Obama besucht Tornado-Gebiet Helfer finden immer mehr Opfer
29.04.2011, 19:21 UhrMehr als 300 Tote werden mittlerweile nach der Serie von Tornados im Süden der USA gezählt. Ein Ende ist nicht in Sicht. Zudem werden mehr als 1700 Menschen verletzt, 10.000 obdachlos. US-Präsident Obama besucht die besonders betroffene Stadt Tuscaloosa in Alabama. Er verspricht schnelle Hilfe.
Nach der wohl schlimmsten Tornado-Serie seit 80 Jahren in den USA suchen Helfer in den Trümmerbergen verzweifelt nach Überlebenden. Doch stattdessen finden sie immer mehr Leichen. Die Zahl der Toten im Süden des Landes kletterte auf mehr als 300, ein Ende war nicht in Sicht. "Die Geschichte lehrt uns, dass das Schätzen von Opferzahlen ein schweres Geschäft ist", sagte der Chef der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA, W. Craig Fugate. Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte den USA in einem Kondolenzschreiben an Präsident Barack Obama ihr Mitgefühl aus.
Obama und seine Frau Michelle trafen unterdessen im Bundesstaat Alabama ein, um sich ein Bild von den schweren Tornado-Schäden zu machen. "Er will die schreckliche Zerstörung mit eigenen Augen sehen", sagte Präsidentensprecher Jay Carney. Das Präsidentenpaar wollte in die Stadt Tuscaloosa reisen, die von den Stürmen praktisch ausgelöscht wurde. Bereits am Vortag hatte Obama den Menschen in der Katastrophenregion schnelle Hilfe zugesagt. Der Verlust an Menschenleben zerreiße ihm das Herz, sagte Obama.
Allein in Alabama, wo der Notstand ausgerufen wurde, starben weit mehr als 200 Menschen. Gouverneur Robert Bentley sagte, die Schäden seien derart enorm und so weit verbreitet, dass es wahrscheinlich Tage dauern werde, bis das Ausmaß der Katastrophe abzuschätzen sei. Mehr als 10.000 Menschen sind obdachlos. 1700 weitere wurden verletzt.
AKW-Abschaltung ohne Probleme
Auch in fünf weiteren Bundesstaaten gab es Todesopfer. Fast eine Million Haushalte ist ohne Strom. Nahe Athens, ebenfalls in Alabama, wurde ein Atommeiler infolge des Sturms von der Stromversorgung abgeschnitten. Die drei Reaktoren schalteten sich automatisch ab. "Die Einheiten haben sich sicher abgeschaltet", sagte ein Sprecher. "Alle Systeme haben wie vorgesehen funktioniert. Das übliche Vorgehen zur Abkühlung der Anlage läuft."
Der Autobauer Daimler stoppte seine Produktion im US-Werk in Tuscaloosa für den Rest der Woche. "Bei uns sind keine Mitarbeiter zu Schaden gekommen", sagte Finanzvorstand Bodo Uebber.
Streckenweise fegten die Wirbelstürme mit mehr als 300 Stundenkilometern über das Land. Meteorologen zählten allein in den vergangenen Tagen mehr als 150 Tornados. Damit wird der April 2011 wohl der April mit den meisten Tornados seit Jahrzehnten. Die meisten Wirbelstürme bislang wurden im April 1974 mit 267 gezählt.
"Es war ein Monster"

Nach den Tornados sorgen auch Überschwemmungen für Verwüstungen - hier in Indiana am Zusammenfluss von Wabash und Ohio River.
(Foto: AP)
"Angesichts der Zahl der Tornados und der Schäden ist diese Katastrophe die schlimmste seit 1974", sagte Meteorologe Harold Brooks vom Nationalen Institut zur Erforschung schwerer Stürme in Norman im US-Staat Oklahoma. Damals starben 310 Menschen. Die Unwetter vom Mittwoch seien aber am ehesten vergleichbar mit dem 21. März 1932, als 332 Menschen bei Tornados starben, 268 allein in Alabama, sagte Brooks nach Angaben der "Washington Post".
Das Zentrum der Katastrophe war Tuscaloosa: Ein riesiger Tornado fegte mit einer Breite von 1,5 Kilometern über die Stadt. "Es war ein Monster", sagte ein Augenzeuge. Innerhalb von Minuten machte der Wirbelsturm Straßenzüge dem Erdboden gleich. Autos wurden durch die Luft gewirbelt. "Es ist ein Chaos", sagte eine Überlebende. Aus Angst vor Plünderungen sicherten Bewohner ihre zerstörten Häuser mit Brettern ab oder holten wertvolle Gegenstände heraus.
Dutzende Todesopfer und schwere Verwüstungen gab es auch in den Staaten Mississippi, Arkansas, Georgia und Tennessee. Fünf Menschen starben in Virginia. Siedlungen wurden zerstört. Von Oklahoma bis Georgia wurde der Notstand ausgerufen. Einer Schätzung der auf die Bewertung von Risiken spezialisierten Firma EQECAT kommen auf die Versicherer Kosten in Höhe von bis zu fünf Milliarden Dollar zu.
Quelle: ntv.de, dpa/rts