"Uns läuft hier die Zeit davon" Bundeswehr hilft mit Panzern beim Abriss der Carolabrücke
13.09.2024, 20:34 Uhr Artikel anhören
In Dresden läuft eine Wette gegen die Zeit. Die Trümmer der eingestürzten Carolabrücke liegen noch in der Elbe und für die kommenden Tage ist Hochwasser angekündigt. Nun soll auch die Bundeswehr mit speziellen Räumpanzern beim Bergen von Baumaschinen helfen.
Bei den Abriss- und Räumarbeiten nach dem Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden ist nun auch die Bundeswehr vor Ort. Die angekündigten Bergepanzer sind eingetroffen, wie ein Reporter berichtete. Zuvor hatte Feuerwehrsprecher Michael Klahre gesagt, es sei Unterstützung vom Landeskommando Sachsen angefordert worden. Zum Einsatz kommen demnach zwei spezielle Bergepanzer vom Typ "Büffel". Sie seien zunächst vor allem für den Fall da, dass die zivile Räum- und Bergetechnik ausfällt.
Nach Angaben der Bundeswehr kann der 1500 PS starke "Büffel" mit seiner Krananlage 30 Tonnen heben. Das Fahrgestell entspricht demnach dem eines Kampfpanzers Leopard 2. Der Panzer ist in der Lage, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Erdreich abzutragen. Auch Gewässerdurchfahrten sind möglich. Ein Hilfsangebot der tschechischen Feuerwehr wurde laut Klahre abgelehnt, da zu dem Zeitpunkt bereits die Absprachen mit der Bundeswehr liefen. Man sei aber "sehr, sehr dankbar" für das Angebot.
Wegen des drohenden Hochwassers ist der Zeitdruck am eingestürzten Teil der Dresdner Carolabrücke hoch. "Uns läuft hier die Zeit davon. Wir kämpfen hier wirklich gegen die Zeit", sagte Klahre bei einer Pressekonferenz im Dresdner Rathaus. "Unser Plan ist, den gesamten Bereich des Brückenzuges C bis auf das, was zuallererst eingestürzt ist, komplett zu beräumen." So sollen Folgeschäden beim drohenden Hochwasser vermieden werden. Die Abrissarbeiten sollen über Nacht mit Hochdruck fortgesetzt werden. Eine Spezialfirma arbeite rund um die Uhr, um die Trümmerteile zu beseitigen.
Am späten Donnerstagabend waren zunächst die unter Spannung stehenden Teile des ursprünglich eingestürzten Brückenzuges C, einschließlich der Straßenbahngleise und der Fernwärmeversorgungsleitungen, durchtrennt worden. Anschließend brachte eine Abbruchfirma weitere Abschnitte des Brückenteils zum Einstürzen. Dabei sei alles nach Plan verlaufen, sagte die Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes, Simone Prüfer.
Pegelstand von vier Metern erwartet
Die nun am Neustädter Ufer liegenden Teile werden zerkleinert und abtransportiert. Bis Sonntagabend sollen diese Arbeiten erledigt sein, denn dann wird ein Pegelstand von vier Metern erreicht - das sei das "Abbruchszenario", sagte Prüfer. Die noch stehenden Teile am anderen Ufer auf der Altstädter Seite bleiben zunächst stehen, soweit sie nicht selbst fallen.
Die Entfernung der seit Mittwoch in der Elbe liegenden Teile ist zunächst nicht geplant. Die Auswirkungen bei Hochwasser werden Prüfer zufolge aktuell vom Land Sachsen berechnet. Bei den beiden noch stehenden Brückenzügen A und B gehe man in der derzeitigen Lage nicht davon aus, dass etwas passiere, so Prüfer. Die Wasserschutzpolizei wird laut Angaben der Stadt Dresden die in der Elbe verbleibenden Teile der Brücke mit Bojen ausstatten, um sie im Hochwasserfall zu verorten.
Korrosion in Stahllitzen festgestellt
Bei Prüfungen an der Einbruchstelle der teilweise eingestürzten Brücke ist Korrosion festgestellt worden. Die Stahllitzen, die sich als Stützkonstruktion im Beton der Brücke befinden, seien zum Teil schon korrodiert gewesen, sagte Prüfer. "Der Schwachpunkt ist der Pfeiler in dem Moment gewesen."
Auch an den noch stehenden Zügen A und B würden Untersuchungen durchgeführt. "Der Zug B, das wissen wir schon und das ist erkennbar, zeigt auch Verformungen im 8- bis 15-Zentimeter-Bereich." Das Geländer sei voneinander weg gedriftet. Das sei "einzig und allein" auf den ursprünglichen Einsturz am Mittwoch zurückzuführen.
Die rund 400 Meter lange Carolabrücke bestand aus drei parallelen Brückenzügen. Über einen führten Straßenbahngleise sowie ein Rad- und Fußweg. Über die beiden anderen verliefen Autospuren. In der Nacht zum Mittwoch war ein Teil des Strangs mit den Straßenbahnschienen eingestürzt. Verletzt wurde bei dem Unglück niemand. Die beiden noch stehenden Stränge der Brücke bleiben weiterhin gesperrt. Wie schwer sie durch den Einsturz in Mitleidenschaft gezogen worden sind, ist noch unklar.
Heftige Regenfälle in Tschechien
Nach heftigem Regen in Tschechien wird am Wochenende in Sachsen ein starker Anstieg des Wasserstands der Elbe erwartet. Voraussichtlich am Samstagabend wird am Pegel Schöna die Alarmstufe 1 erreicht, für Dresden wird damit am frühen Sonntagmorgen gerechnet, wie das Landeshochwasserzentrum in einer Warnmeldung informierte. Riesa wird nach aktuellem Stand im Laufe des Sonntags betroffen sein, Torgau am Montag.
"Die Wasserstände werden weiter sehr schnell bis in den Bereich der Alarmstufe 3 ansteigen", so die Experten. Die höchsten Wasserstände an den sächsischen Elbepegeln werden derzeit ab Mittwoch und Donnerstag kommender Woche erwartet.
Quelle: ntv.de, gut/dpa