Panorama

Nach Freispruch im Brieger-Prozess Landwirt wird nicht entschädigt

Der Landwirt Josef K. hat vor beinahe 30 Jahren seine schwangere Freundin Lolita Brieger getötet. Doch weil das Gericht nicht mehr feststellen kann, ob er sie aus Heimtücke oder niedrigen Beweggründen umbrachte, wird er nicht verurteilt. Allerdings soll er von diesem Freispruch zweiter Klasse finanziell nicht profitieren.

Der 51-Jährige ging als freier Mann.

Der 51-Jährige ging als freier Mann.

(Foto: dapd)

Nach dem Freispruch wegen Mangel an Beweisen hat das Landgericht Trier entschieden, dass der angeklagte Landwirt für seine Zeit in der Untersuchungshaft keine Entschädigung enthält. Er müsse auch seine Kosten für das Verfahren selbst tragen, teilte die Schwurgerichtskammer mit. Die übrigen Kosten werden der Staatskasse auferlegt. Der Mann hatte rund neun Monate im Gefängnis gesessen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Das Landgericht Trier hatte den Landwirt aus der Eifel zwar vom Vorwurf des Mordes freigesprochen. Dennoch erklärte die Richterin, der 51-Jährige habe seine Ex-Freundin im November 1982 getötet und sich des Totschlags schuldig gemacht. Weil Totschlag im Gegensatz zu Mord aber bereits verjährt ist, konnte K. nicht mehr verurteilt werden. Keines der beiden infrage kommenden Mordmerkmale - Heimtücke oder niedrige Beweggründe - konnte sicher belegt werden.

Staatsanwaltschaft geht in Revision

Der Leitende Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer sprach nach dem Urteil von einem Ergebnis, "das nicht zufriedenstellend ist". Es sei aber "aufgrund der Rechtslage" hinzunehmen. Die Staatsanwaltschaft kündigte Revision an. Die Anklagebehörde hatte die Auffassung vertreten, der Mann habe die von ihm schwangere Lolita getötet, weil ihr sozialer Stand nicht zu seiner reichen Bauernfamilie passte.

Mit diesem Foto suchte die Polizei nach der vermissten Lolita Brieger.

Mit diesem Foto suchte die Polizei nach der vermissten Lolita Brieger.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Familie der getöteten Lolita Brieger hatte den Urteilsspruch fassungslos aufgenommen. Eine Schwester der Toten sagte, sie glaube nicht mehr an Gerechtigkeit. Auch die Nebenkläger erwägen Revision.

Schwierige Rückkehr

Josef K., der frühere Freund von Lolita Brieger, hatte im gesamten Prozess geschwiegen, das Urteil ohne sichtbare Gemütsregung aufgenommen und anschließend das Gericht als freier Mann verlassen. Sein Verteidiger Heinz Neuhaus sagte: "Er fährt nach Hause". Ob K. jedoch wieder in seinem Heimatdorf Scheid leben wird, sei offen. "Er hat sich noch nicht entschieden. Er muss erstmal zur Ruhe kommen." Sein Hof liegt nur rund 500 Meter von Briegers Elternhaus in Frauenkron entfernt.

Dort hatte er in den vergangenen Jahren neben sein Elternhaus ein Wohnhaus gebaut. Das Gericht zeigte sich überzeugt, dass K. Brieger in einem inzwischen abgerissenen Schuppen auf dem Hof getötet hat. Der damals junge Mann habe extrem unter Druck gestanden, hieß es dazu in der Urteilsbegründung. Lolita habe sich nicht von ihm trennen wollen, sein Vater habe ihm aber gesagt, er müsse die Beziehung beenden.

Ob sie erwürgt oder erdrosselt wurde, war durch die Rechtsmediziner nicht mehr feststellbar. Ihre Leiche wickelte K. in eine Folie und verscharrte sie gemeinsam mit einem damaligen Freund auf der örtlichen Müllkippe. wurden erst im vergangen September nach einem Zeugenhinweis gefunden.

Quelle: ntv.de

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