Panorama

Ölteppich nicht mehr aufzuhalten Obama in Louisiana

Tierschützer versorgen einen Basstölpel mit Wasser. Der Vogel war ölverschmiert gefunden worden.

Tierschützer versorgen einen Basstölpel mit Wasser. Der Vogel war ölverschmiert gefunden worden.

(Foto: AP)

Der Ölteppich im Golf von Mexiko droht sich zu einer der größten Umweltkatastrophen der USA auszuwachsen. Starke Winde verursachten einen heftigen Wellengang, der die Rettungsversuche des empfindlichen Naturraums erschwerte. Erst im Laufe der Woche erwarten Meteorologen eine Verbesserung. Es ist nach Angaben der Behörden nun nicht mehr zu verhindern, dass der Öl-Teppich die Küste in Mitleidenschaft zieht - erste Ausläufer erreichten bereits die Küste Louisianas. Experten fürchten Schäden in Milliarden-Höhe.

US-Präsident Obama ist unterdessen zu einem Kurzbesuch in der Ölpest-Region am Golf von Mexiko eingetroffen. Er landete in New Orleans im Bundesstaat Louisiana. Die Küste des Staates ist besonders stark von der Umweltkatastrophe bedroht. Obama wollte dann zunächst nach Venice am Mississippi-Delta weiterreisen, um sich dort bei der Küstenwache über das Ausmaß der Ölpest und die Gegenmaßnahmen zu informieren. Zuvor hatte es Kritik gegeben, der Präsident reagiere zu zögerlich. Mitarbeiter von Obama nahmen den Präsidenten dagegen in Schutz. Der Präsident sei von Anfang an eingebunden gewesen, hieß es. Inzwischen hat Obama 16 Bundesbehörden eingeschaltet.

"Nur noch eine Frage des wo und wann"

Obama mit Louisianas Gouverneur Bobby Jindal.

Obama mit Louisianas Gouverneur Bobby Jindal.

(Foto: AP)

Die Küste von Louisiana bis Florida ist gefährdet, vielen Regionen droht eine Katastrophe. Der immer noch wachsende Teppich hat eine Länge von schätzungsweise mehr als 200 Kilometern und ist rund 110 Kilometer breit. Knapp 800.000 Liter Öl laufen pro Tag ins Meer. Schlimmstenfalls könnten es bis zu 15,9 Millionen Liter pro Tag werden, sagte Innenminister Ken Salazar. "Ich glaube, wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten", sagte er im TV-Sender CNN. Die Behörden halten es für unvermeidlich, dass der Ölteppich die Küste belasten wird. "Es ist nur noch eine Frage des wo und wann", sagte Küstenwachen-Chef Thad Allen.

Es wurde erwartet, dass das Öl zuerst die Chandeleur-Inseln an Rande des Mississippi-Deltas erreicht. Sie gehören zum Wildreservat Braton National Wildlife, wo zahlreiche Vögel ihre Brutgebiete haben. In einigen Küstengebieten wurden bereits erste verschmutzte Vögel gefunden. Der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal, erwartet, dass die ersten schweren Ölklumpen am Montag an die Küste seines Staates gespült werden. Betroffen sind die vier US-Bundesstaaten Florida, Louisiana, Alabama und Mississippi. Überall wurde der Notstand ausgerufen, in Florida nur in Teilen des Landes.

Die Verschmutzung im Golf von Mexiko könnte sich zur schlimmsten Katastrophe dieser Art in der amerikanischen Geschichte auswachsen. Bisheriger Höhepunkt war 1989 das Unglück des Öl-Schiffs "Exxon Valdez", das vor der Küste Alaskas auf ein Riff auflief. Der US-Kongress schränkte daraufhin die Öl-Schifffahrt vor der Küste Alaskas ein.

Leck nicht unter Kontrolle

Durch den Wellengang werden die Begrenzungen einfach überspült oder zerrissen - das ölige Wasser erreicht so ungehindert das Marschland an Louisianas Küste.

Durch den Wellengang werden die Begrenzungen einfach überspült oder zerrissen - das ölige Wasser erreicht so ungehindert das Marschland an Louisianas Küste.

(Foto: dpa)

Die amerikanische Regierung erhöhte unterdessen den Druck auf den Öl-Riesen BP, sich als Besitzer der gesunkenen Bohrplattform beim Stopfen des Lecks und der Eindämmung des Ölteppichs stärker zu engagieren. Dazu sei das Unternehmen per Gesetz und nach den Verträgen verpflichtet, sagte Innenminister Salazar. Nach seinen Worten gibt es keinen Zweifel, dass eine Vorrichtung zum Schutz vor einem solchen Ölaustritt nicht funktionierte.

Eine Lösung, das Loch in 1600 Meter Tiefe zu stopfen, war jedoch nicht in Sicht. Mehrere Hundert Boote und Flugzeuge beteiligten an Versuchen, den Teppich auf der Wasseroberfläche zusammenzuhalten. Die Küstenwache weitete den Einsatz von schwimmenden Sperren und Schranken aus, um das Öl aufzunehmen. Ein Sturm und hoher Wellengang machte diese Versuche aber vielerorts zunichte.

Mindestens vier Wochen, wenn nicht zwei bis drei Monate dürfte es Experten zufolge dauern, bis entweder eine Abzugsröhre das Öl in ein Schiff umleiten oder eine zweite Quelle angebohrt werden kann, aus der das Öl kontrolliert entweichen kann. BP räumte ein, Schwierigkeiten zu haben, das Leck unter Kontrolle zu bringen. Einem Bericht der britischen Zeitung "Mail on Sunday" zufolge könnten auf BP Kosten in Höhe von mehr als 4,6 Milliarden Dollar zur Eindämmung der Ölpest und zur Reinigung der Küsten zukommen.

Tierschützer planen Großeinsatz

Die Küstengewässer und Sumpfgebiete im Golf von Mexiko sind Heimat zahlreicher Tierarten wie Seekühe, Delfine, Wale, Tümmler, Pelikane sowie anderer Vögel. Im Golf gibt es zudem riesige Mengen an Fischen, Austern, Krabben und Muscheln. Tierschützer und auf Ölkatastrophen spezialisierte Helfer bereiteten sich auf einen Großeinsatz vor.

Die jüngste Katastrophe wirft ein Schlaglicht auf geplante Bohrungen vor den US-Küsten. Zum Entsetzen vieler Anhänger hatte Obama erst kürzlich Tiefseebohrungen zur Öl- und Gassuche gebilligt, die nun aber erst einmal ausgesetzt wurden. Der sich abzeichnende wirtschaftliche Schaden führt zu Unmut in der Bevölkerung. Allein die Fischereiindustrie in Louisiana könnte der Öl-Teppich einem Analysten zufolge 2,5 Milliarden Dollar kosten. Der Schaden für die Tourismusindustrie entlang der Golfküste Floridas könnte sich auf drei Milliarden Dollar summieren, schätzte die Investmentgesellschaft Bernstein.

Die US-Behörden verhängten für weite Teile der von der Ölpest bedrohten Küstenregion ein Fischfangverbot. Es gilt sowohl für die kommerzielle als auch für die Hobbyfischerei. Der Stopp soll zunächst zehn Tage dauern. Betroffen sind die Küstengewässer zwischen dem Mississippi-Delta im US-Staat Louisiana und der Bucht von Pensacola in Florida. Das teilte die Behörde für Ozeanographie mit. Sie hat Wissenschaftler in die Region geschickt, die zum Beispiel prüfen sollen, ob der Verzehr von Fischen sowie Meeresfrüchten ungefährlich ist.

Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP

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