Panorama

Fast 9000 Kinder und Lehrer erkrankt Behörden sind vorsichtig

Belastbare Laborergebnisse werden wohl erst in der kommenden Woche vorliegen.

Belastbare Laborergebnisse werden wohl erst in der kommenden Woche vorliegen.

(Foto: dapd)

Schon fast 9000 Kinder und Jugendliche in Ostdeutschland sind erkrankt - viel mehr als zunächst bekannt. Inzwischen gibt es erste Hinweise auf die Ursache: In einigen Fällen wird das hochansteckende Norovirus nachgewiesen. Mit einer Bewertung halten sich die Behörden zurück. Zu groß sei die Verunsicherung nach dem EHEC-Skandal gewesen.

Auch das Landeslabor Berlin-Brandenburg untersucht Essensproben betroffener Schulen. Eine Bewertung gibt es noch nicht.

Auch das Landeslabor Berlin-Brandenburg untersucht Essensproben betroffener Schulen. Eine Bewertung gibt es noch nicht.

(Foto: dapd)

Von den massenhaften Magen-Darm-Erkrankungen sind in Ostdeutschland mehr Kinder und Jugendliche betroffen als bislang bekannt. "Bundesweit sind fast 9000 Erkrankungsfälle bekannt", teilte die Sprecherin der Berliner Gesundheitsverwaltung am Samstagnachmittag mit. In Sachsen und Thüringen wurde inzwischen das hochansteckende Norovirus nachgewiesen. Doch bei der Bewertung dieser Ergebnisse sind die Behörden vorsichtig. Sie haben offenbar Lehren aus der zum Teil chaotischen EHEC-Krisenbewältigung gezogen. Ob Noroviren die Hauptquelle sind, ist daher weiter unklar.

In Sachsen wurden die Erreger zweifelsfrei in 16 Fällen und in Thüringen in sieben Fällen nachgewiesen. Das teilten das Dresdner Sozialministerium und das Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz in Thüringen mit. Die Thüringer Behörden gehen aber davon aus, dass es noch andere Ursachen geben muss. In Berlin hatte die Verwaltung zuvor auch von giftigen Bakterien gesprochen.

Vor allem in Sachsen, in Brandenburg, Berlin und Thüringen sind Kindergartenkinder, Schüler und einige Pädagogen erkrankt. Aus Sachsen-Anhalt wurden 40 Fälle gemeldet. Die Experten im Bund und in den Ländern gingen davon aus, dass der Gipfel der Erkrankung überschritten sei, hieß es. Die erhöhten Zahlen seien auf Nachmeldungen zurückzuführen. In den meisten Fällen verlief die Krankheit ohne größere Komplikationen. Nur wenige Patienten mussten in Krankenhäusern behandelt werden.

RKI hält sich zurück

Das Robert Koch-Institut (RKI) wollte zum Nachweis der Noroviren keine Einschätzung geben. "Wir müssen nicht jedes Laborergebnis kommentieren", sagte Sprecherin Susanne Glasmacher. Der Sprecher des Bundesverbraucherministeriums, Holger Eichele verwies wiederum an das RKI, das für den humanmedizinischen Bereich zuständig sei. Eichele betonte, dass sich sein Ministerium nur um die Untersuchung der Lebensmittel kümmere.

Eine Expertengruppe, die Task Force, werde auch am Wochenende weiter Speisepläne aus den Kantinen, Essensproben, Lieferwege und Laborergebnisse auswerten. Die Arbeit sei sehr aufwendig und mühevoll, sagte Eichele. Gesicherte Hinweise gibt es noch nicht. "Wir gehen erst an die Öffentlichkeit, wenn wir ein belastbares Ergebnis haben", sagte der Sprecher. Die Zusammenarbeit mit den Behörden in den Ländern laufe deutlich besser als während der EHEC-Krise im vergangenen Jahr. Damals verbreitete der Lebensmittelkeim EHEC Angst und Schrecken und forderte 53 Tote. Zunächst standen spanische Gurken unter Verdacht - eine Fehleinschätzung.

Die Einrichtungen wurden alle vom Caterer Sodexo mit Hauptsitz im hessischen Rüsselsheim beliefert. Gekocht wird in regionalen Küchen. "Tourenpläne und Standorte sind so ausgelegt, dass möglichst wenig Zeit vom Ende des Kochprozesses bis zum Servieren vergeht. Als kritische Grenze wird dabei von drei Stunden ausgegangen", teilte der leitende Mitarbeiter Stephan Dürholt mit. Für die Krankheitswelle sieht sich das Unternehmen nicht verantwortlich: Nach vergleichbaren Untersuchungen gebe es keine Hinweise darauf, dass die Erkrankungen mit Sodexo-Produkten zusammenhängen, hieß es bereits am Freitag.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen