Panorama

Mordfall Dennis nach 10 Jahren geklärt Maskenmann gesteht Morde

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Der Mordfall Dennis ist geklärt: Ein 40-Jähriger gesteht, den neunjährigen sowie zwei weitere Jungen missbraucht und getötet zu haben. Der unauffällige und hilfsbereite Mann arbeitete als Pädagoge und Jugendbetreuer. Er soll noch für weitere Morde verantwortlich sein und Kinder in über 40 Fällen sexuell missbraucht haben.

Nach jahrelangen Ermittlungen hat die Polizei einen mutmaßlichen Sexualtäter gefasst, der mindestens drei Jungen ermordet und etwa 40 weitere sexuell missbraucht haben soll. Wie die "Sonderkommission Dennis" und die Staatsanwaltschaft Stade in Verden an der Aller bei Bremen mitteilten, hat ein 40-jähriger Pädagoge aus Hamburg die Taten gestanden. Er sitzt in Untersuchungshaft. Das Amtsgericht Stade hat bereits Haftbefehl wegen des dreifachen Mordes erlassen.

Dennis wurde nur neun Jahre alt.

Dennis wurde nur neun Jahre alt.

(Foto: dapd)

Zwischen 1992 und 2001 soll er in Norddeutschland als maskierter, schwarz gekleideter Mann zunächst den 13-jährigen Stefan J. aus einem Internat, dann den achtjährigen Dennis R. aus einem Zeltlager und schließlich den neunjährigen Dennis K. aus einem Schullandheim entführt, missbraucht und ermordet haben. In den 90er Jahren soll er auch in eine Jugendherberge und wiederholt in Wohnhäuser eingedrungen sein, um sich an Jungen zu vergehen. Zudem soll er einen Achtjährigen in demselben Schullandheim wie Dennis K. nachts geweckt und in eindeutiger Pose fotografiert haben.

Tod von Dennis 2001

Dennis wurde aus einem Schullandheim verschleppt und getötet.

Dennis wurde aus einem Schullandheim verschleppt und getötet.

(Foto: dapd)

Der neunjährige Dennis K. war im September 2001 verschwunden. Zwei Wochen später fanden Pilzsammler seine Leiche. Sein Tod brachte die Fahnder vor zehn Jahren auf die Spur, dass der Mörder für mehrere Fälle verantwortlich sein könnte. Seither sammelte die Sonderkommission akribisch Hinweise. Zwischen 1992 und 2004 wurden insgesamt fünf Jungen überwiegend nach demselben Muster getötet - in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.

Bei dem dringend Tatverdächtigen handelt es sich nach Angaben der Ermittler um einen Alleinstehenden, der vor etwa zehn Jahren von Bremen nach Hamburg gezogen sei. Er sei Lehramtsanwärter gewesen, habe dann aber als Erwachsenenbildner und zeitweise als Jugendbetreuer gearbeitet. Zeugen beschrieben den Mann als sozial unauffällig und hilfsbereit. "Im Prinzip hat er vermutlich auch eher eine Art doppelte Buchführung betrieben", sagte Profiler Alexander Horn. Seit seinem 21. Lebensjahr sei er alleinstehend gewesen - und so wenig sozialer Kontrolle unterworfen. Der Serientäter wiederum war häufig "Maskenmann" oder "Phantom" genannt worden, weil Zeugen ihn als schwarzen Mann mit Gesichtsmaske beschrieben.

Kriminalistisches Puzzle

Phantombild des "Maskenmannes".

Phantombild des "Maskenmannes".

(Foto: dpa)

Der Polizei war der Mann als mutmaßlicher, aber nicht vorbestrafter Sexualtäter bekannt und war deshalb wie tausend andere norddeutsche Sexualtäter 2007 überprüft worden - damals allerdings ohne Ergebnis. Nach langer kriminalistischer Puzzlearbeit führte nun ein ehemaliges Opfer die Polizei auf die Spur des "Maskenmannes". "Wir sind erleichtert", sagte Uwe Jordan, Leiter der Polizei Verden, bei einer Pressekonferenz.

Neben dem Geständnis wiesen "exklusives Täterwissen" des Mannes, Indizien und Beweismittel darauf hin, dass der Inhaftierte tatsächlich der Täter sei. Das Puzzle habe sich zusammengefügt, nachdem ein Junge sich an Übergriffe erinnert hatte, die der mutmaßliche Täter 1995 an ihm begangen hatte. Er erinnerte sich daran, dass ihn ein Betreuer bei einer Jugendfreizeit in auffälliger Wiese über seine Wohnsituation ausgefragt hatte - einige Monate später war er von einem maskierten Mann missbraucht worden. "Genau dieser Hinweis war der Schlüssel, um die Gesamtserie lösen zu können", sagte Martin Erftenbeck, Leiter der Soko "Dennis". An den Tatorten sichergestellte DNA-Spuren ließen sich dem Mann nicht zuordnen. Auch der Hinweis eines Zeugen auf ein Auto, in dem Dennis K. gesessen haben soll, entpuppte sich nicht als heiße Spur - ließ aber den nun bedeutsamen Zeugen aktiv werden.

Erleichterung bei Nachbarn

Der Leiter der Sonderkommission erklärt die Hintergründe der Festnahme.

Der Leiter der Sonderkommission erklärt die Hintergründe der Festnahme.

(Foto: dapd)

Die Wohnung des Mannes in Hamburg sei am Mittwoch durchsucht worden. Bei der Vernehmung am Donnerstag habe der Beschuldigte dann ein Geständnis abgelegt. Die Fahnder wollen nun klären, ob der Mann noch weitere Taten zu verantworten hat, darunter zwei Morde an Jungen in Frankreich und den Niederlanden. Die Polizei werde dafür ein möglichst vollständiges Bewegungsbild des mutmaßlichen Täters erarbeiten. Für Profiler Horn steht bereits jetzt fest: "Es ist nicht auszuschließen, dass weitere Taten ans Tageslicht kommen."

Die Festnahme löste in der Nachbarschaft des Mannes in Hamburg-Wilstorf Bestürzung aus. "Wir können es einfach nicht fassen", sagte ein älterer Nachbar. Im Wohnort der Eltern von Dennis K. herrschte dagegen Erleichterung. "Solange man den Täter nicht hat, schwingt immer die Befürchtung mit, der läuft immer noch frei herum, da kann wieder etwas passieren", sagte Bürgermeister Martin Wagener in Osterholz-Scharmbeck. Am wichtigsten sei die Nachricht aber für die Familie. "Die können da wieder ihren Frieden finden."

Quelle: ntv.de, tis/dpa/AFP/rts

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