Panorama

Olaf H. legt Revision ein Lebenslang für Mircos Mörder

Olaf H. im Krefelder Gerichtssaal.

Olaf H. im Krefelder Gerichtssaal.

(Foto: dpa)

Das Gericht folgt der Forderung der Anklage: Der Mörder des zehnjährigen Mirco aus Grefrath wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Auch stellen die Richter die besondere Schwere der Schuld fest. Damit kann der Familienvater Olaf H. nach 15 Jahren nicht vorzeitig aus der Haft entlassen werden.

Gut ein Jahr nach dem Mord am zehnjährigen Mirco aus Grefrath hat das Landgericht Krefeld den geständigen Täter Olaf H. zu lebenslanger Haft verurteilt. Zugleich stellten die Richter die besondere Schwere seiner Schuld fest und schoben damit einer Haftentlassung nach 15 Jahren einen Riegel vor.

Die Anwältin von Mircos Eltern nannte das Urteil einen "wichtigen Meilenstein" für ihre Mandanten bei der Trauerarbeit. Der verurteilte Mörder will Revision beim Bundesgerichtshof einlegen. Verteidiger Gerd Meister sagte, sein Mandant empfinde "tief verwurzelte Reue und völliges Unverständnis" gegenüber seiner Tat.

Olaf H. wird so schnell nicht aus der Haft entlassen werden.

Olaf H. wird so schnell nicht aus der Haft entlassen werden.

(Foto: dpa)

Zu den Chancen für ein Revisionsverfahren wollte der Verteidiger sich nicht äußern. Generell lägen sie bei wenigen Prozent. Im konkreten Fall habe das Gericht die besondere Schwere der Schuld "sehr gut begründet", räumte Meister ein. Bei besonders schwerer Schuld ist eine Entlassung aus der Haft nach 15 Jahren so gut wie ausgeschlossen.

"Geständnis ist glaubhaft"

Das Gericht folgte mit dem Urteil der Strafmaßforderung von Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Die Verteidigung hatte hingegen die Feststellung der besonderen Schuldschwere nicht für geboten gehalten. Der Angeklagte nahm das Urteil äußerlich unbewegt auf. Der Familienvater aus dem unweit des niederrheinischen Grefrath gelegenen Schwalmtal hatte vor der Strafkammer gestanden, Mirco am Abend des 3. September 2010 in seinem Auto entführt, missbraucht und mit einer Schnur erdrosselt zu haben.

Dieses Geständnis sei "glaubhaft", sagte der Vorsitzende Richter Herbert Luczak in der Urteilsbegründung. Es gebe keinen Anlass, an der Täterschaft des Angeklagten zu zweifeln: H. habe Mirco ermordet, um die zuvor begangene Entführung und den sexuellen Missbrauch des Kindes zu verdecken. Nach Überzeugung des Gerichts war H., der am Freitag 46 Jahre alt wird, zudem kurz nach der Tat an den Ablageort der Leiche unweit des niederrheinischen Grefrath zurückgekehrt und hatte dem toten Jungen "mit aller Kraft" ein Messer in den Hals gestochen. H. habe auf diese Weise "ganz sicher" gehen wollen, dass der Junge ihn nicht mehr verraten konnte, sagte der Vorsitzende Richter.

Das Motiv des Ex-Angestellten eines Bonner Telekommunikationskonzerns für den sexuellen Missbrauch blieb allerdings auch am letzten Prozesstag im Dunkeln. Die Ursachen für die Tat hätten sich vor Gericht "verlässlich nicht klären lassen", sagte der Richter. H. hatte in dem Verfahren lediglich angegeben, Auslöser für das Verbrechen sei beruflicher Frust gewesen. Im Zeugenstand hatten die drei früheren Ehefrauen den laut einem Gutachter weit überdurchschnittlich intelligenten Angeklagten als liebevollen Vater und Familienmensch ohne jeden Hang zu Gewalt geschildert.

Mircos Eltern "erleichtert"

Der Richter bezeichnete es in der Urteilsbegründung zwar als "möglich", dass H. sich beruflich gekränkt gefühlt und nach einem Opfer gesucht habe, um sich durch dessen Demütigung ein "Allmachtsgefühl" zu verschaffen. Gleichwohl sei das eigentliche Tatmotiv letztlich "nicht feststellbar" gewesen. Durch pädophile Neigungen sei der bislang unbescholtenen Angeklagten nicht aufgefallen. Ein solches primäres sexuelles Interesse an Kindern sei laut psychiatrischem Gutachter bei H. auch "wenig wahrscheinlich".

Der Vorsitzende Richter zeigte sich zugleich überzeugt, "dass die Schuld des Angeklagten besonders schwer wiegt". Dies ergebe die "zusammenfassende Würdigung von Tat und Täterpersönlichkeit". Die Nebenklage-Anwältin Gabriele Reinartz sagte nach dem Urteil, die auch am letzten Prozesstag im Gerichtssaal anwesenden Eltern von Mirco seien "erleichtert" über die Feststellung der besonderen Schuldschwere.

H. war im Januar festgenommen worden und hatte die Ermittler zur Leiche des Jungen auf einem Acker bei Grefrath geführt. Auf die Fährte von H. war die Polizei letztlich durch Spurenmaterial an dessen früherem Leasing-Wagen gekommen: Es war identisch mit Spuren auf Mircos Kleidung, die der Täter nach dem Mord weggeworfen hatte.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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