Sri Lanka in Begeisterung Papst spricht Missionar heilig
14.01.2015, 20:17 Uhr
Mehr als eine halbe Million Menschen kamen um an der Papst-Messe teilzunehmen.
Auf Sri Lanka leben nur 1,2 Millionen Katholiken. Zur Messe mit dem Papst kamen mehr als eine halbe Million Menschen - darunter Buddhisten und Hindus. Auch sie empfingen seinen Segen.
Frank Roger steht nach der Papst-Messe auf Sri Lanka fast mit leeren Händen da. "Alle Flaggen sind weg. Alle Poster. Die Regenschirme. Und alle Tassen", sagt er. Noch immer drängen sich Menschen am Stand des 18-Jährigen in der Hauptstadt Colombo. Sie reißen ihm die letzten Buttons und Kalender aus der Hand, auf denen das Symbol des Besuchs leuchtet: Ein blaues Kreuz und die Bischofsmütze von Papst Franziskus, eingerahmt vom Weinrot, Grün und Orange der sri-lankischen Flagge.
Roger lächelt selig - obwohl er schon 15 Stunden hinter dem Holztisch steht. "Ist doch klar, dass jeder ein Andenken an solch einen Tag will", sagt er gutmütig. Ein bisschen überrascht haben ihn die Massen aber doch. Schließlich sind nur 6,1 Prozent der Bewohner der Tropeninsel - rund 1,2 Millionen - Katholiken, während die meisten Menschen Buddhisten sind.
Ausharren für den Papst
Hunderte Meter und Hunderttausende Menschen weiter hat Placidus Nishantha die Nacht direkt vor der Bühne verbracht. Er brachte seine ganze zehnköpfige Familie mit, ausgestattet mit Decken, geschmierten Broten und Thermoskannen. Müde sieht niemand aus. "Es ist, als hätten wir Gott gesehen", sagt der Zimmermann. Unter seinen Schnauzbart lächelt er von einem Ohr bis zum anderen, und die Augen blitzen mit dem Meer hinter der Kaimauer um die Wette.
Die meisten Besucher im Park Galle Face Green allerdings hatten während der Messe keinen direkten Blick auf Franziskus. "Macht nichts, ich fühle mich trotzdem gesegnet", meint der 23-jährige Dilshar Hansini mit leichtem Herzen. Er blickte auf einen der zahlreichen Bildschirme. Und er stimmte, wie viele der Gläubigen, die Lieder an. Ein tausendstimmiges "Halleluja" wurde dann von der leichten Brise in die Millionenstadt hineingetragen.
Symbolischer Besuch des Marienheiligtums
Während der Messe sprach der Papst den Missionar Joseph Vaz heilig, der über Jahrzehnte auf Sri Lanka wirkte. "Wir sind berufen, mit demselben Eifer, demselben Mut des heiligen Joseph hinauszugehen", appellierte Franziskus an seine Zuhörer. Dabei ging es ihm nicht nur um Missionierung. Christen sollten auch ihren Beitrag zu "Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung in der Gesellschaft Sri Lankas" leisten, meint er.
Franziskus ging gleich mit gutem Beispiel voran und flog nach der Messe in Colombo nach Madhu im Norden der Insel. Das Marienheiligtum dort ist ein symbolisch aufgeladener Ort, denn während des Bürgerkrieges auf Sri Lanka stand die Kirche in Madhu unter Beschuss. Franziskus möchte zur Versöhnung nach dem ethnischen Konflikt beitragen, der mehr als ein Vierteljahrhundert dauerte.
Colombo in Volksfeststimmung
Seine Friedensbotschaft könnte ankommen - schließlich gibt es sowohl unter der singhalesischen Mehrheit als auch der tamilischen Minderheit im Land Katholiken. Auch unter den Buddhisten auf der Insel ist Franziskus überaus beliebt, sie schätzen seine Zuwendung zum Volk - auch zu den Armen, Kranken und Andersdenkenden. Iresha Jyayathilaka etwa erklärt nach den Worten des Papstes zufrieden, auch sie habe seinen Segen empfangen.
Und so verströmte die Messe in Colombo das Gefühl eines Volksfestes, auf der fliegende Händler Ananas und Guavas verkauften, Luftballons und Seifenblasen. Alle schwitzten gemeinsam unter der Sonne, weil die Palmen kaum Schatten boten - eine Veranstaltung, die alle einschloss. "Ich verspüre eine innere Bindung mit Franziskus", sagt der Schweizer Jörg Fechtenbeiner. "Ich habe bei der Abreise nicht gewusst, dass der Papst kommt. Aber als ich es erfuhr, habe ich meinen Urlaub gleich um zehn Tage verlängert."
Quelle: ntv.de, Doreen Fiedler, dpa