Panorama

Politiker von 74-Jährigem erschossen Hameln gedenkt seines Landrats

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Mit einem Gottesdienst erinnert Hameln an Landrat Rüdiger Butte. Nur Stunden zuvor war er von einem 74-Jährigen erschossen worden. Der Täter richtete sich danach selbst. Die Polizei sucht derweil nach den Hintergründen der Tat. Der Schütze hatte sich offenbar jahrelang mit dem Kreis um den Besitz von Waffen gestritten.

Seinen jahrelangen Ämterstreit um Waffenbesitz hat ein Rentner in Hameln mit einer Bluttat beendet. Mit einem großkalibrigen Revolver erschoss der 74-Jährige den Landrat des Kreises Hameln-Pyrmont, Rüdiger Butte, in dessen Büro. Danach tötete er sich selbst, wie die Polizei mitteilte. Nach Angaben der Fahnder hatte der Täter seit Jahren Ärger mit der Justiz. Sein genaues Motiv sei noch unklar. "Ganz Hameln steht unter Schock", sagte Stadtsprecher Thomas Wahmes.

Mehr als 400 Menschen versammelten sich am Abend zum Gedenken an Butte. "Angesichts der Grausamkeit und angesichts des Todes sind wir sprachlos", sagte Pastorin Friederike Grote bei einem Gottesdienst in der Münsterkirche St. Bonifatius in der Hamelner Altstadt. "Eine sinnlose Gewalttat hat das Leben zweier Menschen ausgelöscht - mitten in unserer Stadt, ganz nah", sagte Superintendent Philipp Meyer. Auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil nahm an der Trauerfeier teil. Vor dem Hamelner Kreishaus legten Bürger Blumen für den Verstorbenen nieder.

Rüdiger Butte war seit 2005 Landrat.

Rüdiger Butte war seit 2005 Landrat.

(Foto: dpa)

Der Schütze hatte bereits 1988 seinen Waffenschein abgeben müssen und war den Angaben zufolge 2009 wegen Waffenbesitzes verurteilt worden. Am Freitag hatte der Todesschütze längere Zeit auf den Landrat gewartet. Kurz nachdem Butte den 74-Jährigen dann in sein Dienstzimmer gelassen habe, sei es zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen, sagte der Göttinger Polizeipräsident Robert Kruse. Kurz danach fielen die tödlichen Schüsse aus einem Revolver vom Typ "Smith & Wesson 357 Magnum".

Zum Motiv des Schützen machte die Polizei keine genaueren Angaben. Möglicherweise habe es mit "verwaltungsrechtlichen Auseinandersetzungen" des Mannes mit dem Landkreis zu tun, sagte Kruse. Der Mann sei auch schon wiederholt mit Straftaten wie Körperverletzung, Urkundenfälschung oder Betrug aufgefallen. Der 74-Jährige hatte schon in den Tagen vor der Tat mehrfach versucht, einen Termin beim Landrat zu erhalten. Worum es bei dem Treffen ging, ist der Polizei nicht bekannt. Die Beamten wissen auch nicht, ob Butte den Rentner kannte.

Keine Augenzeugen

Etwa 100 Polizisten arbeiten an der Aufklärung des Falles, wie Hamelns Polizeichef Ralf Leopold sagte. Die Wohnung des Todesschützen bei Bad Münder sollte auch noch durchsucht werden.

Experten untersuchen den Tatort im Kreishaus.

Experten untersuchen den Tatort im Kreishaus.

(Foto: dpa)

Der Täter hat nach den bisherigen Erkenntnissen in Buttes Dienstzimmer mehrere Schüsse abgefeuert. Der verheiratete Politiker und Vater von zwei Kindern hatte keine Chance und starb noch in seinem Büro. Augenzeugen für das Verbrechen gibt es keine.

Für den Todesschützen war es offenbar kein Problem, mit einem geladenen Revolver in die Behörde zu gelangen. Im Kreishaus gibt es nach Angaben der Polizei keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen. Jedermann habe freien Zugang. "Die Schlussfolgerung darf aber nicht sein, Ämter zu Sicherheitsburgen auszubauen", sagte Kruse.

"Freundlich, zugewandt und motivierend"

Der gewaltsame Tod des Hamelner Landrates löste Trauer und Entsetzen aus. "Ich bin tief betroffen", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. Butte sei ein "wunderbarer Mensch" gewesen, "immer freundlich, zugewandt und motivierend". Weil betonte, er werde Butte "immer dankbar sein" für dessen Einsatz als Chef des Landeskriminalamtes und als Landrat. Das Mitgefühl der Landesregierung sei bei Buttes Frau und dessen Familie.

"Mir fehlen die Worte nach solch einer grausamen Tat", sagte Innenminister Boris Pistorius nach Ministeriumsangaben. Butte sei ein gradliniger, kompetenter und erfahrener Kommunalpolitiker sowie ein ausgewiesener Kriminalist und allseits geschätzter Kollege in der Polizei gewesen.

Butte war seit August 2005 Landrat des Landkreises Hameln-Pyrmont. Zuvor leitete der im niedersächsischen Lüthorst geborene Politiker von April 2001 bis Juli 2005 das niedersächsische LKA. Der 63-Jährige hinterlässt seine Ehefrau, zwei Kinder und fünf Enkelkinder. Butte gehörte seit 1986 der SPD an und war in den 1990er Jahren in unterschiedlichen Positionen als Kommunalpolitiker in seinem Wohnort Negenborn tätig.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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