Dutzende Tote in den USA "Irene" zieht Richtung Kanada
29.08.2011, 20:53 Uhr
"Irene" hinterließ an der US-Ostküste, wie hier in North Carolina, eine Spur der Verwüstung.
(Foto: REUTERS)
Wirbelsturm "Irene" zieht nordwärts und sorgt im Bundesstaat Vermont und in Südkanada für Überschwemmungen. Hunderttausende Menschen sind dort ohne Strom. In New York beginnen derweil die Aufräumarbeiten. In den USA sterben Dutzende Menschen durch den Sturm. US-Präsident Obama sagt, die Folgen werden noch einige Zeit zu spüren sein.
Nach Wirbelsturm "Irene" hat an der nordamerikanischen Ostküste das große Aufräumen begonnen. Tausende Straßen waren noch überschwemmt, Millionen Haushalte weiter ohne Strom, berichteten US-Medien. Bei den gewaltigen Unwettern in mehr als zehn Staaten kamen nach Angaben von Rettungskräften und Medienberichten mindestens 32 Menschen ums Leben. Die meisten Menschen starben durch umgeknickte Bäume und bei Verkehrsunfällen, etwa durch ausgefallene Beleuchtungen. Einige Menschen wurden durch Fluten fortgerissen. Die Schäden gehen in die Milliarden. Die Metropole New York kehrte nur langsam zur Normalität zurück.
Weiter nördlich kämpfte in Neuengland und im Süden Kanadas die Bevölkerung noch mit tosenden Fluten und Windböen. In den kanadischen Provinzen Quebec und New Brunswick waren mehr als 250.000 Menschen ohne Strom, berichteten örtliche Medien. Auch die zweitgrößte Stadt des Landes, Montreal, lag zeitweise im Dunkeln. Dort waren mehrere Bäume umgestürzt. Der Flugverkehr wurde teilweise eingestellt. In der östlichen Provinz Nova Scotia riet die Katastrophenschutzbehörde den Menschen, sich gut vorzubereiten und Lebensmittel für drei Tage bereit zu halten.
"Irene" war am Samstag als Hurrikan mit Windgeschwindigkeiten bis zu 140 Stundenkilometern im Bundesstaat North Carolina auf Land gestoßen und begann von dort seinen 1800 Kilometer langen Zug in den Norden. Zwar schwächte er sich im Verlauf des Wochenendes zum Tropensturm ab und war letztlich nicht so gefährlich wie von Experten vorausgesagt, dennoch zeigte er mit entwurzelten Bäumen, umgestürzten Strommasten und herumgewirbelten Trümmerteilen erhebliche Zerstörungskraft. Das Hurrikan-Zentrum in Miami warnte derweil vor dem neuen Tropensturm José, der sich auf die Bahamas zubewegt.
New York nimmt wieder an Fahrt auf
Die Millionenstadt New York, die "Irene" am Sonntag streifte, kam glimpflich davon. 370.000 Einwohner, die auf Geheiß von Bürgermeister Michael Bloomberg ihre Wohnungen in tieferliegenden Gegenden der Stadt verlassen sollten, konnten zurückkehren. U-Bahnen und Busse nahmen mit zunächst eingeschränktem Fahrplan wieder den Betrieb auf.
An den Flughäfen sollten wieder Flugzeuge landen und starten können. Danach wollten die Airports wieder den Normalbetrieb aufnehmen. Die Lufthansa erwartete bei US-Flügen keine Probleme mehr. Alle Strecken würden wieder normal geflogen, sagte ein Sprecher. Geschäfte und Museen in New York sollten wieder öffnen.
Nördlich von New York im Staat Vermont waren hunderte Straßen gesperrt, berichtete der Sender CNN. Die reißenden Fluten hätten in einigen Häusern die Fundamente weggespült, Brücken stürzten ein. Manche Orte seien komplett überschwemmt worden. Eine Frau sei von den Fluten weggerissen und bislang nicht gefunden worden, sagte Gouverneur Peter Shumlin dem Sender. Medien sprachen von der schlimmsten Flutkatastrophe seit 1927 in Vermont.
"Auswirkungen noch für einige Zeit spürbar"
Auch Präsident Barack Obama warnte die Amerikaner vor einem zu schnellen Aufatmen: "Ich will unterstreichen, dass die Auswirkungen des Sturms noch für einige Zeit zu spüren sein werden." Die Überflutungen in vielen Bundesstaaten seien lebensgefährlich und die massenhaften Stromausfälle würden eine Rückkehr zum Normalzustand verzögern. Die Gouverneurin von North Carolina, Beverly Perdue, sagte, der Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur könne zwei Monate dauern.
Die Versicherungen könnten nach aktuellen Schätzungen mit einem blauen Auge davonkommen: Experten schätzen die versicherten Schäden auf 2,6 bis 7 Milliarden Dollar (bis zu 4,82 Milliarden Euro). Dagegen könnte die Gesamtschadenssumme an der US-Ostküste bis zu 20 Milliarden Dollar erreichen.
Die meisten Menschen starben in den Bundesstaaten North Carolina und im benachbarten Virginia. In der gesamten Region waren zeitweise mehr als vier Millionen Menschen ohne Strom. Der Sender NBC Washington berichtete, einige Städte im Norden der Ostküste müssten noch einige Tage ohne Strom auskommen. An der ganzen Ostküste waren hunderte Teams der Stromversorger unterwegs, um Kabel zu flicken. Die noch oberirdisch an Holzmasten verlegten Leitungen sind ein leichtes Opfer für Stürme.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP