Senioren unterstützen "Verwandte" Enkeltrick-Bande geht Polizei ins Netz
30.05.2014, 18:50 Uhr
Die Polizei präsentiert einen Auszug aus der Beute der Diebesbande.
(Foto: dpa)
Die Masche ist denkbar einfach: Betrüger rufen gezielt bei älteren Menschen an, geben sich als entfernte Verwandte in Not aus und ergaunern so einen Millionenbetrag. Die Polizei kommt der Bande auf die Schliche - und ist bass erstaunt von deren Größe.
Eine internationale Bande von Enkeltrick-Betrügern, die rund 1,5 Millionen Euro ergaunert haben soll, ist der Polizei ins Netz gegangen. Die Gauner sollen die Masche, mit der ältere Menschen betrogen werden, nach Angaben der Fahnder vor Jahren erfunden haben. "Das Besondere ist, dass es uns gelungen ist, eine organisierte Bande zu zerschlagen und an die Hintermänner herangekommen zu sein", sagte Oberstaatsanwalt Arnold Keller in Hamburg. Die Hintermänner der Bande agierten von Polen aus.
Bei dem Betrug wird älteren Menschen am Telefon vorgegaukelt, dass der Anrufer ein Verwandter sei und sich in einer Notlage befinde. Unter einem Vorwand werden die Senioren dann dazu gebracht, Geld und Wertsachen herauszugeben.
Höchste Schadenssumme im sechsstelligen Bereich
Der mutmaßliche Drahtzieher sei bereits am Dienstag in Polen festgenommen worden. Ein Haftrichter ordnete daraufhin Untersuchungshaft für den 46-Jährigen und drei mutmaßliche Komplizen an, wie ein Sprecher der Warschauer Polizei mitteilte. Insgesamt haben nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hamburg 170 deutsche und polnische Beamte 14 Haftbefehle vollstreckt und 30 Objekte in Hamburg, Essen, Duisburg, Gelsenkirchen und Limburgerhof sowie in Warschau, Posen, Legionowo und Lodz durchsucht. Dabei wurden Geld, Schmuck und Luxusautos sichergestellt.
Die gut organisierte Bande soll nicht nur in Deutschland und Polen, sondern auch in der Schweiz und Luxemburg ältere Menschen betrogen haben. Staatsanwaltschaft und die Abteilung für Organisierte Kriminalität hatten bereits im November 2012 mit den Ermittlungen begonnen, als sich konkrete Hinweise auf eine mehrstufige hierarchische Organisationsstruktur ergeben hatten. Insgesamt werde gegen knapp 50 Beschuldigte zwischen 16 und 63 Jahren Städten ermittelt.
Die drei mutmaßlichen Haupttäter - neben dem 46-Jährigen zwei 27 und 44 Jahre alte Männer - hatten laut Polizei von Polen aus gezielt ältere Menschen angerufen. Zeichnete sich ein aus deren Sicht "erfolgreiches" Gespräch ab, wurden Komplizen verständigt, welche zu den 55 bis 99 Jahre alten Opfern fuhren und die Beute anschließend nach Polen brachten. Nach derzeitigem Erkenntnissstand ist bei knapp 100 Fällen ein Sachschaden von insgesamt rund 1,5 Millionen Euro entstanden. Die höchste Schadenssumme in Hamburg gehe in den sechsstelligen Bereich, sagte Keller.
Quelle: ntv.de, jve/dpa