Angriff auf Ex-Frau im Wedding "Ehrenmörder" steht vor Gericht
02.04.2012, 13:01 UhrEin Mann wird von seiner Frau verlassen, nach der Scheidung greift er ein Auto an, in dem sie mit ihrer Familie sitzt. Zwei Menschen sterben. Nun steht der Täter, ein 25 Jahre alter Türke, vor Gericht. Er behauptet, er habe nur ins Lenkrad schießen wollen.
Acht Monate nach einem tödlichen Kugelhagel in Berlin-Wedding muss sich der mutmaßliche Doppelmörder vor dem Landgericht in der Hauptstadt verantworten. Der 25-jährige Mehmet K. soll laut Anklage die Schwester und Mutter seiner Ex-Frau in einem Auto erschossen haben. Der Mann habe aus Rache und "verletzter Ehre" seine frühere Frau töten wollen, diese aber verfehlt, so die Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte schwieg zum Prozessauftakt.
Ihm wird neben dem Doppelmord auch dreifacher versuchter Mord vorgeworfen. Er soll im August 2011 zwölf Schüsse abgefeuert haben auf den Wagen der Familie der Frau, die sich von ihm hatte scheiden lassen. Ein Bruder der 24-Jährigen überlebte schwer verletzt, ein künftiger Schwager und die Ex-Ehefrau wurden nicht getroffen.
Zunächst war für den nächsten Prozesstag am Mittwoch eine Aussage des Angeklagten angekündigt worden. Nach Angaben von Gerichtssprecher Tobias Kaehne hat der Mann Mordabsichten bisher bestritten. Er habe nur ins Lenkrad schießen wollen, habe der Mann in früheren Vernehmungen erklärt. Er habe sich mit der Familie aussprechen wollen, diese habe ihn aber ignoriert.
Zum Prozessauftakt lehnte der 25-Jährige aber seinen Anwalt ab, beantragt wurde nun ein zweiter Pflichtverteidiger. Deshalb ist noch nicht klar, ob der Angeklagte am kommenden Prozesstag aussagt.
Der Mann soll mit einer Pistole hinter einer Straßenecke gelauert haben, als seine frühere Frau und deren Familie im Stadtteil Gesundbrunnen im Auto unterwegs waren. Die 45 Jahre alte Mutter der Frau starb noch am Tatort, die 22-jährige Schwester wenig später im Krankenhaus. Der 27-jährige Bruder erlitt eine schwere Kopfverletzung.
Der Gewalttäter war nach dem Anschlag zu Fuß geflüchtet. Die Polizei fahndete nach ihm und nahm ihn knapp vier Tage später fest. Der Angeklagte hatte sich bis zu seiner Festnahme in einem leerstehenden Berliner Krankenhaus versteckt. Die überlebende Frau stand unter Polizeischutz, bis der Mann in Untersuchungshaft kam.
Nach früheren Berichten drohte dem Türken die Abschiebung. Der mutmaßliche Doppelmörder ist bereits vorbestraft. Er war 2008 zu einer Bewährungsstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden.
Quelle: ntv.de, dpa