Wieder Panne am Leck Ökodesaster ohne Ende
02.06.2010, 20:22 Uhr
Die Säge bleibt beim Versuch, das Steigrohr zu durchtrennen, stecken.
(Foto: Reuters)
Nach 44 Tagen schwappt das Öl jetzt bis vor die Touristenstrände Floridas. Zugleich gab es bei einem erneuten Versuch, den Ölfluss zumindest einzudämmen, erneut einen Rückschlag: Beim Absägen des defekten Steigrohrs am Ölleck blieb die Säge stecken.
Die Ölpest im Golf von Mexiko breitet sich dramatisch aus: Jetzt sind auch die Touristen-Strände Floridas bedroht, in den Bundesstaaten Mississippi und Alabama werden Teerklumpen an Land gespült. Zugleich hat der Kampf gegen die Ölkatastrophe einen weiteren Rückschlag erlitten. Eine über ferngesteuerte Roboter betriebene Säge, die unter Wasser die leckende Steigleitung absägen sollte, sei in dem Rohr stecken geblieben, sagte US-Admiral Thad Allen.
Trotz des technischen Problems soll der jüngste Versuch zur Eindämmung des Ölflusses fortgesetzt werden. Möglicherweise müsse eine zweite Säge zum Bohrloch in 1500 Metern Tiefe herabgelassen werden, sagte Allen. Ziel des neuen Einsatzes ist es, das Austreten des Öls zumindest einzudämmen. Ferngesteuerte Roboter sollen die Steigleitung absägen und eine Art Trichter anbringen. Das Öl soll dann abgepumpt werden.
Ölpest im Urlauberparadies
Die Behörden von Florida bereiteten sich derweil auf eine bevorstehende Ölverschmutzung der Küsten vor. Am Mittwoch wurde laut Behörden etwa zehn Kilometer vor der Nordostküste des Bundesstaats Öl gesichtet, das wahrscheinlich aus dem Bohrloch stammt. Es sei damit zu rechnen, dass es binnen drei Tagen an Land gespült werde.
Die Strände im Nordosten Floridas sind als Urlaubsziel beliebt und haben eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung für den Staat. Im Bundesstaat Louisiana hat das Öl bereits etwa 200 Kilometer Küste verschmutzt. Auch in den Bundesstaaten Mississippi und Alabama wurde bereits Öl an die Küste angespült.
Ermittlungen gegen BP
"Wir werden nicht ruhen, solange nicht für Gerechtigkeit gesorgt wurde", sagte Justizminister Eric Holder in New Orleans. Straf- und zivilrechtliche Ermittlungen seien eingeleitet worden. Es sei im Interesse des britischen Ölkonzerns BP als Betreiber der explodierten Bohrinsel "Deepwater Horizon", seine Anstrengungen zur Beseitigung der Schäden möglichst zu verdoppeln. BP hatte angekündigt, die "volle Verantwortung" zu übernehmen und allen rechtmäßigen Schadenersatzansprüchen nachzukommen.
Obama will Gesetz vorantreiben
Als Konsequenz aus der Ölpest will US-Präsident Barack Obama das innenpolitisch umstrittene Gesetz zur Förderung alternativer Energien vorantreiben. Die Abhängigkeit der USA von fossilen Brennstoffen und die anhaltenden Risiken der Ölförderung ließen "nur einen Weg" für die künftige Energiepolitik der USA zu, nämlich eine Abgabe auf Verschmutzung durch Kohlendioxid (CO2), sagte Obama in Pittsburgh. Der Präsident räumte ein, dass ein entsprechender Gesetzentwurf derzeit noch nicht über die nötige Mehrheit im Senat verfüge. "Die nächste Generation darf nicht Geisel der Energiequellen des vergangenen Jahrhunderts sein." Die oppositionellen Republikaner, aber auch einige demokratische Senatoren, fürchten durch eine Emissionsabgabe zu hohe Belastungen für die Unternehmen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts