Kind in Säure aufgelöst Falcone-Mörder kommt vorzeitig frei
01.06.2021, 18:47 Uhr
Giovanni Brusca war an mehr als 100 Morden beteiligt. Auch der Sprengstoffanschlag auf den berühmten Anti-Mafia-Richter Giovanni Falcone geht auf sein Konto. Nach 25 Jahren im Gefängnis ist der ehemalige Cosa-Nostra-Boss wieder ein freier Mann. In Italien herrscht Entsetzen.
Empörung und Entsetzen in Italien: Der Mörder des prominenten Anti-Mafia-Richters Giovanni Falcone ist vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Die Nachricht über die Freilassung von Mafia-Boss Giovanni Brusca prangte auf den Titelseiten vieler italienischer Tageszeitungen. "Brusca freigelassen - der grausamste Boss", schrieb die Zeitung "La Repubblica". Der 64-Jährige soll an mehr als 100 Morden beteiligt gewesen sein, darunter der grausamen Ermordung eines zwölfjährigen Jungen, dessen Leiche in Säure aufgelöst wurde.
Wegen guter Führung war das Mitglied der sizilianischen Mafia Cosa Nostra am Montag aus einem Gefängnis in Rom nach 25 Jahren Haft frühzeitig entlassen worden. Brusca war während der Haft auch als Kronzeuge für den Staat aufgetreten. Nun muss der 64-Jährige noch eine Bewährungsstrafe von vier Jahren ableisten.
Brusca war 1996 festgenommen und später zu einer Gefängnisstrafe für den Mord an dem prominenten Anti-Mafia-Richter Falcone verurteilt worden. Brusca hatte persönlich den Knopf für die Fernzündung einer 400-Kilo-Bombe unter dem Auto des Ermittlungsrichters gedrückt; durch die Explosion in der Nähe von Palermo kamen am 23. Mai 1992 neben Falcone und seiner Frau auch drei Leibwächter ums Leben. Falcone hatte sich viele Jahre gegen die Machenschaften der Mafia engagiert und war über Italien hinaus respektiert. Wenige Wochen später starb auch Falcones Kollege und engster Vertrauter Paolo Borsellino bei einem Sprengstoffanschlag in Palermo.
"Eine Nachricht, die schmerzt"
Die Schwester von Falcone sagte nun der Zeitung "La Repubblica" zur vorzeitigen Freilassung von Brusca: "Menschlich gesehen ist das eine Nachricht, die schmerzt. Aber so ist das Gesetz. Eine Rechtsprechung, die mein Bruder so gewollt hatte und die respektiert werden muss."
Brusca galt als einer der engsten Vertrauten von Toto Riina, dem Chef der Cosa Nostra. Brusca räumte laut italienischen Medienberichten ein, an mehr als hundert Morden beteiligt gewesen zu sein. 1993 hatte er den zwölfjährigen Giuseppe Di Matteo entführt, den Sohn eines abtrünnigen Mafioso. Nach zwei Jahren Geiselhaft unter schrecklichen Bedingungen war das Kind schließlich erwürgt und seine Leiche in Säure aufgelöst worden.
Kritik an seiner Freilassung kam in Italien auch aus der Politik. Der Chef der Mitte-Rechts-Partei PD, Enrico Letta, nannte die Entlassung aus der Haft "einen Schlag in die Magengrube, die einen sprachlos macht. Man fragt sich, wie das möglich ist."
Quelle: ntv.de, uzh/AFP