Panorama

Ab Dienstag wird's besser November im August

Rund 160 Liter Regen pro Quadratmeter fielen im August. Ein Spitzenwert.

Rund 160 Liter Regen pro Quadratmeter fielen im August. Ein Spitzenwert.

(Foto: dpa)

Eigentlich ist es erst Ende August. Gefühlt hat sich der Sommer aber bereits seit Wochen aus unseren Breiten zurückgezogen. Dabei fing doch alles so gut an. Rekordhitze, allerdings gefolgt von Rekordkälte und viel Regen. Darüber und über die Aussichten auf ein Sommercomeback sprachen wir mit n-tv Meteorologe Björn Alexander.

n-tv.de: Björn, was ist los in unserer Wetterküche?

Björn Alexander: In der Wetterküche wird momentan eigentlich eher Herbstliches zubereitet. Vergangene Woche Donnerstag hat's der Sommer zwar im Süden nochmals versucht. Und da gab es dann auch wieder sommerliche Werte jenseits der 25 Grad. Allerdings hielt zu diesem Zeitpunkt im Norden bereits die kühlere Luft dagegen. Zwischendrin zog ein Tief von West nach Ost und löste mit an die 200 Liter Regen pro Quadratmeter die teils schweren Überschwemmungen in Teilen NRWs und Niedersachsens aus. Der August war damit so wasserreich wie selten.

Damit hat sich dann die Sommerwärme auch verabschiedet?

Stimmt. Die erste Kaltfront erreichte zum Wochenende auch den Süden. Und damit hat sich bei uns kontinuierlich eine Nordwest-Wetterlage eingestellt. Zum Wochenwechsel hat sich Tief Erina von der Nordsee bzw. Dänemark zu uns verlagert. Und damit hat sich teilweise lupenreines Aprilwetter eingestellt.

Das heißt Schauer und Gewitter?

Björn Alexander

Björn Alexander

Ja auch. Allerdings ist Aprilwetter im August tendenziell schon mal heftiger als im April. Die Land- und Wassermassen sind nämlich wärmer als im April. Damit ist der Temperaturunterschied zwischen dem Boden und der hochreichenden Kaltluft, die uns jetzt erreicht hat, oft größer als im Frühjahr. Die Labilität, also die Neigung zu hochreichender Quellbewölkung, mit Regengüssen und Gewittern sowie entsprechenden Begleiterscheinungen wie Sturmböen ist dadurch auch erhöht.

Das gilt wohl auch für Wasserhosen oder Tornados?

Im Prinzip schon. Allerdings braucht es zur Entstehung von Tornados neben der Entstehung von Gewitterzellen auch noch die Komponente der Scherung. Der Wind muss sich vom Boden bis in die höhere Atmosphäre entweder in der Richtung oder der Geschwindigkeit stark ändern. Hierdurch entstehen - bildlich gesprochen - horizontal liegende und rotierende Windröhren oder Walzen. Wenn diese durch eine Gewitterzelle angesogen wird, dann kann sie sich vertikal aufstellen. Wenn sichtbarer Kontakt zwischen dem Boden und der Wolken entsteht, dann ist ein Tornado entstanden.

Wie ist der Unterschied zu einer Wasserhose, wie sie am Wochenende an der Ostsee entstanden ist?

Grundsätzlich ist es das selbe meteorologische Phänomen. Nur dass die Wasserhose über Wasser entsteht und nicht so viel Scherung benötigt wie ein Tornado über Land.

Bei so viel Ungemach: gibt es noch Hoffnung für ein Sommercomeback?

Für den Hochsommer wird es Ende August/Anfang September so oder so immer schwierig. Aber eine Besserung ist auf jeden Fall in Sicht. Den Tiefpunkt haben wir nämlich mit dem Wochenstart erreicht, im Flachland mit einstelligen Tiefstwerten am Ende der Nacht und Tageshöchstwerten oft nur um 14 bis 17 Grad. Im Bergland waren es am Montag Morgen sogar fast frostige Werte. Auf dem Brocken beispielsweise waren es 0,9 Grad. Hier lag der bisherige Rekordtiefstwert in der dritten Augustdekade bei 1,4 Grad. Ähnlich sah es unter anderem auch auf der Wasserkuppe oder dem Kahlen Asten aus. Zudem gibt's Schnee in den höheren Lagen der Alpen und teils ergiebigen Regen mit örtlicher Überschwemmungsgefahr am Alpenrand.

Und die Besserung?

Die gibt's ab Dienstag von Westen und Südwesten her. Die Niederschläge lassen dann auch im Südosten immer weiter nach. Und auch wenn die Wettermodelle uns im Laufe der Woche nur sehr selten Sommerwärme von 25 Grad oder mehr berechnen: Grundsätzlich bleibt es meist trocken und die Sonne kann die Luft kontinuierlich etwas mehr erwärmen. Das bedeutet dann - nach einstelligen Tiefstwerten in der Nacht - tagsüber verbreitet Temperaturen zwischen 18 und 23 Grad mit einigen Sonnenstunden. Gefühlt liegen wir damit dann wohl schon eher im Frühherbst.

Aber wenigstens nicht - wie in den vergangenen Tagen - gefühlt schon im November.

Stimmt!

Quelle: ntv.de

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