Panorama

Deutschland kämpft gegen die Flut Hochwasser schwappt nach Sachsen-Anhalt

Am Schillergarten in Dresden

Am Schillergarten in Dresden

(Foto: dpa)

Das Hochwasser hat Deutschland weiter im Griff. Während sich die Lage in den bayerischen Katastrophenregionen allmählich entspannt, steht vor allem Sachsen und Sachsen-Anhalt ein kritischer Tag bevor. Die Pegel der Elbe steigen rasant an. Zur Stunde läuft das Wasser in die Altstadt von Meißen, weil die Fluten der Elbe dort die Schutzdämme überspülen. Auch in Magdeburg gilt die höchste Alarmstufe.

Braune Fluten überspülen weite Teile Ostdeutschlands: Überlaufende Flüsse bedrohen ganze Regionen. Auch in Bayern gilt weiter die höchste Alarmstufe. Besonders stark betroffen ist Passau. In der Dreiflüssestadt steht das Wasser nach wie vor hoch in den Straßen. Doch das Schlimmste scheint überstanden. Die Wasserstände von Inn und Donau sind bis zum frühen Morgen deutlich gefallen. In Regensburg verschärft sich die Lage dagegen. Sachsen-Anhalt erwartet im Laufe des Tages sogar eine höhere Flutwelle als beim Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002.

In der Nacht hat sich die Lage weiter verschärft, hieß es am Morgen im Lagezentrum des Innenministeriums in Magdeburg. Für heute werden Rekord-Pegelstände erwartet. Nach offiziellen Einschätzungen droht dem Bundesland ein noch schlimmeres Hochwasser als bei der Jahrhundertflut 2002. Seither wurden aber Deiche saniert und erneuert, demnach könnte die Situation beherrschbar bleiben - wenn die Dämme halten.

In Halle ist die Lage nach Angaben eines Stadtsprechers bereits "dramatisch". Die Saale habe stellenweise die Marke von 7,50 Metern überschritten. In der Plattenbausiedlung Halle-Neustadt laufen wegen des hohen Grundwasserspiegels die Keller voll. In den frühen Morgenstunden rückten Hunderte Feuerwehrleute aus dem Harz an, um die Helfer vor Ort zu unterstützen. Aus dem Raum Hannover sollen 100.000 bereits befüllte Sandsäcke nach Halle gebracht werden.

In Magdeburg wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Ministerpräsident Reiner Haseloff betonte, obwohl einige Pegel so hoch stünden wie noch nie, seien die Deiche nach aktuellen Erkenntnissen sicher.

In Dessau-Roßlau drückt die Rossel in die Innenstadt. Hier warten die Helfer dringen auf Pumpen aus den Niederlanden, die noch im Laufe des Tages eintreffen sollten.

Hochspannung in Sachsen

Das International Kongress Center und der Sächsische Landtag sind von der Elbe umspült.

Das International Kongress Center und der Sächsische Landtag sind von der Elbe umspült.

(Foto: dpa)

In Sachsen blicken die Menschen ebenfalls besorgt auf die Elbe, die in der Nacht bedrohlich anschwoll. In Dresden wurde die erste Elbbrücke gesperrt. Ein Sprecher des Katastrophenstabs beruhigte jedoch: "Bilder wie 2002 von einer überschwemmten Dresdner Altstadt wird es aller Voraussicht nach nicht geben."

In Meißen ergießt sich zur Stunde das Hochwasser der Elbe in die Altstadt. Wie eine Sprecherin des Krisenstabs mitteilte, überspülen die Fluten eine Schutzwand. Der Wasserstand liegt derzeit bei knapp acht Metern. Die Schutzwand misst aber nur 7,85 Meter. Der Theaterplatz ist bereits überflutet. An der tiefsten Stelle steht das Wasser einen halben Meter hoch - Tendenz steigend. Eine Evakuierung ist nach Angaben der Sprecherin noch nicht geplant. Man beobachte die Lage, die zur Stunde beherrschbar sei.

In Canitz zwischen Wurzen und Eilenburg droht Mulde-Damm zu brechen. Rund 300 Bundeswehrsoldaten sind dort im Einsatz. Das Wasserwerk des Ortes konnte gesichert werden.

Passau kann hoffen

Mit 12,40 Metern lag der Pegelstand der Donau in Passau um 4.00 Uhr mehr als einen halben Meter unter dem Höchststand von gestern. Bis zum Nachmittag soll das Wasser auf etwas über zehn Meter zurückgehen. Die Stadtwerke hatten die Trinkwasserversorgung in der Stadt gekappt - denn durch das Flusswasser droht eine Verunreinigung. Der Strom ist abgestellt. Auch die Festnetz-Telefone funktionieren nicht mehr.

Heute wird Bundeskanzlerin Angela Merkel in Passau erwartet. Sie hatte den Betroffenen Hilfe in Aussicht gestellt: "Der Bund wird auch schauen, was wir helfen können, genauso wie die Länder."

Indes verschärft sich die Lage in Regensburg. Am frühen Morgen erreichte die Donau dort einen Pegelstand von 6,80 Meter. Es droht die Überflutung mehrerer Straßen, die vorsorglich gesperrt wurden. Notlager mit Hunderten Feldbetten sind eingerichtet.

Derweil beruhigt sich in den oberbayerischen Hochwassergebieten die Lage langsam. Die Pegelstände im Landkreis Rosenheim fallen, die Hilfskräfte rüsten sich nun für die anstehenden Aufräumarbeiten. Die bayerische Staatsregierung will die Folgen der Hochwasserkatastrophe in Passau und Südostbayern mit einem Hilfsprogramm von 150 Millionen Euro lindern.

Leichte Entspannung in Thüringen

Auch in den Thüringer Hochwassergebieten entspannt sich die Lage. Das Innenministerium meldet sinkende Pegelstände im ganzen Land. Laut Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht will die Kanzlerin heute auch in die Thüringer Hochwassergebiete reisen.

Brandenburg füllt Sandsäcke

Nach den südlichen Bundesländern bereitet sich jetzt auch das nördlichere Brandenburg auf die Hochwasserwelle vor. In den vergangenen 24 Stunden sind die Pegelstände der Flüsse dort erheblich gestiegen. Vor allem an der Elbe und der Schwarzen Elster laufen die Vorbereitungen zur Bekämpfung von Wassermassen an. In Herzberg, im Jahr 2002 wochenlang von Hochwasser bedroht, werden vorsorglich Sandsäcke gefüllt. Auch Mühlberg an der Elbe droht die höchste Alarmstufe 4. An der Oder, die 1997 beim dortigen sogenannten Jahrhunderthochwasser besonders betroffen war, gibt es bisher dagegen keine Probleme.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind derzeit 4000 Kräfte des Bundes im Hilfseinsatz - darunter mehr als 1000 Soldaten. Einen Lichtblick gibt es auch: Der Deutsche Wetterdienst rechnet damit, dass der Regen in dem kommenden Tagen fast überall nachlässt.

Tschechien erwartet die Donau-Fluten

Auch im Ausland löst das Hochwasser katastrophale Zustände aus. In Österreich sind weiterhin viele Zugverbindungen gesperrt, Innenstädte stehen unter Wasser. In der Slowakei stellt sich die Hauptstadt Bratislava auf die nahende Donau-Flutwelle ein. Der slowakische Wetterdienst rief die höchste Warnstufe aus. Der Schiffsverkehr auf der Donau ist eingestellt.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen