Unwetter über Deutschland Gewitterzelle entlädt sich über Detmold - Bahn sperrt Strecken
27.06.2024, 21:59 Uhr Artikel anhören
In Detmold fielen in kurzer Zeit rund 100 Liter Niederschlag.
(Foto: dpa)
Die angekündigten Unwetter ziehen über das Land. Lokal fällt dabei in wenigen Stunden mehr Regen als im gesamten Monat. Feuerwehren sind im Dauereinsatz. Straßen sind überflutet, Keller laufen voll. Mancherorts ist der Bahnverkehr zwischenzeitlich unterbrochen.
Unwetter haben in Teilen Deutschlands zu Feuerwehreinsätzen und Verkehrsbehinderungen geführt. Die Zugstrecke zwischen Hamburg und Bremen ist nach einer Sperrung wegen Unwetterfolgen wieder mit langsamer Geschwindigkeit befahrbar. Der Verkehr lief in den frühen Morgenstunden wieder an, wie eine Sprecherin der Bahn mitteilte.
Bei Tostedt (Landkreis Harburg) hatte es am Donnerstag wegen starker Gewitter Unterspülung an den Gleisen gegeben. Die Strecke sei nun zwar wieder befahrbar, allerdings nur mit geringer Geschwindigkeit, sagte die Sprecherin. Dies habe Verspätungen von ungefähr 50 Minuten zur Folge. Wann der Fahrbetrieb wieder normal aufgenommen werden kann, blieb vorerst unklar.
Bei einem heftigen Unwetter in Detmold in Nordrhein-Westfalen fielen nach Stadtangaben binnen kurzem bis zu 100 Liter Regen pro Quadratmeter. Über dem Nordosten der Stadt habe sich eine Gewitterzelle mit gewaltiger Wucht entladen, hieß es. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen hatte es im kompletten Monat April durchschnittlich 91 Liter Regen pro Quadratmeter gegeben - und das war rund 50 Prozent mehr Niederschlag als in Durchschnittsjahren.
Die Bundesstraße 239 wurde auf einer Länge von etwa zwei Kilometern überflutet. Das Wasser habe auf der Umgehungsstraße etwa 60 Zentimeter hoch gestanden, sagte ein Polizeisprecher am Abend. Aktuell sehe die Feuerwehr noch keine Möglichkeit, die Regenmengen wieder abzupumpen. "Das Wasser würde von den Feldern sofort wieder auf die Straße laufen", sagte der Polizeisprecher. Menschen seien durch das Unwetter nicht zu Schaden gekommen. Im heftigen Regen seien zwei Unfälle passiert, es sei aber bei Blechschäden geblieben.
Die Stadt Detmold teilte weiter mit, Teile der Innenstadt und vor allem der Ortsteil Klüt seien besonders betroffen. Die Feuerwehr sei zu 150 Einsätzen gerufen worden. Zahlreiche Keller müssten leer gepumpt werden.
In der Landeshauptstadt von Sachsen kamen nach einem Blitzeinschlag in einen Dresdner Supermarkt zwei verletzte Beschäftigte ins Krankenhaus. Die Frau und der Mann klagten über Kopfschmerzen und Übelkeit, wie die Feuerwehr mitteilte. Der Blitzeinschlag habe einen Defekt an einer Kühlanlage ausgelöst. Darüber hinaus breitete sich nach dem Blitzeinschlag ein chemischer Geruch im Supermarkt aus, die Ursache dafür war unklar.
Schwere Gewitter haben auch in Teilen Thüringens die Feuerwehr auf Trab gehalten. Die Bundesstraße 281 bei Neuhaus musste am frühen Abend wegen Überflutung gesperrt werden, wie eine Sprecherin des Lagezentrums im Innenministerium in Erfurt sagte. Auch in Gerthausen im Südwesten Thüringens war die Feuerwehr nach Angaben der zuständigen Rettungsleitstelle im Einsatz, um Keller auszupumpen. Dort standen nach heftigem Regen Teile des Ortes kurzzeitig unter Wasser, als das Flüsschen Herpf schnell anschwoll. In der Region um Hermsdorf wurden laut MDR mehr als 50 Liter Niederschlag gemessen.
Am Mittag war ein Blitz in eine Doppelhaushälfte in Ilmenau (Ilm-Kreis) eingeschlagen und hatte hohen Schaden angerichtet. Laut MDR waren die Bewohner zum Zeitpunkt des Unglücks nicht daheim. Das Haus sei nicht mehr bewohnbar.
Im hessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg rückte die Freiwillige Feuerwehr bis zum frühen Abend zu mehr als 200 Einsätzen aus. Dabei sei es vor allem um vollgelaufene Keller und überflutete Straßen gegangen. Laut den Angaben bleiben die beruflichen Schulen in Bebra am Freitag geschlossen, da die Räume mit Wasser vollgelaufen sind. Der Unterricht werde im Distanzunterricht durchgeführt.
In Hannover wurden aufgrund einer Unwetterwarnung mehrere Parkanlagen geschlossen. Laut NDR wurde der Flugbetrieb am Airport kurzzeitig eingestellt.
In Hamburg gab es ebenfalls viele Einsätze wegen kräftigen Regens. Es seien zahlreiche Gullys übergelaufen und Äste oder Bäume auf Straßen gefallen, teilte die Polizei mit. Ein Baum sei auf die S-Bahngleise in Hamburg-Bergedorf gestürzt, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Dort sei auch der Fernverkehr in Richtung Berlin vorübergehend von einer Sperrung betroffen gewesen. Diese sei unterdessen wieder aufgehoben worden. Der NDR berichtete von 600 Einsätzen in der Hansestadt. Mancherorts stand das Wasser kniehoch in den Straßen.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern waren Polizei und Feuerwehr im Einsatz. Blitzeinschläge setzten ein Feld und eine Strohpresse in Brand. Wie der NDR berichtet, musste die B104 zwischen Schwerin und Rampe für zwei Stunden gesperrt werden, nachdem mehrere Bäume auf die Straße gekippt waren.
In Baden-Württemberg sind in verschiedenen Regionen mehrere Bahnstrecken unterbrochen. Die DB Regio teilte auf der Plattform X mit, der Streckenabschnitt zwischen Herbertingen (Landkreis Sigmaringen) und Aulendorf (Landkreis Ravensburg) sei gesperrt. Zudem befinde sich im Nordosten des Landes auf dem Abschnitt zwischen Crailsheim und Schwäbisch Hall-Hessental ein umgestürzter Baum auf der Strecke.
Die S-Bahn Stuttgart teilte am Abend mit, die Strecke zwischen Rohr und Böblingen sei aktuell nur eingleisig befahrbar, weil sich ein Baum und Äste im Gleisbereich befinden. Zudem sei kein Zugverkehr der Linie S2 zwischen Grunbach und Schorndorf möglich, hieß es weiter. Grund dafür sei eine Oberleitungsstörung.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa