Kurze Telefonate Kumpel sprechen mit Verwandten
30.08.2010, 07:55 UhrDie 33 in einer Kupfer- und Goldmine in Chile eingeschlossenen Bergarbeiter haben erstmals mit ihren Angehörigen sprechen können. Die Bergungshelfer ließen dafür ein Kabel durch eine der Versorgungsröhren zu den in 700 Metern Tiefe ausharrenden Männern herab. Die Angehörigen campieren über der Mine San José in der Atacama-Wüste in einem Zeltlager, das sie "Esperanza" (Hoffnung) getauft haben.

Angehörige der Verschütteten harren über der Mine aus.
(Foto: AP)
Bei den Gesprächen spielten sich bewegende Szenen ab. So nutzte der eingeschlossene Bergarbeiter Esteban Rojas die Gelegenheit, seiner Frau Jessica Yáñez die kirchliche Heirat vorzuschlagen, nachdem beide vor 25 Jahren nur standesamtlich geheiratet hatten. Die Angehörigen waren tief gerührt und sehr erleichtert darüber, dass es den Verschütteten soweit gut gehe. Antenor Barrios, der Vater eines der jüngeren Kumpel, zeigte sich ermutigt durch die "Kraft und Entschlossenheit" seines Sohns. Bislang konnten sich die Eingeschlossenen und ihre Angehörigen nur über einen Verbindungsschacht Briefe schicken.
Die Kumpel wechselten zudem ihren Aufenthaltsort. Nach Angaben der Behörden stiegen sie nochmals 300 Meter tiefer in die Mine hinab bis zu einer Stelle im Schacht, in der es kühler und trockener ist als in dem Notraum, in den sie sich nach dem Einsturz der Mine am 5. August geflüchtet hatten. Laut Bergbauminister Laurence Golborne war der Umzug dringend nötig, da einige der Bergleute in dem heißen, feuchten Notschacht Geschwüre und Pilzinfektionen entwickelt haben.
An diesem Montag soll die Bohrung eines Rettungsschachtes beginnen, durch den die Eingeschlossenen in drei bis vier Monaten an die Oberfläche gebracht werden könnten.
Kumpel auf Entzug
Unterdessen kommt heraus, dass einige der Bergleute an Alkohol-Entzugsproblemen leiden. Wie der chilenische Gesundheitsminister Jaime Mañalich berichtete, hatten mehrere Kumpel in der Vergangenheit zur Bekämpfung der Angst unter Tage regelmäßig Alkohol getrunken. "Einige von ihnen hatten sogar große Mengen zu sich genommen", sagte der Minister. "Zuweilen ist es nicht gut, wenn man eine Sucht auf einen Schlag mit einer Radikalkur unterbindet."
Die Bergleute hatten bei ihrer ersten Telefonverbindung mit Staatspräsident Sebastián Piñera um ein "Gläschen Wein" gebeten, weil sie die den 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Chiles feiern wollten. Bisher bleiben die Verantwortlichen der Bergungsoperation jedoch dabei, dass die Eingeschlossenen weder Tabak noch Alkohol bekommen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa