Panorama

Drei Tote bei Unwettern "Olivia" fegt über Deutschland

Vielerorts wurden Bäume umgerissen und dabei Autos beschädigt.

Vielerorts wurden Bäume umgerissen und dabei Autos beschädigt.

(Foto: dpa)

Das Sturmtief "Olivia" richtet im Westen Deutschlands und Teilen Europas schwere Schäden an, drei Menschen kommen ums Leben. Die Flughäfen in Frankfurt und Düsseldorf müssen zeitweise schließen, Sturmböen und Windhosen räumen Dächer ab und verwüsten Campingplätze.

Mindestens drei Tote, viele Verletzte und Schäden in Millionenhöhe: Das ist die Bilanz von Sturmtief "Olivia", das am Mittwochabend über Europa hinwegfegte. Ein Jäger und zwei Urlauber kamen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden ums Leben. Viele Menschen wurden verletzt. "Olivia" entwurzelte zahlreiche Bäume und deckte Dächer ab. Der Verkehr auf Schienen, Straßen und in der Luft war vielerorts unterbrochen. In Belgien und Frankreich fiel für tausende Menschen der Strom aus. Am Samstag ziehen neue Gewitter heran.

Das war einmal ein Dach: Teile eines Wellblechsdach einer Baufirma in Ortenau, Baden-Württemberg.

Das war einmal ein Dach: Teile eines Wellblechsdach einer Baufirma in Ortenau, Baden-Württemberg.

(Foto: dpa)

Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main wurden Starts und Landungen vorübergehend ebenso gestoppt wie in Düsseldorf und Paris. In Hessen und Nordrhein-Westfalen waren etliche Bahnverbindungen unterbrochen, wie Bahnsprecher sagten. Erst am Montag war über NRW hinweggefegt und richtete Millionenschäden an. Der ICE-Verkehr von und nach Amsterdam wurde über Venlo umgeleitet. In München schlugen Blitze in die Gleise am Ostbahnhof ein, was vor allem den S-Bahnverkehr stark störte.

Auf Deutschland kommt derweil nach einer kurzen Erfrischungspause neue Hitze mit Gewittern am Samstag zu. Möglicherweise werde es keine ausgeprägte Gewitterlinie geben wie am Mittwochabend, aber "sicher ist, es kommen Gewitter", sagte der Meteorologe Simon Trippler vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Am Mittwoch maß der DWD die deutschlandweit höchste Temperatur in Waghäusel-Kirrlach (Baden- Württemberg) mit 37,1 Grad.

Blitzeinschlag und Feuer verschlafen

Auch Belgien wurde von Olivia verwüstet.

Auch Belgien wurde von Olivia verwüstet.

(Foto: dpa)

In einem Wald bei Kassel erschlug ein umstürzender Baum einen Jäger. Das gleiche Schicksal ereilte einen 38-Jährigen auf einem Campingplatz bei Lyon in Frankreich. Bei Neuwied in Rheinland-Pfalz flog ein Zelt mit drei Frauen davon - eine 20-Jährige verletzte sich dabei schwer an Wirbelsäule und Kopf. In den Niederlanden starb eine Camperin, als eine Windhose über den Zeltplatz raste.

Acht andere Urlauber wurden auf dem Campingplatz 13 Kilometer nördlich von Emmrich am Rhein verletzt. Drei von ihnen wurden noch auf einer Intensivstation behandelt. Ihr Zustand sei aber stabil, erklärten Ärzte. Der gewaltige Luftwirbel hatte etliche Zelte fortgefegt und fast 20 Wohnwagen durch die Gegend geschleudert, teilte die niederländische Polizei mit.

Glück im Unglück hatte eine 56 Jahre alte Frau in Löhne in Ostwestfalen: Sie verschlief einen Blitzeinschlag und ein Feuer in ihrem Haus. Ein Feuerwehrmann aus der Nachbarschaft sah vom Fenster aus das Gebäude brennen, rief die Kollegen und lief ins brennende Haus und begleitete die Frau aus dem Gebäude.

Flugzeug muss wegen Sturmböen umkehren

In der Schweiz tötete ein Blitz vier Kühe auf einer Weide bei Luzern. In Belgien wurden mindestens 16 Menschen verletzt. In Losheim im Saarland deckte der Sturm rund 30 Häuser ab, herumfliegende Teile beschädigten ein Dutzend Autos. Bei Mainz stand ein Supermarkt plötzlich ohne Dach da. Ebenfalls bei Mainz hob ein Hausdach komplett ab. Es flog über ein Nachbarhaus und krachte in den Dachstuhl eines weiteren Gebäudes. Zumeist blieb es in Deutschland aber bei umgestürzten Bäumen und abgeknickten Ästen, allerdings liefen mehrere Keller voll Wasser. Im Osten Frankreichs waren 12.000 Menschen nach den Unwettern ohne elektrischen Strom, in Belgien rund 7500.

In München verliefen die Unwetter eher glimpflich.

In München verliefen die Unwetter eher glimpflich.

(Foto: dpa)

Glimpflich verlief ein Flug der luxemburgischen Gesellschaft Luxair. Nach Unternehmensangaben musste die Maschine am Abend ihren Landeanflug auf Luxemburg wegen Windböen abbrechen und nach Frankfurt zurückfliegen. Einige der 31 Passagiere und 4 Besatzungsmitglieder hätten Prellungen erlitten.

In anderen Gegenden der Welt rissen Taifune und Überschwemmungen noch viel mehr Menschen in den Tod. Auf den Philippinen stieg die Zahl der Toten nach einem starken Tropensturm auf 33. In China sind bei Überschwemmungen dieses Jahr nach Regierungsangaben bereits 600 Menschen ums Leben gekommen. 200 weitere würden vermisst. Staatliche Medien meldeten, entlang des Jangtse-Flusses würden in den nächsten Wochen weitere massive Überflutungen befürchtet.

Heißester Juni aller Zeiten

Nach Berechnungen von US-Klimaforschern ist der vergangene Monat weltweit der heißeste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1880 gewesen. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur rund um den Globus habe mit 16,2 Grad Celsius deutlich über dem langjährigen Juni-Mittel im 20. Jahrhundert von 15,5 Grad gelegen, teilte die US-Behörde für Ozean- und Klimaforschung (NOAA) mit.

Auch der Drei-Monats-Zeitraum von April bis Juni sei 2010 heißer gewesen als je zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Juni-Hitze war global freilich ungleich verteilt. Ganz besonders heiß war es im Zentrum und im Osten der USA, in Peru sowie in Zentral- und Westasien. In Nordeuropa, Südchina und im Nordwesten der USA sei es hingegen kälter gewesen als sonst.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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