Panorama

Pegel steigt unaufhörlich weiter Höchste Alarmstufe gilt

Ein unangenehmes Gefühl, wenn der Ort unterhalb des Oderpegels liegt.

Ein unangenehmes Gefühl, wenn der Ort unterhalb des Oderpegels liegt.

(Foto: dpa)

In Brandenburg gilt die höchste Hochwasser-Alarmstufe. Der Oderpegel bei Ratzdorf überschreitet die kritische Marke. Die Katastrophenstäbe sind rund um die Uhr im Einsatz. Das Wasser steigt stündlich um zwei Zentimeter. Bisher halten die Deiche.

Die Flut kommt nach Deutschland - und zwar mit Macht. "Das wird das zweithöchste Hochwasser, das die Oder in historischer Zeit erlebt hat", sagte der Präsident des Brandenburger Landesumweltamtes, Matthias Freude. Im Landkreis Oder-Spree wurde die höchste Alarmstufe 4 ausgerufen. Nun patrouillieren Tag und Nacht Deichläufer auf den Wällen, die Ortschaften und Äcker vor den Fluten schützen sollen. In Polen beruhigte sich die Situation, nachdem der Hochwasserscheitel der Weichsel in die Ostsee abfloss.

Blick auf Ratzdorf. Hier erreicht das Hochwasser bereits seine kritische Marke.

Blick auf Ratzdorf. Hier erreicht das Hochwasser bereits seine kritische Marke.

(Foto: dpa)

Am späten Abend wurde in Ratzdorf im Landkreis Oder-Spree eine Höhe von 6,02 Meter erreicht, in Eisenhüttenstadt waren es 6,07 Meter. Das Wasser steige aber mittlerweile langsamer als im Laufe des Tages, sagte der Sprecher des Potsdamer Innenministeriums, Ingo Decker. Derzeit seien es zwei Zentimeter pro Stunde. Bisher halten alle Deiche gegen den Druck des Wassers. Beim großen Oder-Hochwasser im Jahr 1997 erreichte der Pegel in Ratzdorf einen Höchststand von 6,91 Meter.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) brach seinen Urlaub ab. "Sämtliche Deiche werden jetzt überwacht", sagte der Landrat von Oder-Spree, Manfred Zalenga (parteilos). Mehr als hundert Deichläufer seien in mehreren Schichten im Einsatz. Zwischen Neiße und Oder würden etwa 50 Kilometer Deich im Landkreis kontrolliert.

"Jetzt kriegt man langsam den Ernst der Lage mit", sagte Freude. Die Deiche und auch die Behörden seien aber viel besser vorbereitet als bei der Jahrhundertflut von 1997. "Alles, was ich zumindest gesehen habe an Vorbereitungen - und ich bin für die ganzen Deiche verantwortlich - das ist optimal gelaufen." Er habe ein gutes Gefühl.

Bürger sollen Slubice verlassen

Brisant war die Lage in Frankfurts polnischer Nachbarstadt Slubice. Große Teile der Stadt liegen unterhalb des Oderpegels. Wasser aus der Kanalisation könnte sie deshalb rasch überfluten und zu Deichbrüchen führen. Bürgermeister Ryszard Bodziacki hat an die Einwohner appelliert, Slubice zum Wochenende zu verlassen. Geräumt werden sollte auch das örtliche Krankenhaus.

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(Foto: DAPD)

Aufatmen dagegen an der Weichsel: "Alles ist unter Kontrolle", verkündete Innenminister Jerzy Miller in Warschau. Nirgendwo bestehe mehr die Gefahr, dass der Fluss über die Ufer trete. Wachsamkeit sei aber nach wie vor gefragt, weil die extrem lange Flutwelle die Dämme geschwächt habe. In Warschau gab Stadtpräsidentin Hanna Gronkiewicz-Waltz gesperrte Straßen und geschlossene Schulen und Kindergärten wieder frei. Wegen Seuchengefahr gilt für den Fluss ein Badeverbot.

Der polnische Regierungschef Donald Tusk besuchte vom Hochwasser massiv betroffene Gebiete im Süden des Landes. In Lanckorona, wo nach Erdrutschen rund 70 Häuser einsturzgefährdet sind, versprach der Politiker, "ganze Siedlungen" wieder aufzubauen. Am Vortag hatte die Regierung Hilfen in Höhe von zwei Milliarden Zloty (500 Millionen Euro) für die Flutopfer beschlossen. Menschen, die ihre Häuser verloren haben, werden mit 20.000 bis 100.000 Zloty unterstützt.

Das Bangen in Brandenburg wird unteressen noch einige Tage anhalten: Die Mündung soll das Oder-Hochwasser einer Prognose des Hydrometeorologischen Instituts in Warschau zufolge erst am 3. Juni erreichen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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