Der Frühherbst naht "Hagel und stürmische Böen sind denkbar"
05.09.2014, 15:57 Uhr
Das Wetter bleibt unbeständig.
(Foto: dpa)
Noch zeigt sich der September in weiten Teilen Deutschlands von seiner schönen Seite. Doch die bange Frage bleibt: Wie lange ist es noch sommerlich warm? n-tv Meteorologe Björn Alexander kennt die Antwort.
n-tv.de: Bisher hatte der September doch schon mal viele schöne Seiten. Björn, kommt der Altweibersommer jetzt so richtig auf Touren?
Björn Alexander: So richtig auf Touren kommt er leider nicht. Aber es gibt auch in der Prognose für die nächste Woche durchaus Lichtblicke. Von denen könnte dann vielleicht auch endlich mal wieder der Süden Deutschlands profitieren. Denn dort waren die ersten Septembertage alles andere als schön.
Dabei war das Wetter doch in Regionen wie Berlin richtig gut.
Nicht alle Regionen konnten in gleichem Maß von der Hochdruckwetterlage profitieren. Auf der Sonnenseite lag bislang zumeist die Nordhälfte. Richtung Süden sorgte ein Unwettertief vom Mittelmeer her für den Zustrom feuchterer und damit auch wolkenreicherer Luft. Und so konnten sich die Nordlichter in den ersten vier Septembertagen schon mal über 30 bis 40 Sonnenstunden freuen. Berlin oder Düsseldorf bekamen um die 25. Im Süden waren es dagegen teilweise noch nicht einmal 5 Sonnenstunden binnen 4 Tagen. Eine wirklich traurige Bilanz, die in den kommenden Tagen aber wohl endlich mal eine Aufwertung erfahren wird.
Bleibt es dabei denn auch so warm? In den letzten Tagen hatte man schon das Gefühl, der Sommer würde es noch mal so richtig wissen wollen?
Grundsätzlich ist das natürlich auch wirklich eine sommerlich warme Luft, die aus Osten bzw. Südosten zu uns gekommen ist. Allerdings macht sich jetzt erst einmal eine andere Komponente von Sommerluft aus südlichen Breiten bei uns bemerkbar: die Feuchtigkeit steigt an. Das wiederum macht sich für uns einerseits durch eine zunehmende Schwüle bemerkbar. Andererseits steigt die Schauer- und Gewitterwilligkeit an.
Drohen auch wieder schlimme Unwetter?
Das ist im Vorfeld immer schwer zu sagen. Grundsätzlich zeigen uns die Wettermodelle durchaus das Potenzial für einzelne, räumlich begrenzte Starkregenschauer an. Auch kleiner Hagel oder stürmische Böen sind bei dieser Wetterlage denkbar. Allerdings lassen sich die Phänomene tatsächlich nur über relativ kurze Zeiträume vorhersagen - eigentlich erst, wenn sie tatsächlich in der Entstehung oder bereits entstanden sind. Und auch erst dann lassen sich die Gefahren - wie beispielsweise die zu erwartenden Regenmengen - sehr konkret vorhersagen. Zuvor beschreiben wird in den Vorhersagen zunächst ja immer "nur" das Potenzial oder weisen auf die Möglichkeit hin. Unabhängig davon sind die Gewitter bei derartigen Wetterlagen häufig sehr schwer vorherzusagen. Da herrscht doch eine gewisse Eigendynamik vor.
Inwiefern?
Als Bild für das bessere Verständnis wird dabei immer gerne der Topf voll mit Popcorn-Mais genommen. Klar ist: auf der heißen Herdplatte wird der Mais zum Popcorn werden. Die Problematik ist aber: welches Maiskorn wird als erstes "explodieren"? Das lässt sich nur raten. Außerdem haben wir natürlich bei der Gewittervorhersage ein weiteres Problem: Bei weitem nicht jedes Gewitterpotenzial der Prognose führt automatisch auch zu Blitz und Donner. Und auch die Tornado-Experten in den USA kennen diese Problematik: die meisten Tornados werden richtig vorhergesagt. Im Gegenzug wird aber wesentlich häufiger vor den Wirbelstürmen gewarnt, als es sie tatsächlich gibt.
Kommen wir zurück zum Wetter bei uns: Was erwartet uns am Samstag?
Der Start ins Wochenende wird in den meisten Landesteilen schwül-warmes und dementsprechend auch mitunter gewitterwilliges Wetter bringen. Das heißt: Der Beginn dürfte nach milder Nacht noch gebietsweise freundlich oder sonnig sein. Doch dann bilden sich mächtigere Quellwolken, die stellenweise kräftige Regengüsse sowie Blitz und Donner mitbringen. Deutlich mehr Sonne mit einem geringeren Schauerrisiko gibt es am Samstag hingegen von der Ostsee über Berlin/Brandenburg, die östlichen Mittelgebirge bis herunter nach Niederbayern. Ebenso auf der besseren Seite zeigt sich der Oberrhein. Und in diesen Gebieten sind auch die Temperaturen am höchsten bei 25 bis 28 Grad. Ansonsten sind es 21 bis 25 Grad.
Wie geht es am Sonntag weiter?
Die Gewitter werden dann auch den Osten des Landes erreichen und können auch dort stellenweise kräftig ausfallen. Ähnlich sieht es im Süden aus: sonnige Phasen sind mit dabei, aber später eben auch gewittrige Regengüsse - örtlich mit Starkregen und stürmischen Böen. Nur wenige und auch eher schlappe Schauer könnte ich mir aus heutiger Sicht im Nordwesten vorstellen. Denn dort sickert stabilere, aber auch kühlere Luft ein. Dementsprechend verteilen sich die Temperaturen: Zwischen Schleswig-Holstein und der Eifel werden es nicht mehr als 18 bis 22 Grad. Im Süden und Osten sind häufig 22 bis 27 Grad drin.
Kommt in der nächsten Woche denn endlich mal wieder ein Sonnenhoch bei uns vorbei?
Nach jetzigem Stand dürfte sich in der kommenden Woche tatsächlich mal wieder ein Hoch bei uns durchsetzen. Allerdings können davon nicht alle gleichermaßen profitieren. Diesmal - wie eingangs bereits erwähnt - könnten der Süden und der Südwesten ab Dienstag deutlich mehr Sonne und Wärme abbekommen. In Richtung Norden und Osten dürfte es dagegen unbeständiger und kühler weitergehen.
Auf welche Temperaturen können wir uns denn einstellen?
Die Temperaturniveau wird sich vom Spätsommer langsam in Richtung Frühherbst verlagern. Die wechselhafteren Landesteile, die sich generell in der Nordosthälfte befinden, dürften oft Tageshöchstwerte zwischen 16 und 21 Grad bekommen. In der Südwesthälfte sind es 19 bis 24 Grad. Am Oberrhein auch etwas darüber.
Quelle: ntv.de