Hoffen auf goldenen Oktober Der Sommer kehrt nicht zurück
11.08.2011, 10:01 Uhr
Leere Strandkörbe am Berliner Wannsee.
(Foto: dpa)
Die Anzahl der wirklich schönen und heißen Sommertage in diesem Sommer lässt sich – zumindest gefühlt – an einer Hand abzählen. Statt dessen immer wieder Ekelwetter mit Dauerregen, Wind und herbstlichen Temperaturen. Besteht noch die Hoffnung auf den Sommer oder gehen wir nahtlos in Richtung Herbst und Winter? n-tv Meteorologe Björn Alexander kennt die Antwort.
n-tv.de: Wo muss man hinfahren, um hier in Deutschland den Sommer zu erleben?
Björn Alexander: Auch wenn man es im Norden vielleicht nicht glauben kann, aber im Süden hält derzeitig der Sommer Einzug. Die teils klare Nacht war dort zwar herbstlich frisch mit einstelligen Tiefstwerten, tagsüber machen sich aber schnell die Sonne und die zunehmend sommerlich warme Luft bemerkbar.
Und das sieht für die Nordlichter anders aus?
Ja, komplett anders. Das Tief, das im Süden die Warmluftzufuhr verstärkt, zieht nämlich genau über den Norden hinweg. Damit regnet es über Norddeutschland teilweise lang anhaltend und ergiebig. In der Summe rechnen die Modelle von gestern Abend bis zum Freitag Mittag mit verbreitet 30 bis 50 Liter Regen pro Quadratmeter, stellenweise auch noch etwas darüber. Örtlich besteht somit auch Überflutungsgefahr.
Das hört sich schlimm an und hat mit dem Sommer nichts zu tun.
Große Regenmengen grundsätzlich schon, denn die meisten Niederschläge gibt es tendenziell im Sommer, wenn die Luft warm und ihre Wasseraufnahmekapazität dadurch am größten ist. Nur: Die momentane Wetterlage ist eigentlich mehr eine frühherbstliche mit Warmluftvorstoß im Süden und nasskaltem Feeling im Norden. Dort sind nämlich außerdem nur rund 15 bis 18 Grad mit örtlichen Sturmböen drin.
Sind wir damit denn schon im Herbst oder könnte es der Sommer für alle nochmals versuchen?
Versuchen auf jeden Fall. Aber für den richtigen Hochsommer mit sonniger Hitze um 30 Grad und tropisch warmen Nächten wird es jetzt recht unwahrscheinlich. Nicht, dass sich eine entsprechende Luftmasse nicht bis in unsere Breiten vorschieben könnte, es ist mehr ein jahreszeitliches Problem. Denn die Tage werden kürzer, die Nächte länger und die Sonne ist bereits knapp zwei Monate hinter ihrem höchsten Stand. Kurzum: Richtiger Hochsommer und das über mehr als zwei oder drei Tage hinaus dürfte erst im nächsten Jahr wieder auf unseren Wetterkarten auftauchen.

Björn Alexander
Aber es wird doch jetzt im Süden sommerlich.
Ja, schon. Bis einschließlich Sonntag liegen die Temperaturen dort oft bei freundlichen bis sonnigen 23 bis 28 Grad. Stellenweise vielleicht auch etwas darüber. Aber das entspricht – zumindest meiner Meinung nach – nicht dem Hochsommer, sondern zeigt schon ein bisschen in Richtung Spätsommer.
Und besteht auch im Norden die Möglichkeit für ein bisschen Spätsommer?
Sieht in den kommenden Tagen erst mal nicht so aus. Aber eine gute Nachricht habe ich auf jeden Fall: Nach dem Dauergrau und -nass geht es am Wochenende auch dort etwas aufwärts. Ist zwar nicht der große Durchbruch, aber eine deutliche Besserung mit einigen freundlichen Momenten und etwas wärmeren Werten. Und in der nächsten Woche gibt es zumindest ein paar Anzeichen für einen generell etwas schöneren Witterungsabschnitt. Irgendwann wird die Wetterlage schlussendlich kippen und - auch wenn es nur ein schwacher Trost ist - ein schöner Spätsommer oder Frühherbst ist ja auch nicht zu verachten.
Wie oft musstest du in den letzten Wochen eigentlich schon die Frage nach der Sommerrückkehr beantworten?
Kann ich gar nicht sagen. Gefühlt war es schon fast unendlich oft. Berufsrisiko eben. Allerdings sage ich - zumindest im Sommer - auch lieber Sonne als Regen voraus. Und insgesamt waren es jetzt schon einige, eher schwierige Wetterlagen, die auch nicht immer frei von Fehlprognosen waren. Lagen doch die Wettermodelle in ihren Ansätzen schon mal "meilenweit" voneinander entfernt. Da beschert uns der Sommer eigentlich schon mal leichtere Aufgaben und Fragen wie: "Sollen wir für den Oberrhein jetzt 35 oder 36 Grad setzen?" oder "Werden es 11 oder 12 Sonnenstunden?"
Quelle: ntv.de