Herbst schickt Streifschuss Der Spätsommer ist da
28.08.2013, 19:21 Uhr
Die Spätsommersonne kann sich noch gegen erste Herbstboten durchsetzen.
(Foto: dpa)
Der September steht vor der Tür - und mit ihm der Herbstanfang. Zeit für ein Fazit: n-tv Wetterexperte Björn Alexander verrät, wie sich der Sommer 2013 im Vergleich zu seinen Vorgängern schlägt und wo sich eigentlich der "Backofen der Nation" befindet. Außerdem erfahren wir, wie lange der Pullover noch im Schrank bleiben kann.
n-tv.de: Björn, vor dem Blick aufs Wochenende habe ich noch ein paar Fragen zum Rückblick auf den Sommer. Denn für euch Meteorologen wird bald der Schlussstrich unter den Sommer 2013 gezogen, oder?
Björn Alexander: Korrekt. Die meteorologische Unterteilung der Jahreszeiten stimmt nicht mit den kalendarischen oder auch astronomischen Jahreszeiten überein. Denn während der Kalender den Herbst immer um den 21. September herum beginnen lässt, also variabel ist (in diesem Jahr am 22. September), ist der Herbstbeginn für die Statistik immer am 1. September.
Dann ist der Sommer statistisch also noch nicht ganz vorbei. Können wir dennoch eine Bilanz ziehen?
Das ist in diesem Fall kein Problem. Denn bezogen auf die drei Sommermonate sind die drei letzten Tage zu vernachlässigen. Zumal die letzten Tage relativ normal verlaufen werden.
Prima. Wo war es denn in diesem Sommer am heißesten?
Von den vielen Hitzewellen, die uns in diesem Sommer heimgesucht haben, fallen zwei ganz besonders ins Auge. Zum einen am 27. Juli. An diesem Samstag vermeldeten im Südwesten direkt drei Wetterstationen 39 Grad, nämlich Lörrach, Sinsheim und Rheinfelden. Überhaupt war Baden-Württemberg an diesem Tag der "Backofen der Nation". Reihenweise wurden nämlich auch die 38 Grad erreicht. Auf den weiteren Rängen in Sachen Hitze folgten Bayern, Thüringen und Sachsen. Und auch dort waren es gerne mal 34 bis 37 Grad. Nur einige Tage später rollte der nächste Hitzehammer aus der Sahara heran. Am 2. August erstreckte sich die Hitze fast übers ganze Land. Mal abgesehen von einigen wenigen Küstenabschnitten an der Ostsee, die mit 25 bis 30 Grad etwas frischer waren, zeigten die Quecksilbersäulen an diesem Tag oft zwischen 32 und 38 Grad an. Die heißesten Werte vermeldeten die Wetterstationen in NRW und Rheinland-Pfalz mit meist 35 bis 38 Grad. Knapp 39 Grad waren es am Niederrhein in Krefeld. Das sind Werte auf Rekordniveau.
Dann ist bestimmt auch unser Sommer 2013 ein Rekordsommer.
Da fehlt doch noch einiges. Unser Sommer 2013 hat einen Temperaturüberschuss von etwa 1,5 Grad erwirtschaftet. Der Sommer 2010 war etwas wärmer mit 1,6 Grad überm langjährigen Mittel. Deutlicher darüber lag der Sommer 2006 mit 1,8 Grad überm langjährigen Durchschnitt. Alle drei Sommer bleiben allerdings um Längen hinter dem Sommer 2003 zurück. Der war nämlich über 3 Grad wärmer als der Durchschnitt. Nichtsdestotrotz war unser 2013er Sommer für Hitzefreunde und Sonnenanbeter eine gute Sache. Denn auch die Sonnenbilanz ist positiv. Im Durchschnitt durften wir alle rund 700 Sonnenstunden erleben – das sind gut 10 Prozent mehr als ansonsten üblich.
Wie sieht es beim Regen aus?
Der ist aufgrund von Schauer- und Gewitterlagen mit Unwettern recht unterschiedlich verteilt. In einigen Landesteilen ist kaum die Hälfte des ansonsten üblichen Niederschlags zusammengekommen. Das gilt vor allem im Westen und über einigen Regionen der Mitte. Hier sind in drei Monaten teilweise kaum 100 Liter Regen pro Quadratmeter zusammen gefallen. Das ist wirklich extrem wenig. Bezogen aufs ganze Land sind im Durchschnitt etwa 200 Liter pro Quadratmeter gefallen. Das entspricht gut 85 Prozent der Normalmenge.
Wie geht es jetzt mit dem Sommer weiter?
Der hat sich inzwischen mehr zum Spätsommer gewandelt. Die Nächte sind schon deutlich länger geworden und die sonnigen Aufheizphasen tagsüber sind dadurch spürbar kürzer. Sonnenaufgang ist derzeitig gegen 6.20 Uhr. Der Sonnenuntergang ist etwa um 20.20 Uhr. Immerhin ist in gut drei Wochen kalendarischer Herbstbeginn und dann sind Tag und Nacht bereits gleich lang.
Klingt fast schon dramatisch. Macht sich der Herbst denn auch beim Wetter bemerkbar?
Am Sonntag und Montag gibt‘s schon mal einen ersten kleinen herbstlichen Streifschuss. Im Laufe des Wochenendes zieht von Nordwesten nämlich eine Kaltfront auf und die bringt am Sonntag und Montag eine landesweite Abkühlung auf 15 bis 23 Grad mit Regengüssen, einzelnen Gewittern und Wind, der in Schauernähe und an den Küsten auch stürmisch sein kann.
"Streifschuss" heißt aber hoffentlich auch, dass es darüber hinaus schöner ist?
Ja, denn ansonsten bleibt es noch meistens spätsommerlich. Das heißt: auch am Freitag geht es - von einzelnen Schauern im Norden abgesehen - trocken, freundlich bis sonnig und angenehm warm weiter mit 19 bis 27 Grad. Samstag lebt der Wind im Norden und Westen auf und die Wolken werden dichter, können auch schon ersten Regen mitbringen, während der Süden und der Osten noch länger die Spätsommersonne bei bis zu 26 Grad tanken können. Am Sonntag ist es allgemein wechselhaft mit Schauern und Wind, bevor sich ab Montag beziehungsweise Dienstag von Westen her bereits der nächste Ableger des Azorenhochs bemerkbar machen dürfte.
Wetteraussichten mit "happy end".
Zumindest will sich der Spätsommer wohl noch nicht geschlagen geben und wir könnten uns ab Dienstag kommender Woche auch wieder auf 17 bis 25 Grad freuen.
Quelle: ntv.de