Deutlich zu warm und jetzt vorbei Das war's mit dem Winter
01.03.2014, 12:57 Uhr
Einen Hauch von Frühling durften wir bereits genießen. Doch so bleibt es nicht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Meteorologisch betrachtet, ist der Winter jetzt vorbei. Welche Bilanz die Wetterexperten ziehen, erzählt n-tv-Meteorologe Björn Alexander. Dabei verrät er auch, ob bereits Prognosen für den Frühling möglich sind und - besonders spannend - welches Wetter uns Karneval erwartet.
Björn, irgendwie hat dieser Winter eigentlich gar nicht stattgefunden, und jetzt ist er auch schon wieder vorbei - zumindest für euch Meteorologen. Wie ist der Winter 2013/2014 denn statistisch einzustufen?
Ich denke mal, da geht die Statistik mit den Eindrücken, die ein jeder von uns so hatte, einher. Natürlich ist der Winter 2013/2014 deutlich zu warm ausgefallen. Vor dem Blick auf den Gesamtwinter würde ich aber gerne noch die drei Wintermonate mit ihren Highlights beleuchten.
Na dann mal los.
Der Dezember 2013 brachte uns einen Temperaturüberschuss von etwa 2,75 Grad (die Abweichungen beziehen sich immer auf den Vergleichszeitraum von 1961 bis 1990). Der Start in den Monat war recht mild und wurde auch aus meteorologischer Sicht alles andere als langweilig. Denn am Nikolaustag sorgte Orkan "Xaver" vor allem über der Nordhälfte für ein schweres Sturm- und Sturmflutereignis. Der auch als "Medienorkan" bekannt gewordene "Xaver" hatte auf Sylt beispielsweise Spitzenböen bis 185km/h im Schlepptau. Dahinter folgte ein kleiner Hauch von Winter mit Kaltluft aus Nordwest. Zu diesem Zeitpunkt konnte man auch noch auf eine "weiße Weihnacht" hoffen, denn die Wettermodelle berechneten vorübergehend auch mal eine längere kalte Phase.
Das kann aber wirklich nur "vorübergehend" gewesen sein …
Ja. Denn schon bald manifestierten sich zwei Dinge, die eindeutig gegen einen kalten Winterverlauf bei uns sprechen: Einerseits die massiven und extremen Kaltluftvorstöße über Nordamerika und Grönland. Und als zweiten Punkt die davon angetriebene hohe Regenerationsfähigkeit der atlantischen Sturm- und Orkantiefs. Diese sorgten dann für die hohe Unwetterneigung über Teilen Europas. Denken wir an die permanenten Überschwemmungen über den Britischen Inseln, enorm viele Stürme in West- und Südwesteuropa und absolut extreme Schneemengen in den Südalpen – Schwerpunkt Dolomiten/Friaul mit bis zu 6 Metern im Laufe dieses Winters. An diesem Punkt wird dann aber auch klar, dass der Winter nicht überall ausgefallen ist.
Aber auch bei unseren direkten Nachbarn in Österreich dürfte doch der Winter zu mild gewesen sein, oder?
Natürlich. Auch dort auf Rekordniveau. Was ich damit sagen will, ist, dass es eben bei der Diskussion um den globalen Klimawandel und neue Wärmerekorde auch wichtig ist, dass es lokal gesehen auch Ausreißer in die andere Richtung gibt. Und auch großräumig gesehen war der Nordamerika-Winter das genaue Gegenteil von unserem hier in Deutschland. Womit wir jetzt auch wieder auf den Dezember blicken können: Also, "weiße Weihnachten" konnten wir auch in der Prognose relativ schnell abschreiben. Stattdessen stellte sich bei uns durch die Sturmtiefs über dem Atlantik eine sogenannte "Tiefdruckvorderseite" ein. Das heißt: Die Luft kommt bei uns aus Südwesten daher und ist nicht nur sehr mild, sondern hat auch noch Potenzial, unter Föhneinfluss zu kommen. Das merkten wir dann beispielsweise zu Weihnachten: Temperaturen, die bei bis zu 19 Grad gerne mal auf Frühlingsniveau unterwegs waren und ein Rekordföhnsturm in der Schweiz mit Spitzenböen über 200 km/h.
Und auch das neue Jahr brachte da keine Änderung …
Erst einmal nicht. Der Start ins Jahr 2014 brachte weiterhin atlantische Tiefausläufer mit milder Luft. Da fühlte man sich in der Vorhersage schon mal fast in den Sommermonaten angekommen. Denn da waren in der Prognose sogar schon mal die üblichen Verdächtigen der sommerlichen Großwetterlagen dabei: Gewitter mit Starkregen, Hagelschlag sowie Sturm- bis Orkanböen. Und den Frühling gab es natürlich auch noch. Im Süden strebten die Temperaturen gerne mal wieder in Richtung 20-Grad-Marke, und die Allergiker gegen Frühblüher wie Erle und Hasel hatten schon mit den ersten Pollen zu kämpfen. Doch dann machte der Winter mal einen ganz großen Ausfallschritt in Form eines Skandinavienhochs.
Stimmt. Da war mal kurz Winter zwischendrin.
Für fast drei Wochen blockierte das Hoch die Westwinddrift und sorgte mit einer östlichen Strömung für einen ordentlichen Frühlingsdämpfer - auch wenn sich der Schnee dabei insgesamt eher in Grenzen hielt. Am meisten von der Osteuropakälte abbekommen haben der Nordosten und der Osten mit Dauerfrost und den tiefsten Temperaturen in diesem Winter, die in den Nächten schon mal an die minus 20 Grad erreichten. Davon waren die tieferen Lagen im Westen und Südwesten allerdings weit entfernt. Hier wurde in der Regel nur mal an der Gefriergrenze gekratzt und Köln City - als ein Beispiel - erlebte in diesem Winter nicht einen Frosttag (also einen Tag mit Dauerfrost). Den gab es zuletzt nur vor dem meteorologischen Winterbeginn - nämlich am 27.11.2013. Summa summarum fiel der Januar 2014 durch den Wintervorstoß nicht ganz so eklatant warm aus wie seine zwei Geschwister. Aber 2,6 Grad überm langjährigen Durchschnitt sind immer noch "eine Bank", wenn es darum geht, unter die Top 5 der wärmsten Winter zu kommen.
Zumal im Februar der Frühling zurückkehrte …
So sieht es aus. Das altbekannte Muster aus Nordamerikakälte und Atlantiktief beendete den skandinavischen Kaltluftblock und verdrängte mit mehreren Sturmtiefs hintereinander das winterliche Intermezzo. Der Rest ist schnell erzählt: Die Temperaturen kletterten immer mal wieder in frühlingshafte Bereiche bei fast 20 Grad, und trotz einer Frühlingsschwäche in den letzten Tagen gibt es eine Februarabweichung von fast 4 Grad. Das macht dann für den Gesamtwinter 2013/2014 eine positive Abweichung von 3,1 Grad. Damit ist es der viertwärmste Winter seit Beginn der Wetterauszeichnungen. Da passen auch die weiteren klimarelevanten Parameter ganz gut: Wir durften uns über überdurchschnittlich viel Sonne und ausbleibende Niederschläge freuen (70 Prozent vom Regensoll und knapp 120 Prozent der normalen Sonnenausbeute).
Eine spannende Bilanz. Sagt sie auch etwas darüber aus, wie Frühjahr oder Sommer werden?
Solche Aussagen sind immer sehr schwer bis unmöglich und haben eine entsprechend niedrige Eintreffwahrscheinlichkeit. Die übersteigt eigentlich nie das Zufallsniveau. Aber natürlich kann man in die Statistik schauen und sehen, was nach anderen sehr milden Wintern folgte. "Bestimmt ein kaltes Frühjahr" wird wohl der ein oder andere denken. Zumindest in der Vergangenheit war das aber nicht unbedingt so. Dem absoluten Rekordwinter "ever, ever, ever" 2006/2007 mit 4,1 Grad überm Klimamittel folgte ein sehr sonniges und extrem warmes Frühjahr mit einer positiven Abweichung von 3,1 Grad. Eher zu nass und normal temperiert bis sogar zu kühl waren allerdings der Sommer und der Herbst 2007. Und in ähnlicher Tonart lassen sich sowohl Beispiele für den einen wie den anderen Witterungsverlauf finden. Kurzum: Auch die Statistik hilft uns bei der Beantwortung der Frage kaum bis gar nicht weiter. Das müssen wir wohl einfach auf uns zukommen lassen. Auch wenn es leider immer wieder Meteorologen gibt, die direkt mal ganze Jahreszeiten vorhersagen wollen.
Dann jetzt mal was Verlässlicheres: Wie wird das Wetter in den nächsten Tagen?
Der Sonntag startet zunächst häufiger mit Wolkenresten oder Nebel und Hochnebel. Später gibt es dann aber deutliche Besserungstendenzen. Die machen sich besonders in den Karnevalshochburgen im Westen bemerkbar. Zumal der Wind allgemein recht schwach ist. Bei den Temperaturen ist erst einmal der frühe Morgen erwähnenswert, denn es geht mit Werten zwischen minus 3 und plus 3 Grad mit der Option auf verbreiteten Bodenfrost los. Somit kann es streckenweise Glätte durch gefrierende Nässe oder Reif geben. Tagsüber lässt uns der Vorfrühling nach wie vor im Stich: Mehr als 4 bis 11 Grad sind kaum drin.
Apropos Karneval: Wie sieht es am Rosenmontag in den Karnevalshochburgen aus?
Da muss der Westen erst einmal ein kleines Regenband über sich ergehen lassen. Läuft alles gut, dann ist das am frühen Vormittag weitestgehend durch. Dahinter könnte es noch einzelne Schauer geben. Selbst Gewitter sind nicht ganz auszuschließen. Aus heutiger Sicht ist die Wahrscheinlichkeit dafür aber am ehesten im Eifelumfeld gegeben. Mit dem Regen und den nachfolgenden Schauern frischt der südliche Wind spürbar auf und kann stark böig aufleben. Deutlich besser verläuft der Wochenstart dagegen von der Ostsee bis herunter an die Alpen. Dort bleibt es trocken und zeitweise sonnig. Zwischen West und Ost liegen unterdessen viele Wolken mit etwas Regen und Schnee oberhalb von 500 bis 700 Metern. Die Temperaturen erreichen mit Sonne in Sachsen und Teilen Bayerns 12 bis 13 Grad. Am Rhein bewegen sich die Werte bei rund 10 Grad. Und auch im großen Rest sind meist 6 bis 11 Grad möglich.
Wie geht es Dienstag weiter?
In der Südwesthälfte wechselhaft mit Schauern und Schnee oberhalb von etwa 500 Metern. Und auch im Osten dürfte das schöne Wetter zur Neige gehen. Dazu 3 bis 11 Grad. Eine ähnliche Temperaturspanne dürfte auch der unbeständige Mittwoch bringen. Und jetzt wird es für die Karnevalisten etwas unschön: Mit dem Karnevalsende am Aschermittwoch könnte auch das leicht unberechenbare Schauerwetter zu Ende gehen. Die Unsicherheiten sind zwar noch groß, aber es ist durchaus möglich, dass uns ein stabiles Hoch deutlich besseres Wetter mit kühlen Nächten und milden Tagen bringt.
Quelle: ntv.de