Schnee, viel Sonne und Frost Es wird etwas weniger eisig
07.02.2012, 16:17 Uhr
Eisschollen auf der Oder.
(Foto: dpa)
Die momentane Wetterlage ist eine ziemlich Ausnahme, die nur alle 10 bis 25 Jahre vorkommt, erklärt n-tv Meteorologe Björn Alexander. Und es bleibt eisig, bis zum Samstag ist noch mit Dauerfrost zu rechnen. Immerhin: Dann steigen ganz langsam die Temperaturen wieder an.
n-tv.de: Björn, dafür dass man bis vor einigen Tagen noch denken konnte, der Winter würde in diesem Jahr ausfallen, legt er jetzt aber ganz schön los. Ist das normal?

Nomen est Omen: die Eiskellerstraße in Düsseldorf.
(Foto: dpa)
Björn Alexander: Kommen wir erst einmal zum Grundsätzlichen: der Umstellung der Wetterlage zur Kälte. Ja, das war zu erwarten. Denn nach dem sehr trockenen und milden Herbst erlebten wir eine großräumige Umstellung der Großwetterlage über Europa. Dieses sehr nasse und milde Wetter hielt dann bis etwa Mitte Januar. Das entspricht in etwa der Zeit, die unsere Wetterlagen im Maximum durchhalten können. Also circa fünf bis sieben Wochen. Im Endergebnis waren der Dezember und der Januar zu nass, zu mild und eher zu wolkig.
Wie groß war die Abweichung?
Im Dezember war es drei Grad zu warm, es fiel fast das Doppelte der ansonsten üblichen Niederschlagsmenge. Im Januar war es gut das 1,5-fache an himmlischem Nass und er verlief knapp 2,5 Grad zu warm. Dafür konnten wir im Januar schon mehr Sonne tanken: Im Dezember war es das 0,7-fache, im Januar hingegen das 1,2-fache der Sonnenstunden im langjährigen Mittel. Und der Trend zu mehr Sonne hat natürlich im Februar bisher angehalten: In der ersten Februarwoche haben wir inzwischen schon über die Hälfte der üblichen Sonnstunden des gesamten Monats beieinander. Dafür war es aber natürlich auch viel zu kalt, rund 11 Grad beträgt die negative Abweichung.
Bleibt dieser Trend zu noch mehr Frost bestehen? Hält sich diese eisige Kälte womöglich auch sieben Wochen?
Das sieht im Moment nicht so aus. Denn diese ist schon eine ziemliche Ausnahme und damit nun auch die Antwort auf die Eingangsfrage, ob diese Wetterlage "normal" ist: eher nicht. Wir gehen nämlich aufgrund der außergewöhnlichen Wettererscheinungen über Europa (beispielsweise enorme Schneemengen auf dem Balkan, Schnee in Italien oder Nordafrika, Tiefstwerte unter minus 20 Grad in den Niederlanden) von einem Ereignis aus, das so nur etwa alle 10 bis 25 Jahre mal vorkommt. Und insofern sieht es derzeitig so aus, als würden wir langsam in den "normalen” Winterbereich zurück kehren.
Das heißt konkret?

Björn Alexander
Aktuell hält sich eine stabile Hochdruckbrücke von den Britischen Inseln über die Ostsee bis herüber nach Russland. Solange dieser Hochdruckblock Bestand hat, drehen sich die Tiefdruckgebiete eher über Island und am Mittelmeer (Schneetief über Italien!). Bei uns kommt dagegen die trockene Kälte aus Nordosten heran und nur kurzzeitig können sich ein paar Wolken einmischen. Und die bringen vor allem am Donnerstag im Osten und Südosten auch mal etwas ergiebigere Schneefälle. Ansonsten wird es in den nächsten Tagen oft nur etwas Schnee geben und insgesamt überwiegt die Sonne. Dabei lebt allerdings der teilweise schneidende Nordostwind zwischenzeitlich wieder auf, so dass das Kälteempfinden neuerlich ansteigt. Und an dieser Stelle kommt jetzt allmählich weniger eisige Luft ins Spiel. Denn im Laufe des Wochenendes und in der nächsten Woche könnte sich die Wetterlage umstellen und von Nordwesten her dürften die Werte langsam etwas ansteigen. Damit könnte es dann ab Sonntag oder Montag in Richtung Ems- und Rheinland ganz zaghaft aus dem Dauerfrost herausgehen. Am Sonntag mit einer deutschlandweiten Temperaturspanne zwischen minus 8 und plus 2 Grad, am Montag mit minus 5 bis plus 3 Grad.
Das Tauwetter wird also kommen?
Damit noch nicht unbedingt. Denn inwieweit sich eine deutliche Milderung durchsetzt und ob es danach nicht auch wieder kälter wird, das ist leider völlig offen. An dieser Stelle lassen die Wettermodelle noch reichlich Spielraum - auch für eine nasskalte Nordwestlage mit Schnee auf den Bergen, die auch im Flachland mal Flocken bringen kann. Bisher lässt sich aber ziemlich sicher nur sagen: Nach einem überwiegend dauerfrostigen Samstag wird es anschließend etwas weniger eisig. Jedoch müssen wir uns unterm klaren Himmel auch am Wochenende in den Nächten noch oft auf mäßigen bis strengen Frost um minus 6 bis minus 20 Grad einstellen. Ob es nochmals so extremes Bibberfeeling gibt wie in der Nacht zum Dienstag beispielsweise, das ist aber noch offen. Die brachte nämlich nahezu überall zweistellige Minusgrade und im Westen die tiefsten Temperaturen in diesem Winter, wie in Nettersheim mit minus 22 Grad, in Willingen mit minus 21 Grad oder am Köln/Bonner Flughafen mit minus 18 Grad.
Dann könnten sich also auch die Karnevalshochburgen am übernächsten Wochenende über weniger eisige Aussichten freuen?
Wie gesagt: da ist noch sehr viel offen. Und ob eine nasskalte Nordwestlage dem Prinz Karneval auf seinem Wagen besser schmeckt, wage ich zu bezweifeln. Für die Karnevalsflüchtlinge, die zum Skifahren in die Mittelgebirge oder in die Alpen aufbrechen, sieht die Schneelage aber natürlich sehr gut aus. Das große Tauwetter wird sehr wahrscheinlich nicht kommen. Nur könnte es eben durchaus passieren, dass es nochmals reichlich Neuschnee dazu gibt. Das Thema "Schneeketten" könnte also in den Winterskigebieten durchaus noch eine Rolle spielen.
Quelle: ntv.de