Panorama

Faszination des Bösen Manson vor 40 Jahren verurteilt

Der Mann mit den Hakenkreuz auf der Stirn: Charles Manson.

Der Mann mit den Hakenkreuz auf der Stirn: Charles Manson.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Sektenführer Charles Manson gibt 1969 den Mord an der hochschwangeren Schauspielerin Sharon Tate in Auftrag. Seine Anhänger töten dabei fünf Menschen auf bestialische Weise. Der Richter verurteilt Manson zum Tode in der Gaskammer. Kurz darauf wird die Strafe in lebenslang umgewandelt. Heute ist er eine diabolische Kultfigur.

In einer Augustnacht 1969 drangen die Jünger des Sektenführers Charles Manson auf das Hollywood-Anwesen von Regisseur Roman Polanski vor und töteten auf brutale Weise fünf Menschen. Unter den Opfern war die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate, Polanskis Freundin. In einem der spektakulärsten Strafprozesse der US-Geschichte erhielt Manson vor 40 Jahren die Todesstrafe, doch nach deren vorübergehender Abschaffung wurde sein Urteil in lebenslange Haft umgewandelt. Im Gefängnis ist Manson in den vergangenen Jahrzehnten zu einer düsteren Ikone der Gegenkultur geworden, die Abscheu ebenso hervorruft wie makabre Faszination.

Manson verkörperte die Schattenseiten der Aufbruchszeit in den späten 60ern. Der mäßig erfolgreiche Musiker predigte die Hippie-Ideale von freier Liebe und Drogenrausch und verkehrte dann die friedvolle Botschaft der Blumenkinder durch grausame Radikalisierung ins Gegenteil. In Kalifornien hatte er eine sektenähnliche Kommune gegründet, die Manson-Family. Seine Anhänger brachte er dazu, bestialische Morde zu begehen.

Irrsinniger Ritualmord an Sharon Tate

Die brutale Willkür des Überfalls auf Polanskis Villa in Los Angeles schockierte die Welt. Die von Manson geschickten Mörder - drei junge Frauen und ein Mann - stachen 16 Mal auf Tate ein. Drei ihrer Freunde wurden ebenfalls erstochen, vor dem Haus erschossen die Täter einen 18-jährigen Passanten. Die Tat trug Züge eines irrsinnigen Ritualmords: Mit Sharon Tates Blut schmierten die Mörder das Wort "Pig" ("Schwein") an die Wand - Ausdruck des grenzenlosen Hasses auf das Establishment. Polanski selbst entging den Mördern, weil er nicht anwesend war.

Am Tag darauf töteten Mansons Anhänger in ähnlich blutiger Weise ein Ladenbesitzer-Ehepaar. Daraufhin machten sich Angst und Schrecken in Los Angeles breit: Es dauerte fast drei Monate, bis die Polizei die Gruppe festnahm. Später stellte sich heraus, dass Manson auch den Auftrag für den Mord an einem Drogendealer gegeben hatte.

Status einer diabolische Kultfigur

Das Verfahren gegen Manson und seine Anhänger war der bis dahin längste und teuerste Mordprozess der USA. Sein eigenes Todesurteil hörte der Sektenführer damals nicht. Bevor die Geschworenen ihre Entscheidung vortragen konnten, wurde er wegen Störens aus dem Gerichtssaal gebracht. "Ihr habt keine Autorität über mich", rief Manson der Jury und dem vorsitzenden Richter Charles Older noch zu. Dieser bestätigte am 19. April 1971 das Todesurteil - zu vollstrecken in der Gaskammer. Manson wurde in eine Todeszelle im berüchtigten Gefängnis San Quentin gebracht.

Weil der Oberste Gerichtshof Kaliforniens die Todesstrafe aber 1972 vorübergehend abschaffte und die Strafe in lebenslang umgewandelt wurde, ist Manson Jahrzehnte später immer noch am Leben. Außerhalb der Gefängnismauern hat der Mann mit dem starren Blick und dem eingeritzten Hakenkreuz auf der Stirn den Status einer diabolischen Kultfigur erlangt. Manson-Devotionalien wie T-Shirts mit dem Slogan "Free Manson" finden weltweit Absatz. Der US-Komponist John Moran komponierte eine Oper über die Manson-Family, Rockbands wie Guns'n'Roses nahmen Songs auf. Im Internet organisieren sich Unterstützergruppen, es gibt sogar mehrere Facebook-Seiten.

Manson bedient das pure, reine Böse

Der frühere Staatsanwalt Vincent Bugliosi, der 1970 die Anklage gegen die Gruppe führte, erklärt sich die anhaltende Faszination mit der schieren Dimension des Irrsinns von Mansons Taten. "Charles Manson repräsentiert eine dunkle und böse Seite der Menschheit", schreibt er in seinem Bestseller "Helter Skelter" über den Manson-Fall. "Und die Menschen haben eine Seite, die von purem, reinem Bösen fasziniert ist."

Inzwischen ist Manson 76 Jahre alt. Den Großteil seines Lebens hat er im Gefängnis verbracht. Derzeit befindet er sich in der Haftanstalt von Corcoran in Kalifornien, wo er seit 1989 einsitzt. Seit Jahren kämpft der wegen achtfachen Mordes Verurteilte um seine Begnadigung, elf Anträge wurden bereits abgelehnt. Im kommenden Jahr wird er Antrag Nummer zwölf stellen dürfen.

Quelle: ntv.de, Gregor Waschinski, AFP

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