Konzept soll bis 2024 vorliegen Berlin will Orte des Kolonialismus markieren
20.09.2023, 18:39 Uhr Artikel anhören
Der Berliner Kultursenator Chialo betrachtet die neu eingeweihte Mahn- und Erinnerungsstelle. Die Stele zur Erinnerung an Berliner Kolonialgeschichte steht am ehemaligen "Afrika-Haus" in Berlin.
(Foto: picture alliance/dpa)
Zur Kaiserzeit ist Berlin Reichshauptstadt und damit Zentrum deutscher Kolonialherrschaft. Daher tragen Straßen und Plätze der Stadt bis heute mit dem Kolonialismus verbundene Namen. Nun kündigt Berlins Kultursenator Chialo an, bisher unmarkierte Orte dieser Vergangenheit im Stadtraum zu würdigen.
Berlin will an Orten der Kolonialgeschichte im öffentlichen Raum an diese Kolonialvergangenheit erinnern. Bis nächstes Jahr solle dafür ein Erinnerungskonzept erarbeitet werden. Die Hauptstadt will damit auch seine Rolle als Basis der Kolonialgeschichte des einstigen Kaiserreichs sichtbar machen.
Auf dieser Grundlage sollten "alle bislang unmarkierten Orte in Zukunft sichtbar gemacht und im Stadtraum hervorgehoben werden", so Kultursenator Joe Chialo. Der CDU-Politiker verwies auf zahlreiche Straßen oder Plätze in der Stadt, die noch immer mit dem Kolonialismus verbundene Namen tragen. Daran sei zu erkennen, "dass Berlin als ehemalige Reichshauptstadt des Deutschen Kaiserreiches einst das politische Zentrum der deutschen Kolonialherrschaft war", sagte der CDU-Politiker.
Chialo weihte eine Mahn- und Erinnerungsstele am ehemaligen "Afrika-Haus" im Stadtteil Tiergarten ein, dem Sitz der früheren Deutschen Kolonialgesellschaft. Hier wurden von 1887 an die wichtigsten Entscheidungen für die deutschen Kolonien entwickelt. "Was hier besprochen, geplant und in Angriff genommen wurde, hatte massive Auswirkungen und oft tödliche Folgen für die Menschen in den deutschen Kolonien Afrikas", sagte Chialo, der selbst Wurzeln in Tansania hat, einem Teil der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Die Interessensvertretung der Kolonialbewegung sei nicht einfach eine Lobbygruppe gewesen. "Die Deutsche Kolonialgesellschaft war ganz wesentlich daran beteiligt, Kolonialpolitik zu einem Schwerpunkt im Weltmachtstreben des Kaiserreiches zu machen", so Chialo.
Quelle: ntv.de, rwe/dpa