Bis zu minus 15 Grad "Der Winter wird vorerst bleiben"
20.01.2014, 18:26 Uhr
Die Rettungswagen kommen in Berlin nicht zum Stillstand. Glätte und Eisregen machen das Laufen in der Hauptstadt zur reinsten Schlitterpartie. n-tv-Meteorologe Björn Alexander ist sich sicher: Kälte und Frost machen sich in Deutschland breit.
n.tv.de: Björn, das Frühlingserwachen scheint ausgebremst. Zumindest war es hier in Berlin und im Umland sehr glatt auf Straßen und Wegen. Kommt der Winter doch noch?
Björn Alexander: Für den Osten und den Nordosten gilt in dieser Woche definitiv: Der Winter ist da und wird vorerst bleiben. Aber auch im Süden und Westen Deutschlands sind die extrem milden Zeiten vorbei und in den Nächten kann es bei Werten um den Gefrierpunkt verbreitet zu Glätte kommen. Auch Schnee ist gebietsweise mit dabei.
Wie kommt es zu diesem Wetterumschwung?
Wir liegen momentan zwischen einem Tief über Italien und einem Hoch über Russland. Das Hoch schickt bodennah kalte Festlandluft nach Deutschland während weiter oben in der Atmosphäre das Italientief wetterbestimmend ist. Mit ihm ist in der höheren Atmosphäre feucht-milde Luft herangekommen. In den kommenden Tagen wird sich die kalte Luft immer weiter ausbreiten und damit das sehr milde Wetter beenden. Immerhin war der Januar bislang knapp fünf Grad wärmer als ansonsten üblich.
Hat das Zusammenspiel von warmer und kalter Luft auch für das Glatteis gesorgt?
Ja. In der milden Luft weiter oben, die auf etwa 1500 Metern eine Temperatur von circa 2 Grad plus hat, macht sich der Regentropfen der Schwerkraft folgend auf den Weg zum Boden. Dabei kommt er nun in die unter ihm liegende russische Kaltluft und der Tropfen kühlt sich immer weiter ab. Sind die Temperaturen im Kaltluftteppich sehr niedrig, dann sinkt die Temperatur im Wassertropfen rasch unter 0 Grad ab, er kann gefrieren und trifft als Eiskorn auf den Erdboden. Wenn es nicht zum Gefrieren reicht, dann kann er als unterkühlter Regentropfen auf dem Boden auftreffen und gefriert dort dann schlagartig. Die letzte Möglichkeit, die sich dem Tropfen auf seinem Weg nach unten bietet, um zu gefrierendem Regen zu werden: das Kaltluftpolster ist nicht sehr dick, aber dafür ist der Boden unter Dauerfrost. Wenn sich die kalte Luft dann auch in den höheren Luftschichten durchsetzt, dann geht der Regen in Schnee über.
Wie geht es mit unserem Winterwetter und der Glätte weiter?
Da die kalte Luft sich jetzt auch in den höheren Luftschichten immer mehr durchsetzt, gehen die Niederschläge zusehends in Schnee über. Allerdings entspannt sich die Glatteissituation zunächst nur langsam. Am Dienstag verläuft die Grenze zwischen Frost und Nicht-Frost von Thüringen bis herüber ins Münsterland. Nordöstlich davon zeitweise mit etwas Schnee. Südwestlich davon mit etwas Regen, der erst oberhalb von 400 bis 700 Metern in Schnee übergeht. Vor allem im Übergangsbereich droht nach wie vor Glatteisregen. Dazu liegen der Nordosten sowie das höhere Bergland im Dauerfrost. Am Rhein und Richtung Donau und Alpen sind hingegen nochmals drei bis sechs Grad plus drin.
Wie sieht es danach aus?
Am Mittwoch wird sich das Zentrum von Schnee, Schneeregen oder gefrierendem Regen rund um die Mittelgebirge bewegen. Im Nordosten bleibt es in der Winterluft trocken bei minus vier Grad an der Oder. Auch der Süden bleibt auf der trockenen, aber deutlich milderen Seite bei plus 6 Grad am Oberrhein. In der Nacht zum Donnerstag kann es dann auch in den tieferen Lagen im Westen für Schnee und entsprechende Glätte reichen. Derweil klart der Himmel im trockenen Nordosten und Osten auf und neben Schnee ist auch strenger Frost, teils bis unter minus 15 Grad zu erwarten. Ähnliche Werte bringt dann auch die Nacht zum Freitag. Empfindliche Wasserleitungen sollten Sie dort also bald entwässern oder vor Frost schützen.
Was macht der Trend in Richtung Wochenende?
Auch im Westen und Süden zeigt das Pendel momentan eher auf die nasskalte Variante, gebietsweise mit Schnee oder Schneeregen bis in die tieferen Lagen. Dazu dürften die Temperaturen am Tage dort meist zwei bis vier Grad liegen. Nachts kann es bei leichtem Frost dann weiterhin glatt sein. In der Nordosthälfte bleibt es bei der winterlichen Witterung mit Tageshöchstwerten um oder unter 0 Grad und teils strengem Nachtfrost unter minus zehn Grad.
Quelle: ntv.de