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Millionenbetrug beim Autoverkauf Ermittlern gelingt Schlag gegen Mafia-Strukturen

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Mithilfe des Verkaufs von Luxusautos soll eine internationale Bande fast 38 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben.

Mithilfe des Verkaufs von Luxusautos soll eine internationale Bande fast 38 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben.

(Foto: picture alliance/dpa)

Fast 38 Millionen Euro Mehrwertsteuer soll eine Bande mit organisiertem Betrug hinterzogen haben. Fahndern der Europäischen Staatsanwaltschaft gelingt ein Schlag gegen die fast 60 Personen, die mit dem Verkauf von Luxusautos betrügen. Fünf von ihnen sitzen nun in Untersuchungshaft.

Nach dem internationalen Großeinsatz gegen organisierten Steuerbetrug beim Autoverkauf sitzen fünf Hauptverdächtige in Untersuchungshaft. Man habe es mit organisierten, europaweit agierenden Strukturen zu tun, "die sehr eng verflochten sind mit der organisierten Kriminalität, auch im Bereich Mafia", sagte Sebastian Trautmann von der Europäischen Staatsanwaltschaft (EPPO) in Köln. Rund 3000 Fahnder waren am Mittwoch und Donnerstag in sieben Staaten gegen die Gruppe vorgegangen.

Der Schwerpunkt lag laut den Ermittlern in Nordrhein-Westfalen. So wurde etwa ein ehemaliger Hochbunker in Düsseldorf und ein Autohaus in Grevenbroich durchsucht. Zwei Hauptverdächtige waren während der Polizeiaktion unterwegs, sie wurden bei Würzburg festgenommen. Weitere Details zu den genauen Orten nannten die Fahnder nicht.

Den Verdächtigen werden Mehrwertsteuerbetrug, Steuerhinterziehung, organisierte Kriminalität, Geldwäsche und Urkundenfälschung vorgeworfen. "Wir reden über erhebliche Schäden, die dem deutschen Haushalt entstehen und damit unterm Strich jedem Steuerzahler", sagte EPPO-Vize-Chef Andrés Ritter mit Blick auf die knapp 38 Millionen Euro Mehrwertsteuer, die die Bande einbehalten haben soll.

Betrug über Kette dubioser Unternehmen in mehreren Ländern

Die Gruppe mit insgesamt etwa 60 Verdächtigen soll beim Handel mit mehr als 10.000 Autos mit einem ausgeklügelten Trick den Staat um die Mehrwertsteuer betrogen haben. Insgesamt waren am Mittwoch und Donnerstag rund 500 Wohnungen und andere Objekte durchsucht worden. Es wurden 92 Autos und Bargeld in Höhe von etwa vier Millionen Euro in Taschen und Kartons sichergestellt.

Der Betrug funktionierte über eine Kette von dubiosen Unternehmen in drei europäischen Ländern. Die Beteiligten kauften über eine als legal getarnte Firma in Deutschland zunächst Autos bei Autohändlern und beantragten die Rückerstattung der gezahlten Mehrwertsteuer vom deutschen Staat. Anschließend verkauften die Verdächtigen die Autos an Firmen in Italien und Ungarn ohne Mehrwertsteuer weiter. Die von Endkunden gezahlte Mehrwertsteuer wurde schließlich von den kriminellen Firmen als Gewinn einbehalten.

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Zwischen 2017 und Juni 2023 erzielten sie demnach einen betrügerischen Umsatz von mehr als 225 Millionen Euro. Neben circa 290 Durchsuchungen in Deutschland kam es in weiteren europäischen Ländern zu 220 Durchsuchungen, unter anderem in Italien, Portugal und den Niederlanden. Die Beschuldigten sollen am Landgericht Köln angeklagt werden. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, kann das sichergestellte Vermögen in die Staatskasse fließen.

Stefan Muhr vom Zollfahndungsamt Essen sprach von einem "herausragenden Verfahren", die internationale Zusammenarbeit habe durch die EPPO einen Riesenschritt nach vorne gemacht. Die EPPO hatte vor gut zwei Jahren ihre Arbeit aufgenommen.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/AFP

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