem Amt scheidet.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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