Maria vermutlich als Baby entführt Griechische Polizei fahndet nach Eltern
19.10.2013, 09:09 Uhr
Bei einer Kontrolle in der griechischen Stadt Farsala fällt der Polizei ein Mädchen auf, das seinen angeblichen Eltern in keiner Weise ähnelt. Ein DNA-Test bestätigt diesen Verdacht - die Beamten gehen von einer Entführung aus und suchen die leiblichen Eltern des Kindes.
Ein vermutlich als Säugling entführtes Mädchen ist im Alter von vier Jahren in Griechenland bei einer fremden Familie entdeckt worden. Wer die biologischen Eltern sind, ist noch unklar. Das Paar, bei dem das Mädchen gefunden wurde, verstrickte sich in widersprüchliche Aussagen. So behaupteten die beiden offenbar zunächst, das Kind habe einen kanadischen Vater. Später sagten sie, sie hätten das ausgesetzte Mädchen vor einem Supermarkt gefunden. Eine andere Version lautete, sie hätten das Kind seiner bulgarischen Mutter abgekauft.
Die Behörden suchen europaweit, die Staatsanwaltschaft ließ Fotos veröffentlichen, um die Identität des Mädchens klären zu können, das auf den Namen Maria hört. Die vierjährige Maria war nach Angaben der Polizei am Donnerstag bei einer Routinekontrolle in einem Roma-Lager im mittelgriechischen Farsala entdeckt worden. Den Beamten sei das hellhäutige, blonde Mädchen mit grünen Augen aufgefallen, weil es keinerlei Ähnlichkeit mit dem Paar hatte, bei dem es lebte. Ein DNS-Test ergab keine Übereinstimmung beim Erbgut. "Bisher haben wir keinerlei Meldung zum Verschwinden eines Kindes dieses Alters in Griechenland", sagte der Polizeichef der Region Thessalien, Vassilis Halatsis.
Die griechische Polizei schaltete die internationale Polizeiorganisation Interpol ein und schickte zur Ermittlung der biologischen Eltern Gen-Proben in ausländische Labors. Das kleine Mädchen wurde einer Kinderhilfsorganisation übergeben. Deren Leiter sagte dem Fernsehsender Mega, nach einer "Phase der Tränen und Angst" habe sich das Kind inzwischen beruhigt und "erkannt, dass es in guten Händen ist". Die Kleine spreche nur die Sprache der Roma, verstehe aber Griechisch.
Polizei sucht nach Hinweisen auf Kinderhandel
Erste Ermittlungen ergaben, dass das Kind wohl 2009 seinen Eltern weggenommen worden war. Anschließend hätten sich die beiden Tatverdächtigen in Athen Geburtsurkunde und Taufschein erschlichen. Die genauen Umstände der mutmaßlichen Entführung sind noch unklar.
Die griechische Polizei forscht nun laut Medienberichten in Geburtskliniken, Krankenhäusern und Kinderheimen nicht nur nach den Eltern der kleinen Maria, sondern auch nach anderen vergleichbaren Fällen, die auf organisierten Kinderhandel hinweisen könnten. Eine Anwältin des Paares, in dessen Obhut das Kind entdeckt wurde, sprach dagegen im Fernsehsender "Skai" von einer illegalen Adoption. Das Mädchen sei von einer ausländischen Frau in Griechenland geborenen worden. "Sie wollte das Kind loswerden", sagte die Anwältin.
Die Frau, bei der das Mädchen entdeckt wurde, hatte Medienberichten zufolge zwei gültige Personalausweise und zwei Familienstammbücher. In denen waren insgesamt zehn Kinder eingetragen, was jedoch weitere Fragen aufwirft: Laut den in den Stammbüchern gemachten Angaben hätte die Frau drei Kinder innerhalb von fünf Monaten und drei weitere innerhalb von dreieinhalb Monaten zur Welt gebracht haben müssen. Der Mann führte ein weiteres Stammbuch mit noch einmal vier Kindern. Auf diesen Kindersegen angesprochen, sagte die Anwältin des Paares in "Skai", dass solche illegalen Praktiken der Erschleichung von Kindergeldern dienten.
Die Entdeckung der vierjährigen Maria macht unterdessen den Eltern der vermissten Madeleine "Maddie" McCann aus Großbritannien Mut. "Dies gibt Kate and Gerry McCann große Hoffnung, dass Madeleine lebend gefunden werden kann", sagte ein Sprecher der Familie dem "Daily Mirror". Maddie ist seit 2007 vermisst, als sie während eines Urlaubs mit ihren Eltern aus einer Ferienanlage in Portugal verschwand.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP