Ausschuss will Fall mit FBI-Hilfe aufrollen Kampusch-Fragen ungeklärt
28.06.2012, 17:55 UhrEin Untersuchungsausschuss in Österreich hat die Ermittlungen zum Fall Natascha Kampusch unter die Lupe genommen. Er kommt zu dem Ergebnis: Es gab einige Pannen, nicht allen Fragen wurde konsequent nachgegangen. Dem soll nun nachgegangen werden.
Sechs Jahre nach der Flucht des österreichischen Entführungsopfers Natascha Kampusch hat ein Untersuchungsausschuss empfohlen, den Fall erneut zu untersuchen. Dazu sollten auch ausländische Spezialisten für Altfälle, etwa des FBI, hinzugezogen worden, sagte der Ausschussvorsitzende Werner Amon vor dem Parlament in Wien. Der Ausschuss stellte in seinem Abschlussbericht einige Ermittlungspannen fest. Allerdings habe es keine Hinweise zur Bestätigung von Gerüchten über weitere Täter oder gar einen Kinderpornoring gegeben.
Die meisten Erkenntnisse des Ausschusses wurden schon in den vergangenen Jahren ausgiebig diskutiert. Kampusch (24) wurde 1998 als Zehnjährige von dem Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil entführt und acht Jahre lang in dessen Haus bei Wien gefangen gehalten. Nach der Flucht des Opfers im Jahr 2006 tötete sich Priklopil selbst.
Der Ausschuss wollte in seiner mehrmonatigen Arbeit vor allem zwei Fragen klären: ob die Ermittler mit der notwendigen Sorgfalt und Professionalität gehandelt haben und ob die wesentlichen Fragen geklärt wurden. "Nach Ansicht des Unterausschusses sind beide Fragen mit "Nein" zu beantworten", sagte der Vorsitzende. Dem Hinweis eines Polizei-Hundeführers auf den Entführer Priklopil sei nicht nachgegangen worden, hieß es. Eine junge Zeugin, die die Entführung beobachtet hatte und von zwei Tätern sprach, sei "unter Druck gesetzt worden", um ihre Aussage zu ändern. Aber es hieß auch: Die zentrale Frage, ob der Entführer Mittäter oder Mitwisser hatte, könne mit den vorliegenden Ermittlungsergebnissen "nicht abschließend beantwortet werden".
Polizist nahm DNA-Proben auf eigene Faust
Kampusch selbst hatte im Frühjahr in einem langen Fernsehinterview um Ruhe gebeten und sich gegen die zahlreichen Verschwörungstheorien gewehrt. Weder habe es weitere Täter neben dem Entführer gegeben, noch sei sie schwanger gewesen, sagte sie. Die Debatten in den österreichischen Medien nannte sie "empörend". Ein Polizist flog damals auf, weil er auf eigene Faust ermittelte und illegal von einem Grundschulmädchen DNA-Proben nahm, um zu beweisen, dass Kampusch die Mutter des Kindes sei. Ein seriöses Gutachten widerlegte das.
Auf die erneute Debatte hatten im März auch die Ermittler vom Bundeskriminalamt und der Justiz verständnislos reagiert. Alles sei komplett geklärt, hieß es. "Intensiver kann man einen Fall nicht ausermitteln".
Quelle: ntv.de, dpa