Panorama

"Schmerzlicher Verlust" Erschütterte Reaktionen auf Tod des Polizisten in Mannheim

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Die Messerattacke mitten in Mannheim zielte wohl auf einen islamkritischen Sprecher ab. Der Angreifer verletzt sechs Menschen. Einem Polizisten sticht er mehrmals in den Kopf. Dieser stirbt im Krankenhaus. Der Tod des Beamten sorgt bundesweit für Bestürzung. Die Stadt ordnet Trauerbeflaggung an.

Kanzler Olaf Scholz hat sich erschüttert über den Tod eines Polizisten infolge eines Messerangriffs in Mannheim geäußert. "Es bestürzt mich zutiefst, dass der mutige Polizeibeamte nach dem furchtbaren Angriff in Mannheim seinen schweren Verletzungen erlegen ist", schrieb der SPD-Politiker auf der Plattform X. "Sein Einsatz für die Sicherheit von uns allen verdient allerhöchste Anerkennung. Ich bin in diesen bitteren Stunden in Gedanken bei seiner Familie und bei allen, die um ihn trauern", fügte Scholz hinzu.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich bestürzt geäußert. "Ich bin tief erschüttert über den Tod des Polizisten, der in Mannheim mutig eingriff, um Menschenleben zu schützen", hieß es am Abend in einer Erklärung des Staatsoberhauptes. Er kondolierte den Angehörigen des 29-Jährigen und dankte zugleich allen Polizisten im Einsatz. Steinmeier zeigte sich zugleich besorgt über eine "Verrohung der politischen Auseinandersetzung und der wachsenden Gewaltbereitschaft in unserem Land." "So darf es nicht weitergehen. Gewalt gefährdet, was unsere Demokratie stark gemacht hat", mahnte der Bundespräsident.

Der 29-jährige Polizist war am Freitag bei einem Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz attackiert worden. Nach der Tat wurde er notoperiert und in ein künstliches Koma versetzt. Er erlag seinen Verletzungen am Nachmittag. Das teilten die Staatsanwaltschaft Karlsruhe, das Polizeipräsidium Mannheim und das Landeskriminalamt mit. "Wir trauern um unseren Kollegen - um andere zu schützen hat er sein Leben gegeben", erklärte die Mannheimer Polizei.

Der Angreifer habe dem 29 Jahre alten Beamten mehrmals in den Kopfbereich gestochen. Das Motiv des 25-jährigen Täters ist indes noch immer unklar. Bisher war der Mann, der in Afghanistan geboren wurde, aber 2014 als Jugendlicher nach Deutschland kam, nicht vernehmungsfähig - er war in den Minuten nach der Attacke von einem Polizisten niedergeschossen und ebenfalls verletzt worden.

Angriff bei Veranstaltung von PAX Europa

Bei dem Angriff hatte der Mann bei der Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) sechs Männer verletzt, darunter den Polizisten. Zu den Verletzten zählt auch das BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger. Der 59-Jährige sei mit einem Messer im Gesicht verletzt worden. Die Attacke sei gezielt gegen ihn gerichtet gewesen, sagte die Schatzmeisterin von PAX Europa, Stefanie Kizina, der "Bild"-Zeitung.

Stürzenberger und sein Umfeld innerhalb der PAX-Europa-Bewegung werden von den Behörden etwa in Bayern dem Bereich der verfassungsschutzrelevanten Islamfeindlichkeit zugeordnet. Er verbreite "islamfeindliche Äußerungen", hieß es auf der Internetseite der bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus.

"Unkalkulierbares Risiko für Polizeibeamte"

"Die Nachricht erschüttert mich bis ins Mark", teilte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Abend mit. Die Gedanken seien bei der Familie, den Angehörigen und den Kolleginnen und Kollegen, so der Grünen-Politiker. "Uns allen führt diese fürchterliche Tat schmerzhaft vor Augen, welchem oft unkalkulierbaren Risiko Polizeibeamte tagtäglich ausgesetzt sind."

"Dies sind Momente, in denen die Welt stillzustehen scheint", erklärte Innenminister Thomas Strobl. "Die gesamte Polizei Baden-Württemberg wird ihm stets und für immer ein ehrendes Andenken bewahren." Der Polizist sei Opfer eines brutalen, bestialischen Angriffs geworden. "Er ließ sein Leben, weil er dafür eingestanden ist, andere Menschen zu schützen."

"Dieser junge Polizist hatte sein ganzes Leben noch vor sich", sagte CDU-Landeschef Manuel Hagel. "Nichts kann diesen schmerzlichen Verlust wohl jemals heilen." Das ganze Land sei dem jungen Beamten für seinen Heldenmut zu tiefem Dank verpflichtet.

"Gegen islamistischen Terrorismus zur Wehr setzen"

Auch zahlreiche Bundespolitiker zeigten sich erschüttert über den Tod des jungen Mannes. Innenministerin Nancy Faeser erklärte, der Tod des Polizisten mache sie "unendlich traurig". "Er war mutig eingeschritten, um Leben zu retten. Er ist im Dienst für unsere Sicherheit gestorben", betonte die SPD-Politikerin. Sie zollte allen Polizistinnen und Polizisten, die tagtäglich für die Sicherheit der Menschen sorgen, ihre Anerkennung. "Diese Tat zeigt auf furchtbare Weise, wie gefährlich dieser Dienst für unser Land sein kann", hob Faeser hervor.

FDP-Chef Christian Lindner schrieb auf X, der Tod des jungen Polizisten berühre ihn sehr. "Und mich macht wütend, was in unserem Land passiert. Gegen den islamistischen Terrorismus müssen wir uns zur Wehr setzen. Die Sicherheitsbehörden werden wir dafür finanziell weiter stärken. Schluss mit falscher Toleranz", betonte Lindner. Der Staatsschutz hatte die Ermittlungen nach dem Angriff übernommen.

Grünen-Chef Omid Nouripour sprach von einer "grausamen Nachricht" vom Tod des Polizisten. "Er leistete mutig seinen Dienst und hat versucht Leben zu retten. Der verletzte Polizist in Mannheim hat selbst nicht überlebt.", schrieb Nouripour auf X. Außenministern Annalena Baerbock würdigte ebenfalls den Einsatz des Polizisten. "Er versuchte, Leben zu retten und starb für unser aller Sicherheit und Freiheit", schrieb sie auf X.

"Brutal, menschenverachtend und tödlich"

Die Deutsche Polizeigewerkschaft reagierte betroffen, aber auch wütend. "Die Gewalt, die uns täglich begegnet, ist schonungslos brutal, menschenverachtend und oft tödlich", sagte Landeschef Ralf Kusterer. Die Kampagnen gegen Hass und Hetze würden oft nicht einmal im Ansatz die Probleme treffen, die Polizistinnen und Polizisten täglich ertragen müssten.

"Mit Diskussionen um Demokratie und Meinungsfreiheit erreicht man weder schuld- und deliktsunfähige Täter noch religiöse Fanatiker, deren Gedankenwelt uns völlig fremd und absurd erscheint." Auf der Plattform X bekundeten Polizeibehörden bundesweit unter dem Hashtag #einervonuns ihre Trauer über den Tod des Kollegen.

Mannheim ordnet Trauerbeflaggung an

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Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht hat in Gedenken an den verstorbenen Polizisten ab Montag Trauerbeflaggung am Rathaus der Stadt angeordnet. "Wir alle haben zusammen mit den Angehörigen und Freunden um das Leben des jungen Polizeibeamten gebangt und auf seine Genesung gehofft. Jetzt trifft uns die Nachricht von seinem Tod - ich bin zutiefst erschüttert", erklärte Specht am Abend. Bei der Kundgebung am Freitag habe sich der Polizist an vorderster Stelle für die Sicherheit und die Grundrechte aller Bürgerinnen und Bürger eingesetzt.

"Sein Tod zeigt, was Hass und Hetze anrichten können", betonte der CDU-Politiker weiter. Zugleich appellierte Specht an die Bürgerinnen und Bürger: "Ich bitte Sie alle: Lassen Sie uns angesichts der tragischen Entwicklung innehalten und gemeinsam daran arbeiten, unsere Stadtgesellschaft in all ihrer Vielfalt zu einen und jegliche Spaltung zu vermeiden!"

Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP

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