Panorama

Berlin erlebt Gewaltwelle Mann am Alex totgeprügelt

Der Berliner Alexanderplatz entwickelt sich zu einem Kriminalitätsschwerpunkt. Zum wiederholten Mal kommt es hier am Wochenende zu einem tödlichen Vorfall. Mehrere Männer prügeln in blinder Wut auf einen jungen Mann ein. Alle Rettungsversuche misslingen. Der 20-Jährige erliegt schließlich seinen Verletzungen.

Die Polizei fährt am Alexanderplatz Streife.

Die Polizei fährt am Alexanderplatz Streife.

(Foto: dapd)

Wieder ein tödlicher Gewaltexzess in Berlin: Einen Tag nach einer brutalen Attacke am Alexanderplatz ist einer der angegriffenen Männer gestorben. Entgegen erster Angaben der Polizei handelt es sich bei dem Toten nicht um den Mann, der von seinen Begleitern betrunken auf einen Stuhl vor einem geschlossenen Lokal gesetzt worden war. In einer korrigierten Meldung hieß es, der seinen Verletzungen Erlegene sei einer der Begleiter gewesen.

Demnach starb das 20 Jahre alte Opfer im Krankenhaus. Der Mann ist am Montag um 14.35 Uhr seinen schweren Verletzungen erlegen", sagte eine Polizeisprecherin. Der Tote hatte dem schwer betrunkenen jungen Mann helfen wollen, als dieser am Sonntag gegen 4.00 Uhr nach einem Clubbesuch von mehreren Männern verprügelt worden war. Dabei ist er so schwer am Kopf verletzt worden, dass er vor Ort wiederbelebt werden musste. Der Alexanderplatz im Ostteil der Bundeshauptstadt ist das Ziel vieler Nachtschwärmer und Touristen.

Der jüngste Angriff erinnert in seiner Brutalität an eine Attacke im U-Bahnhof Friedrichstraße am Ostersamstag 2011. Damals wurde das Opfer ebenfalls von blindwütigen Fußtritten gegen den Kopf getroffen. Der Verfolgte kam mit dem Leben davon. Die Videobilder sorgten bundesweit für Entsetzen.

Neben dem Betrunkenen und dem Todesopfer haben zwei 25 und 29 Jahre alte Freunde in einem Club gefeiert. Sie wurden aber wegen ihres hohen Alkoholpegels vor die Tür gesetzt. Die Freunde setzten den kaum noch Gehfähigen an der Rathausstraße auf einen Stuhl vor einem geschlossenen Lokal und gingen weiter, um ein Taxi anzuhalten.

Henkel: Mehr Polizei löst Problem nicht

Laut Polizei riss dann plötzlich ein Unbekannter den Stuhl weg, so dass der Benommene zu Boden stürzte. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, erhielt er einen Faustschlag ins Gesicht. Weitere Schläger kamen hinzu und prügelten und traten auf den am Boden Liegenden ein.

"Wir ermitteln mit Hochdruck", hieß es bei der Polizei. Geprüft werde nun, ob Überwachungskameras die Tat oder die Schläger gefilmt haben. Die Polizei überlegt, mehr Beamte rund um den Alexanderplatz auf Streife zu schicken. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisierte, dass in den vergangenen Jahren 4000 Stellen bei der Hauptstadt-Polizei gestrichen worden seien.

"Ich halte eine größere Polizeipräsenz für sehr wichtig, um das Sicherheitsgefühl zu stärken", sagte Innensenator Frank Henkel. "Aber wir müssen ehrlich sein: Auch wenn wir 20.000 Polizisten hätten, würden wir nur bedingt weiterkommen. Polizei und Justiz stehen am Ende einer langen Kette."

Bringt bessere Koordination mehr Sicherheit?

Zuletzt schockierten mehrere Gewaltfälle am Alexanderplatz. So wurde dort jüngst ein 23-Jähriger grundlos niedergeschossen, nachdem er von einem Mann angepöbelt worden war. Der Alexanderplatz mit dem Fernsehturm - eines der wohl bekanntesten Wahrzeichen Berlins - zieht Scharen von Touristen an. Der Ort in der Hauptstadt ist einer der zentralen Verkehrsknotenpunkte mit S- und U-Bahn - tagsüber wie nachts. Der Platz gilt als Kriminalitätsbrennpunkt.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) forderte eine bessere Vernetzung der Sicherheitsakteure. Am Alexanderplatz seien Polizei und BVG-Sicherheitsdienst für die U-Bahn zuständig, im oberen Bereich der S-Bahn hingegen die Bundespolizei und die Deutsche Bahn, sagte Berlins Landesvorsitzender Bodo Pfalzgraf. "Die Beteiligten müssen sich im Notfall schnell gegenseitig informieren, um auch einschreiten zu können, wenn ein Täter etwa von unten nach oben flüchtet. So sei etwa eine gemeinsame Leitstellenarbeit denkbar, die für bestimmte Brennpunkte die Koordination übernehme.

Quelle: ntv.de, Julian Mieth, dpa

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