Panorama

Trägt die AKP eine Mitschuld? Fragen an Erdogan nach Grubenunglück

Recep Tayyip Erdogan ist in der Türkei umstritten.

Recep Tayyip Erdogan ist in der Türkei umstritten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der türkische Ministerpräsident Erdogan trauert um die Toten von Soma. Dabei behaupten viele, dass er und seine AKP eine Mitschuld tragen. Sie sollen die Sicherheitsprobleme stets kleingeredet haben. In Ankara gibt es Ausschreitungen.

Nach dem Grubenunglück von Soma gerät der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan unter Beschuss. Der Chef der regierenden AKP wird dafür mitverantwortlich gemacht, dass bei dem eingestürzten Kohlebergwerk im Westen der Türkei mehr als 200 Tote zu beklagen sind.

Während Erdogan an der Unglücksstelle eintraf, kam es in Ankara zu einer Demonstration gegen die Regierung mit Hunderten Beteiligten, die sich an dem Unglück entzündete. Der Zug wollte vor das Energieministerium ziehen, wurde daran aber gehindert. Es flogen Steine, die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein.

Die Oppositionspartei CHP hatte erst vor zwei Wochen im Parlament gefordert, dass die Sicherheitsbedingungen in Soma auf den Prüfstand gestellt werden. Mit ihrer Regierungsmehrheit lehnte die AKP dieses Ansinnen ab. Der Chef der Betreiberfirma von Soma soll der AKP nahestehen.

Soma-Betreiber spart

"Hürriyet" berichtet, der für Soma zuständige AKP-Abgeordnete, Muzaffer Yurttas, habe damals gesagt: "Wenn Gott will", werde nichts passieren, "nicht einmal Nasenbluten". Die türkischen Minen seien sicherer als in den meisten anderen Staaten.

Die Gewerkschaften sehen das anders. Das linke Bündnis DISK sprach von einem "Massaker". In Gruben wie in der von Soma seien ganze Ketten von Subunternehmern am Werk, die nicht vernünftig kontrolliert würden. Sicherheitsvorschriften würden außer Acht gelassen: "Es geht nur um den Gewinn."

Türkische Medien berichteten, der Betreiber des Bergwerks habe erst kürzlich Sparmaßnahmen in Soma durchgesetzt. Es wird aus einem Interview zitiert, in dem sich deren Chef rühmte, den Preis für eine Tonne Kohle massiv gedrückt zu haben.

Noch immer viele Vermisste

In der Vergangenheit kam es in Bergwerken immer wieder zu Unglücken, auch mit Todesfolge. Vielerorts arbeiten die Kumpel mit veraltetem Gerät. Das folgenschwerste Unglück der vergangenen Jahrzehnte ereignete sich 1992 in der Provinz Zonguldak. Damals starben nach einer Gasexplosion 263 Menschen.

Die Katastrophe von Soma könnte dies noch übertreffen. Nach derzeitigem Stand sind 205 Arbeiter tot. Hunderte weitere werden aber noch vermisst. Dass viele von ihnen auch tot sind, gilt als wahrscheinlich.

Weiterhin bemühen sich die Retter vor Ort um die Bergung der Verschütteten. Probleme macht dabei vor allem, dass die Kumpel sich in zwei verschiedenen Bereichen befinden. Einer von ihnen ist nicht zugänglich. Zudem wird der Sauerstoff unter Tage knapp. Die Retter pumpen deshalb Luft von der Erdoberfläche in die Tiefe.

Quelle: ntv.de, jog

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