Panorama

Ab Sonntag wird es kühler "Bertha" macht dem Sommer den Garaus

Wer die Sonne liebt, sollte sich beeilen, noch etwas davon zu haben.

Wer die Sonne liebt, sollte sich beeilen, noch etwas davon zu haben.

(Foto: dpa)

Die schönen Zeiten sind aller Voraussicht nach vorbei: Ab dem Wochenende verabschiedet sich der Sommer wohl dauerhaft aus Deutschland, sagt n-tv Meteorologe Björn Alexander. Schuld daran ist ein ehemaliger Hurrikan.

n-tv.de: Nach den heftigen Unwettern ist es jetzt mal ruhiger. Bleibt das auch so?

Björn Alexander: Leider nicht. Zumindest am Wochenende müssen wir uns gebietsweise auf ein steigendes Unwetterpotenzial einstellen. In der neuen Woche sind die intensiven Wettererscheinungen durch Gewitter dann sehr wahrscheinlich vorbei. Dafür nimmt sich aber auch der Sommer eine Auszeit.

Keine Unwetter sind natürlich gut. Aber dass der Sommer vorbei ist - das kann doch wohl nicht sein.

Momentan sieht alles so aus. Das Zünglein an der Waage ist übrigens recht prominent. Ein Ex-Hurrikan wird den Dauersommer mit extremen Höhen und Tiefen bei uns beenden. Der ehemalige Tropensturm "Bertha" hat dabei schon einen langen Weg hinter sich. Gebildet hat sich "Bertha" bereits am 31. Juli. Anschließend überquerte der Sturm unter Verstärkung die kleinen Antillen, Puerto Rico sowie den Osten der Dominikanischen Republik und wurde über dem offenen Atlantik zwischen den USA und den Bermudas zu einem Hurrikan. Und das alles, um sich dann in die Reihe der normalen Tiefs einzureihen, die in Richtung Europa ziehen.

Wo ist "Bertha" jetzt?

Etwa auf der Höhe von Neufundland über dem Atlantik. Von dort aus zieht das außertropische Tief, das natürlich bei Weitem nicht mehr so heftig ist wie über den tropisch warmen Wasserflächen, zu den Britischen Inseln. Dadurch verstärkt sich das Atlantiktief und damit wird es ab kommenden Montag bei uns mit den sommerlich warmen bis heißen Werten erst einmal vorüber sein.

Wie kann ich mir das konkret vorstellen?

Bisher lebte unser Sommer davon, dass wir südliche bis südwestliche Winde hatten. Mit der Verstärkung der Tiefdruckwirbel über dem Atlantik und dem Nordatlantik dreht der Wind und kommt aus Westen. Die Folge sind spürbar kühlere Temperaturen. Häufig sind es Höchstwerte zwischen 16 und 23 Grad.

n-tv Meteorologe Björn Alexander

n-tv Meteorologe Björn Alexander

(Foto: n-tv)

Wie wird das Wetter bis dahin?

Am Freitag sind im Osten und Nordosten ganz vereinzelt noch kurze Schauer drin. Für die meisten Regionen geht es aber bei einem Mix aus viel Sonne und Quellwolken trocken durch den Tag. Dazu gibt’s 24 bis 31 Grad -  gute und zumeist auch angenehme Sommerwerte. Nachmittags und Abends merkt man dann allerdings im Westen und Südwesten, dass auch diese Besserung mal wieder nur kurz ist. Von Frankreich und Benelux her steigt die Schauer- und Gewitterneigung. Stellenweise sind am späten Nachmittag und am frühen Abend zwischen Niederrhein und Eifel schon mal erste kräftige Gewittergüsse möglich. 

Die angekündigten Unwetter?

Eigentlich "nur" die Vorläufer. Der tatsächliche Unwetterbringer ist dann ein Tief, das uns am Samstag mit seiner Kaltfront von Frankreich her erreichen wird. Vor der Kaltfront wird nochmals sehr warme und zunehmend schwüle Luft in den Südosten und den Osten Deutschlands geführt. Damit verschärfen sich die Temperaturkontraste. Im Eifelumfeld sind am Samstag nur noch um die 20 Grad möglich während im Osten bis knapp 30 Grad drin sind. Wie heftig die Unwetter, die sich von West nach Ost ausbreiten, tatsächlich werden, ist zwar noch unsicher. Das Potenzial ist aber groß. Aus heutiger Sicht drohen Starkregen, Hagelschlag und Sturmböen. Je nach zeitlichem Ablauf und der Organisation der Kaltfront sind auch schwere Sturmböen bis hin zu orkanartigen Böen über Tempo 100 denkbar.

Wird es denn am Sonntag ruhiger?

Wahrscheinlich schon. Allerdings ist die Bandbreite, die uns die Wettermodelle heute berechnen, sehr groß. Von neuem, teils gewittrigem Regen, der von Südwesten her aufzieht, bis hin zu leichtem Zwischenhocheinfluss mit nur wenigen Schauern und mehr Sonnenschein. Alles ist möglich bei 22 Grad im Westen und letzten Zuckungen des Sommers in Form von mehr Wärme weiter in Richtung Osten.

Und das soll es dann gewesen sein?

Voraussichtlich schon. Der Montag bringt noch 19 bis 25 Grad. Ab Dienstag gibt es dann die deutliche Bremse. Mit Glück sind in der kommenden Woche im Südwesten vielleicht nochmals um die 24 Grad zu erwarten. Ansonsten ist der Sommer deutlich weiter entfernt. Die Tageshöchstwerte schwanken häufig um 16 bis 23 Grad. Ein neues Dauerhoch ist dabei zwar momentan nicht in Sicht, das wechselhafte Wetter dürfte aber dennoch auch mal freundliche Phasen zulassen. 

Das ist kaum vorstellbar.

Würde ich auch so sehen. Wobei die Ausprägung und die Wahrnehmung des Sommers bisher sicherlich sehr unterschiedlich sein dürften. Für alle galt natürlich, dass es zum Beispiel im Juli deutlich zu warm und zeitweise extrem schwül war. Jedoch richtig dauerhaft schön und unwetterfrei war es ja eigentlich nur für wenige Landesteile. Denn während beispielsweise die Urlauber an der Ostsee grandios viel Sonne genießen konnten, sind im Binnenland im Juli schon mal gerne 150 bis 250 Liter Regen auf den Quadratmeter gefallen. Trotz dieser enormen Wassermassen wird es vielleicht den ein oder anderen überraschen: Das Jahr 2014 ist in der Niederschlagsbilanz bisher gerade einmal ausgeglichen. Denn bis auf den Mai und den Juli war es durchweg zu trocken. Aber so ist eben die Statistik. Am Ende war es doch ganz normal.

Quelle: ntv.de

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