Panorama

"Spitzenwerte bis zu 33 Grad" Der Sommer startet pünktlich

Das Wochenende lädt zum Chillen ein - danach trüben Gewitter die Wetterlage in Deutschland.

Das Wochenende lädt zum Chillen ein - danach trüben Gewitter die Wetterlage in Deutschland.

(Foto: imago images / Alexander Pohl)

Mit dem Mai endet der erste überdurchschnittlich kalte Monat seit über einem Jahr. Dafür startet der meteorologische Sommer pünktlich und lässt die Temperaturen in die Höhe klettern. Ein Fingerzeig dürfte das erste heiße Wochenende im Kalenderjahr aber nicht werden. Warum langfristige Prognosen für die kommenden Monate dennoch keinen Sinn haben, erklärt Björn Alexander im Interview mit n-tv.de.

n-tv.de: Am Samstag beginnt - zumindest meteorologisch gesehen - der Sommer. Und auch wettertechnisch passt alles, oder?

Björn Alexander: So sieht es aus. Denn jetzt stellt sich unsere Wetterlage grundlegend um. Aus dem Südwesten Europas erreicht uns hochsommerlich warme Luft. Und die lässt die Temperaturen am Sonntag auf Spitzenwerte bis zu 33 Grad ansteigen.

Das kann die Mai-Statistik natürlich nicht mehr retten. Wo landet der Mai im langjährigen Vergleich?

Am unauffälligsten ist die Sonnenbilanz. Die ist nämlich vielerorts ziemlich ausgeglichen. Im Gegensatz dazu fiel im landesweiten Durchschnitt zu viel Regen. Deutlich zu nass zeigten sich die Alpen. Auf der Zugspitze ist die 2,5-fache Niederschlagsmenge gefallen.

Wie viel ist das?

Björn Alexander

Björn Alexander

Das sind fast 500 Liter pro Quadratmeter, die auf knapp 3000 Metern allerdings in fester Form, also als Schnee vom Himmel gekommen sind. Dementsprechend liegt auf Deutschlands höchstem Berg mit 645 Zentimetern so viel Schnee wie fast noch nie Ende Mai. Auch auf dem Nebelhorn in 2070 Metern Höhe sind es immer noch 215 Zentimeter.

Wie warm - oder besser - wie kalt kommt der Mai am Ende durchs Ziel?

Verglichen mit dem langjährigen Klimamittel (Vergleichszeitraum von 1961 bis 1990) war der Mai über 1 Grad zu kalt. Damit ist eine bislang beispiellose Serie gerissen. Denn wir erlebten 13 zu warme Monate hintereinander. Der letzte zu kalte Monat war dementsprechend der März 2018. Das gab es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen bisher noch nie.

Und das ausgerechnet im Wonnemonat.

Das stimmt. Und wie selten ein derart zu kalter Mai in den letzten Jahrzehnten ist, das zeigt uns übrigens der Vergleich mit den Wetterdaten von 1991 bis heute. Bei diesem Vergleich liegt der Mai 2019 nämlich bei deutlich mehr als 2 Grad unterm Durchschnitt. Noch schlechter zeigte sich der Mai in den letzten Jahrzehnten übrigens nur im Jahr 2010 mit lausigen Temperaturen, kaum Sonne und viel Regen. Aber letzteren konnten und können wir natürlich weiterhin gut gebrauchen. Zumindest in einigen Landesteilen.

Wo ist es denn am trockensten?

In Bezug auf die Trockenheit im Oberboden hat sich besonders in der Mitte und im Süden Normalität eingestellt. Ansonsten wäre Regen aber weiterhin sehr wünschenswert. Zumal in den tieferen Bodenschichten zwischen 1 und 2 Meter verbreitet nach wie vor eine extreme bis außergewöhnliche Dürre vorherrscht.

Zuletzt kursierten einige Sommerprognosen. Wie glaubwürdig sind solche Vorhersagen für ganze Jahreszeiten?

Wenig bis gar nicht. Zumal ja zum Teil auch schon auf konkrete Gefahren hingewiesen wird. Waldbrände und Hitzewellen werden da für Mitteleuropa prognostiziert. Und das ist ja sogar schon ein Schritt mehr als eine reine Vorhersage von Regen und Temperatur. Das hat aus meiner Sicht schon ziemlich was von Bangemachen.

Lassen sich denn überhaupt schon Aussagen zum Sommerverlauf machen?

Am Ende ist es wahrscheinlich, dass der Sommer im Vergleich mit dem langjährigen Mittelwert eher zu warm ausfallen dürfte. Das liegt aber einfach daran, dass der standardmäßige Vergleich noch auf den Zeitraum zwischen 1961 und 1990 zurückgreift.

Wie sieht es mit der Dürre aus?

In Sachen Regen lassen sich längerfristig gesehen kaum Aussagen machen. Abschätzungen über einen Zeitraum von 7 bis 10 Tagen sind aber natürlich möglich. Und auch für die Energiewirtschaft gibt es beispielsweise längerfristige Prognoseprodukte. Doch für konkrete Planungen ist das in der Regel nicht zu gebrauchen. Das gilt ebenso für die Vorhersagen des US-amerikanischen Wetterdienstes, dessen Langfristprognosen aus meiner Sicht auch noch einen eher experimentellen Charakter haben. Und ganz schwierig ist es natürlich, wenn manche Wetterdienste direkt mal einen Horror-Sommer prophezeien.

Dann schauen wir doch mal auf das erste Juniwochenende und den Sommerbeginn: Was erwartet uns?

Am Samstag versorgt uns Hoch "Pia" bereits verbreitet mit viel Sonne. Einzig der Norden und der Nordosten müssen zuerst noch einige Wolkenfelder über sich ergehen lassen.

Was bringen die Temperaturen?

Bei Seewind auf Sylt bleibt es bei 17 Grad noch ziemlich frisch. Ansonsten werden 20 bis 25 Grad im Küstenumfeld erreicht und im Landesinneren schon 26 bis 28 Grad. Am wärmsten wird es an Rhein und Ruhr mit bis zu 29 Grad. Stellenweise kratzen wir sogar am ersten heißen Tag des Jahres mit 30 Grad. Zum Vergleich: im letzten (außergewöhnlich warmen) Jahr haben wir bereits am 19. April das erste Mal die 30-Grad-Marke geknackt.

Wie verläuft der Sonntag?

Supersonnig und sehr warm bis heiß. Durch den südlichen Wind wird es selbst auf den Nordfriesischen Inseln 27 bis 29 Grad warm. Sonst sind an den Küsten vielfach 23 bis 26 Grad drin. Im Landesinneren wird es noch heißer mit 30 bis 32 Grad. Vom Niederrhein und dem Ruhrgebiet bis ins Münsterland liegt der Hitzepol mit bis zu 33 Grad. Aber auch in Süddeutschland wird es sommerlich mit 25 bis 29 Grad. Und die Nacht zum Montag könnte dann erstmalig in diesem Jahr tropisch verlaufen. Zumindest im Ruhrgebiet mit Tiefstwerten nicht unter 20 Grad. Aber auch im übrigen Land macht sich der Sommer bei den Tiefstwerten bemerkbar. Oft ist es sehr mild mit 19 bis 15 Grad. Lediglich in Süddeutschland bekommen Sie noch frischere 14 bis 11 Grad.

Wie viel Sommer hat die nächste Wetterwoche im Programm?

Die Luft wird ziemlich schnell schwül und somit gewitterwillig. Somit sind im Westen bereits am Montagvormittag erste Gewitter möglich, die tagsüber intensiver werden. Es drohen Unwetter durch Hagel, Starkregen, Sturmböen und hohe Blitzraten. In der Südosthälfte bleibt es hingegen noch lange sonnig. Einzig in den Alpen und am Bayrischen Wald sind einzelne Hitzegewitter nicht auszuschließen. Die Temperaturen: schwül-warme 25 bis 29 Grad im Westen und Nordwesten. Im Osten und im Südwesten werden es heiße 30 bis 33 Grad. Am frischsten ist es an der Nordsee bei Seewind und maximal 17 bis 21 Grad.

Quelle: ntv.de

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