Panorama

Rückgang im Westen Die Corona-Welle schwappt in den Osten

Fast überall in den östlichen Bundesländern steigen die Corona-Inzidenzen.

Fast überall in den östlichen Bundesländern steigen die Corona-Inzidenzen.

(Foto: picture alliance / ROBIN UTRECHT)

Lange bleiben die Corona-Inzidenzen im Osten deutlich niedriger als im Rest der Bundesrepublik. Doch jetzt steigen dort die Fallzahlen zum Teil deutlich, während sie im Westen sinken.

Als schon im Juli und August die Corona-Neuinfektionen im Westen der Bundesrepublik vor allem in Nordrhein-Westfalen in die Höhe schossen, stiegen sie in den Ost-Bundesländern nur sehr langsam an. Doch inzwischen hat sich der Trend umgekehrt. In NRW, Rheinland-Pfalz oder Hessen geht es steil bergab, während die Inzidenzen im Osten immer weiter nach oben gehen.

Bremen hat zwar mit rund 109 Neuinfektionen derzeit immer noch die höchste Inzidenz aller Bundesländer, aber vor sechs Tagen lag sie noch über 120. Auch in Bayern deutet sich ein leichter Abwärtstrend an, die Fallzahlen gingen dort im gleichen Zeitraum von knapp 95 auf rund 88 zurück.

Thüringen legt besonders schnell zu

Thüringen liegt mit etwa 83 Neuinfektionen jetzt auf Platz 3 und die Kurve steigt weiter deutlich an. Ähnlich sieht es auf niedrigerem Niveau in Sachsen aus, das jetzt mit einer Inzidenz von 74 den fünfthöchsten Wert der 16 Bundesländer aufweist.

Baden-Württemberg hat mit rund 78 Neuinfektionen immer noch die vierthöchste Inzidenz, Mitte September lag sie dort allerdings schon über 100. In Hessen halbierte sich der Wert seit dem 6. September von 120 auf 60, in Hamburg sank er von 97 auf 57, in Rheinland-Pfalz von 113 auf 51.

In Niedersachsen ist die Inzidenz von 81 auf 43 gefallen, im Saarland von 95 auf 40, in Schleswig-Holstein von 52 auf 28. Auch Berlin kann einen Rückgang von 92 auf 78 verzeichnen, allerdings war die Inzidenz dort am 26. September mit 72 schon niedriger.

Die niedrigsten Fallzahlen im Osten gibt es in Sachsen-Anhalt, wo sie seit Mitte September nur von 33 auf 44 gestiegen sind. Auch Mecklenburg-Vorpommern hat mit 47 immer noch einen vergleichsweise niedrigen Wert, aber am 22. September lag er nur bei 28. Brandenburg liegt gleichauf, die Inzidenz bewegt sich dort seit Mitte September allerdings seitwärts.

Top-Hotspots weiter in Bremen und Bayern

Der Osten holt zwar auf, doch die meisten Corona-Hotspots sind nach wie vor im Westen. Der Kreis mit der höchsten 7-Tage-Inzidenz ist Bremerhaven mit knapp 254 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Die folgenden drei Kreise befinden sich in Bayern: Traunstein mit 248,5, das Berchtesgadener Land mit 232 und der Landkreis Rosenheim mit 221.

Zusammen mit Cham (169), der Stadt Rosenheim (163) und Miesbach (154) sind sechs der Top-10-Hotspots im Freistaat. Auch in Baden-Württemberg befinden sich mit Pforzheim (196), dem Schwarzwald-Baar-Kreis (167)und Heilbronn (155) drei der zehn Kreise mit den höchsten Inzidenzen.

Aber auch bei den Hotspots ist ein deutlicher Ost-Trend zu sehen. Denn dort befinden sich mehr Kreise, deren Inzidenzen steil ansteigen, als im Westen. Besonders rasant geschieht dies im Thüringer Unstrut-Hainich-Kreis. Aktuell liegt er mit 145,5 Neuinfektionen auf Platz 11, am 31. August zählte man dort noch zwei Fälle. Ähnlich sieht es in Greiz (14/Thüringen) aus, dessen 7-Tage-Inzidenz im gleichen Zeitraum von 7 auf 139 zugenommen hat.

Impfquoten machen großen Unterschied

Doch ein Blick auf die Gesamtinzidenz genügt nicht, um die Konsequenzen aus dem Anstieg einschätzen zu können. Denn hohe Fallzahlen sind vor allem dann ein Problem, wenn sich Menschen anstecken, die häufiger schwer an Covid-19 erkranken.

Das sind inzwischen bei weitem nicht mehr nur die über 80-Jährigen. Fast ein Viertel (23,9 Prozent) der Covid-19-Patienten auf deutschen Intensivstationen ist aktuell zwischen 50 und 59 Jahre alt, den größten Anteil (24,4 Prozent) haben die 70- bis 79-Jährigen.

Über 80-Jährige machen dort nur noch 15,3 und 11,2 Prozent der Fälle aus. Immerhin 13,8 Prozent der Corona-Intensivpatienten sind zwischen 40 und 49 Jahre alt, der Anteil der 30- 39-Jährigen beträgt 8,1 Prozent. Nur 2,3 Prozent sind zwischen 18 und 29 Jahre alt, Minderjährige machen nur 1 Prozent aus.

Die Entwicklung liegt zu einem großen Teil daran, dass sich die große Mehrheit der Erwachsenen hat impfen lassen. Möglicherweise sind bereits bis zu 80 Prozent durchgeimpft und 85 Prozent haben wenigstens eine Dosis im Oberarm. Laut offizieller RKI-Statistik sind wenigstens 85 Prozent der über 80-Jährigen vollständig geimpft, aber nur 70,8 Prozent der 18- bis 59-Jährigen.

Regional sind die Unterschiede dabei teilweise sehr groß. Sachsen hat mit 77,8 und 55,5 die miesesten Impfquoten, gefolgt von Brandenburg (79,9/61,2 Prozent), Thüringen (80,9/59,5 Prozent) und Bayern (82,2/68,4).

Osten verkraftet hohe Inzidenzen schlechter

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Bundesweit sind mindestens 90 Prozent der Covid-19-Patienten in Intensivbehandlung ungeimpft. In Sachsen lag laut MDR bis zum 20. September kein einziger Geimpfter auf einer Intensivstation, 99 Prozent aller Hospitalisierungen betrafen Ungeimpfte.

Den niedrigeren Impfquoten entsprechend haben im Osten hohe Inzidenzen schwerwiegendere Folgen, vor allem, wenn zusätzlich viele alte Menschen betroffen sind. So ist in Thüringen die Zahl der Corona-Intensivpatienten innerhalb der vergangenen Woche bereits von 16 auf 26 gestiegen, in Sachsen von 37 auf 74. In Bayern hat sich dagegen die Lage etwas entspannt, dort sank die Zahl der intensiv versorgten Corona-Fälle von 257 auf 242.

Quelle: ntv.de

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