"Indien hat zwei Gesichter" Freund versteht Landsleute nicht
26.02.2013, 10:37 Uhr
Indien wurde durch die brutale Tat aufgerüttelt.
(Foto: dpa)
Seit seine 23-jährige Freundin Mitte Dezember brutal vergewaltigt wurde, lebt der Freund der jungen Frau in einem Albtraum. Vor allem damit, dass ihnen zunächst niemand half, dann aber Tausende auf die Straße gingen, hat der junge Mann Probleme.
Der Freund des indischen Vergewaltigungsopfers, den die Täter nach der grausamen Tat zusammen mit der 23-Jährigen aus dem Bus warfen, kennt zwei Gesichter des Landes. "Erst haben sie uns draußen liegen lassen. Keiner half uns. Und dann siehst du diese vielen Menschen auf der Straße, die sich sogar gegen Wasserwerfer stellen", sagte der 28-Jährige der ARD. "Was für ein Widerspruch."
Er werde die Entführung und Vergewaltigung in Neu Delhi sein Leben lang nicht vergessen können, sagte er. Er könne auch nicht richtig schlafen. "Ich frage mich immer: Hätte ich es verhindern können? Ich bereue so, dass wir in den Bus gestiegen sind." Die Aussagen des Mannes gelten als entscheidend in dem Prozess gegen die Vergewaltiger.
Der Vater der Studentin meinte im Gespräch mit der ARD, sein Kind habe die Welt wachgerüttelt. "Meine Tochter lebt nicht mehr. Aber sie gibt so vielen Menschen eine Stimme", sagte er. Alle hätten Anteil an ihrem Schicksal genommen. "Sie ist nicht mehr länger nur meine Tochter, sondern das Kind der ganzen Nation."
Der Freund erhob erneut Vorwürfe gegen die Polizei und das Krankenhau s. "Die Polizei kam spät. Ein Krankenwagen war nicht dabei", sagte er. Deswegen hätten sie im dreckigen Polizeiwagen fahren müssen. "Mein Bein war komplett gebrochen, aber ich musste trotzdem laufen." Im Krankenhaus schließlich habe alles sehr lange gedauert und sie hätten stundenlang keine Kleidung gehabt.
Die tödliche Vergewaltigung einer jungen Inderin durch sechs Männer im Dezember hatte weit über Indien hinaus für Entsetzen gesorgt. Die 23-jährige Medizinstudentin war in Neu Delhi im Beisein ihres Freundes vergewaltigt und schwer misshandelt worden. Sie starb wenige Tage später im Krankenhaus. Wegen der Tat stehen fünf Männer unter anderem auch wegen Mords vor Gericht. Ihnen droht die Todesstrafe. Ein sechster Verdächtiger kommt vor ein Jugendgericht. Der Fall löste in Indien eine Debatte über den Umgang mit Frauen in der Gesellschaft aus.
Quelle: ntv.de, dpa