Panorama

"Nie so starkes Erdbeben erlebt" Italiener fürchten sich

In Crevalcore zerstörte das Beben ein Kirchenkreuz.

In Crevalcore zerstörte das Beben ein Kirchenkreuz.

(Foto: AP)

In der Nacht bebte in Norditalien die Erde, mehrere Menschen starben, darunter auch eine Deutsche. Nun geht die Angst vor weiteren Erschütterungen um, manche Bewohner wollen nicht in ihre Häuser zurück. Die Käsewirtschaft klagt indes über zerstörte Lagerhallen für Parmesan sowie vernichteten Hartkäse. Der Schaden liegt demnach bei 250 Millionen Euro.

Das Erdbeben in Norditalien hat Angaben von Augenzeugen in Ferrara zufolge auch historische Gebäude beschädigt. "Das Schloss hat geringe Schäden abbekommen, es sind einige Mauersteine heruntergefallen", sagte Guido Barbujani, der im Zentrum der italienischen Stadt wohnt. "Ich habe schon viele Erdbeben erlebt, aber noch nie so ein starkes." Ferrara gehört zum Weltkulturerbe der Unesco.

Das Rathaus in Sant' Agostino, in der Nähe von Ferrara, ist nach dem starken Erdbeben nur noch eine Ruine.

Das Rathaus in Sant' Agostino, in der Nähe von Ferrara, ist nach dem starken Erdbeben nur noch eine Ruine.

(Foto: REUTERS)

In der Nacht sei er wie viele andere Menschen auf die Straße gerannt. "Viele haben sich nicht mal richtig angezogen", sagte Barbujani. Panik sei in seiner Umgebung aber nicht ausgebrochen. Viele Menschen würden die Nacht nun nicht in ihren Häusern verbringen wollen, da sie Angst vor Nachbeben hätten. Ein weiteres Problem sei die Wettervorhersage von starken Regen. Generell habe das Erdbeben vor allem kleinere Orte getroffen.

Mehrere Tote

Das Erdbeben kostete mehrere Menschen das Leben Auch eine Deutsche und eine über hundertjährige Frau starben nach dem Erdstoß in der Nacht. Ihr Schreck war möglicherweise tödlich. Das Beben der Stärke 5,9 erschüttert die Region Emilia-Romagna, war aber auch noch weit entfernt zu spüren. Zwei Arbeiter starben in den Trümmern einer Keramikfabrik in Sant'Agostino bei Ferrara. Ein weiteres Todesopfer sei in einer eingestürzten Halle in einem Industriegebiet in Bondeno gefunden worden, etwa 15 Kilometer nördlich von Sant'Agostino.

Die 37-Jährige Deutsche, die sich aus beruflichen Gründen in Sant'Alberto di San Pietro in Casale in der Region Bologna aufhielt, hat nach den Erdstößen Atemprobleme bekommen und dann das Bewusstsein verloren, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Vermutet wird, dass die Panik wegen des Bebens den Tod ausgelöst haben könnte. Eine Die genaue Herkunft der Frau ist nicht bekannt. Laut dem öffentlichen Fernsehsender Rai gab es rund 50 Verletzte. Am schlimmsten betroffen sei die Gegend um Bologna, Modena, Ferrara, Mantova und Rovigo.

Parmesankäse zerstört

Branchenangaben zufolge wurden zudem mehr als 300.000 Parmesan-Laiber der beliebten Hartkäse-Sorten Parmigiano Reggiano und Grana Padano sowie mehrere Lagerhäuser zerstört. Der Schaden belaufe sich einer ersten Schätzung zufolge auf insgesamt 250 Millionen Euro, teilte der Chef des Konsortiums für den Schutz von Grana Padano, Stefano Berni, mit. Glücklicherweise habe es aber keine Toten und Verletzten gegeben.

Der Parmigiano Reggiano, dessen Name von der Stadt Parma abgeleitet ist, wird nur in der vom Beben betroffenen norditalienischen Region Emilia-Romagna hergestellt.

Gebäude stürzten ein

Die Erdstöße seien in ganz Norditalien zu spüren gewesen, berichtet die Rai. Das Fernsehen zeigte schwer beschädigte Gebäude, Trümmer lagen vielerorts auf der Straße. Augenzeugen berichteten, es seien Gebäude, Kirchen und Türme eingestürzt. Manche Menschen seien aus Panik im Schlafanzug auf die Straße gelaufen. Auch in Mailand habe Angst geherrscht. Mancherorts wagten sich die Menschen nicht zurück in ihre Häuser.

Das Epizentrum lag in der Po-Ebene in einer Tiefe von etwa zehn Kilometern, hieß es unter Berufung auf das Nationale Geophysikalische und Vulkanologische Institut. Die schwersten Schäden gab es Ansa zufolge in dem Ort San Felice und in Finale Emilia. In San Felice stürzte eine Kirche ein und viele historische Gebäude wurden schwer beschädigt. In Finale Emilia seien schwer kranke Patienten vorsorglich aus dem Krankenhaus gebracht worden. Laut "corriere.it" stürzte in dem Ort auch ein Turm ein.

Kommunalwahlen werden durchgeführt

Die Kommunalwahlen, bei denen die Bürger am Sonntag und Montag in insgesamt rund 120 italienischen Städten und Gemeinden in Stichwahlen ihren neuen Bürgermeister bestimmen, könnten auch im Erdbebengebiet wie geplant stattfinden, berichtete die Rai.

Das Beben sei fast so stark gewesen wie das von Aquila, schrieb Ansa. Am 6. April 2009 hatte ein Beben der Stärke 6,2 die Stadt in den Abruzzen erschüttert und schwere Schäden angerichtet. 1976 hatten Erdstöße der Stärke 6,2 die Region von Friaul erschüttert. Als schwerste Erdbebenkatastrophe der Nachkriegszeit in Italien gilt das Beben von Irpinia mit einer Stärke von 6,8.

Quelle: ntv.de, dpa

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